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Der Törichte Engel

Der Törichte Engel

Titel: Der Törichte Engel
Autoren: Christopher Moore
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kehrten zu den diversen Maschinen zurück, an denen sie trainiert hatten, als das Debakel begann. »Frag die da oben. Sie werden dir bestätigen, dass sie die Glocke direkt an meinem Ohr hatte. Es war reine Notwehr.«
    »Er hat gesagt, er wolle was spenden, wenn er aus dem Laden kommt. Hat er aber nicht«, verkündete Lena, als sie langsam wieder Luft bekam. »Wir hatten einen indirekten Vertrag. Er hat ihn gebrochen. Und ich habe ihn nicht geschlagen.«
    »Die ist doch total durchgeknallt.« Dale sagte es, als erkläre er, Wasser sei nass … als verstünde es sich von selbst.
    Theo sah von einem zum anderen. Mit den beiden hatte er schon öfter zu tun gehabt, hatte aber gedacht, nach der Scheidung vor fünf Jahren sei Ruhe eingekehrt. (Seit vierzehn Jahren war er Polizist in Pine Cove – er hatte schon viele Pärchen von ihrer dunklen Seite kennen gelernt.) Erste Regel in einem häuslichen Konflikt war es, die Kontrahenten zu trennen, doch das schien hier bereits geschehen zu sein. Man sollte nicht Partei ergreifen, aber da Theo eine Schwäche für Verrückte hatte – er war selbst mit einer verheiratet –, beschloss er, eine Gewissensentscheidung zu treffen und seine Aufmerksamkeit auf Dale zu konzentrieren. Außerdem war der Typ ein Arsch.
    Theo klopfte Lena auf die Schulter und trabte hinüber zu Dales Wagen.
    »Vergeude nicht deine Zeit, Hippie«, sagte Dale. »Mir reicht’s.« Er stieg in seinen Pick-up und machte die Tür zu.
    Hippie?, dachte Theo. Hippie? Seinen Pferdeschwanz hatte er schon vor Jahren abgeschnitten. Er trug keine Birkenstock-Sandalen mehr. Er rauchte nicht mal mehr Gras. Wie kam dieser Typ dazu, ihn als Hippie zu bezeichnen?
    Hippie?, sagte er zu sich selbst, dann: »Hey!«
    Dale ließ seinen Wagen an und legte den ersten Gang ein.
    Theo stieg auf das Trittbrett, beugte sich über die Windschutzscheibe und klopfte mit einem Vierteldollar an, den er aus seiner Hosentasche gefischt hatte. »Nicht losfahren, Dale.«
    Klopf, klopf, klopf. »Wenn du jetzt fährst, muss ich einen Haftbefehl für dich ausstellen.« Klopf, klopf, klopf. Jetzt war Theo sauer – da war er ganz sicher. Ja, das war definitiv Unmut.
    Dale nahm den Gang raus und drückte den Knopf für den elektrischen Fensterheber. »Was? Was willst du?«
    »Lena will Anzeige wegen Körperverletzung erstatten – vielleicht sogar wegen Körperverletzung mit einer gefährlichen Waffe. Ich denke, du solltest dir noch mal überlegen, ob du wirklich wegfahren willst.«
    »Gefährliche Waffe? Es war ein Eisbeutel.«
    Theo schüttelte den Kopf, sprach mit der vergnügten Stimme eines Märchenonkels: »Ein Fünf-Kilo-Beutel Eis. Hör doch, Dale, wie ich vor den Augen der Geschworenen einen Fünf-Kilo -Eisblock auf den Boden im Gerichtssaal fallen lasse. Kannst du es hören? Siehst du, wie die Geschworenen zusammenzucken, wenn ich auf dem Tisch der Verteidigung eine Honigmelone mit einem Fünf-Kilo-Eisblock zermalme? Keine gefährliche Waffe? ›Meine Damen und Herren Geschworenen, dieser Mann, dieses verkommene Subjekt, dieser Redneck, dieses – wenn ich so sagen darf – ungeputzte Katzenklo von einem Mann, hat auf eine wehrlose Frau eingeschlagen, eine Frau, die aus reiner Herzensgüte Spenden für die Armen sammelte, eine Frau, die doch nur …‹«
    »Aber es war kein Eisblock, es war …«
    Theo hob den Zeigefinger. »Kein Wort mehr, Dale, bevor ich dich nicht auf deine Rechte hingewiesen habe.« Theo spürte, dass es Dale nicht kalt ließ – Adern pulsierten an den Schläfen des Maklers, und sein kahler Schädel lief hellrosa an. Hippie, hm? »Lena will auf jeden Fall Anzeige erstatten, nicht, Lena?«
    Mittlerweile hatte sich Lena zum Pick-up geschleppt.
    »Nein«, sagte Lena.
    »Miststück!«, blaffte Theo – es war ihm rausgerutscht, bevor er es verhindern konnte. Er hatte eine echte Glückssträhne gehabt.
    »Da siehst du, wie sie ist«, sagte Dale. »Jetzt hättest du auch gern einen Eisbeutel, was, Hippie?«
    »Ich bin Polizeibeamter«, erwiderte Theo und wünschte, er hätte eine Waffe oder irgendwas dabei. Er holte seine Brieftasche mit der Marke aus der Hosentasche, kam dann aber zu dem Schluss, dass es wohl zu spät war, jetzt noch seinen Ausweis zu zücken, zumal er Dale seit fast zwanzig Jahren kannte.
    »Ja, und ich bin ein Karibu«, sagte Dale stolzer, als er darauf eigentlich hätte sein sollen.
    »Ich bin bereit, die ganze Sache zu vergessen, wenn er einen Hunderter in die Spendenbüchse wirft«, erklärte
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