Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Törichte Engel

Der Törichte Engel

Titel: Der Törichte Engel
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
Treppensteigmaschinen aus konnten die Mitglieder des BULGES beobachten, wer im Supermarkt ein und aus ging, ohne das Gefühl haben zu müssen, sie würden jemandem nachspionieren. So endete der Augenblick reiner Freude und milder Adrenalinausschüttung für die sechs, die Lena und Dale beobachteten, mit einem herben Schock, als der böse Immobilienmakler der Latino-Nikolette einen Sack mit Eiswürfeln in den Bauch rammte. Fünf der sechs kamen kurz ins Stolpern oder stöhnten auf, aber Georgia Bauman – die ihre Tretmühle gerade auf dreizehn Stundenkilometer hochgedreht hatte, weil sie bis Weihnachten acht Kilo abspecken wollte, um in das rote, paillettenbesetzte Cocktailkleid zu passen, das ihr Mann in einem Anflug von sexueller Schwärmerei gekauft hatte – taumelte auf ihrer Tretmühle rückwärts und landete in einem farbenfrohen Haufen aus Yogaschülerinnen in Gymnastikhosen, die hinter ihr auf den Matten übten.
    »Autsch, mein Arsch-Chakra!«
    »Es heißt Wurzel-Chakra.«
    »Fühlt sich aber an wie mein Arsch.«
    »Habt ihr das gesehen? Er hat sie fast umgehauen. Die Ärmste.«
    »Sollten wir nachsehen, ob sie okay ist?«
    »Irgendjemand sollte Theo anrufen.«
    Unisono klappten die Sportskanonen ihre Handys auf, wie die Jets ihre Messer, wenn sie im West-Side-Story -Bandenkrieg frischvergnügt dem Tod entgegentanzten.
    »Wieso hat sie den Kerl überhaupt geheiratet:«
    »Er ist so ein Arschloch.«
    »Sie hat früher getrunken.«
    »Georgia, Liebes, kommst du zurecht?«
    »Kriegt man Theo, wenn man 911 wählt?«
    »Der Scheißkerl wird noch wegfahren und sie einfach da liegen lassen.«
    »Wir sollten Hilfe holen.«
    »Ich hab noch zwölf Minuten auf dem Ding hier.«
    »Das Netz in diesem Kaff ist fürchterlich.«
    »Ich hab Theo auf Kurzwahl, für die Kinder. Ich ruf ihn an.«
    »Seht euch Georgia und die Mädchen an. Sieht aus, als hätten sie Twister gespielt und wären hingefallen.«
    »Hallo, Theo. Hier ist Jane, oben im BULGES . Ja, also, ich hab hier eben aus dem Fenster gesehen, und mir ist aufgefallen, dass es drüben beim Thrifty-Mart wohl ein kleines Problem gibt. Na, ich will mich ja nicht einmischen, aber nehmen wir mal an, ein gewisser Makler hätte eben mit einem Eisbeutel auf einen von den Heilsarmee-Weihnachtsmännern eingeprügelt. Gut, dann halte ich Ausschau nach deinem Wagen.«
    Sie klappte ihr Handy zu. »Er ist unterwegs.«
    Theophilus Crowes Handy spielte acht Takte von »Tangled Up in Blue«, mit einer nervigen, elektronischen Stimme, die wie ein Chor Not leidender Stubenfliegen klang, oder wie Jiminy Cricket im Heliumrausch, oder, na ja, ihr wisst schon, Bob Dylan … jedenfalls, als er das Ding endlich aufgeklappt hatte, warfen ihm fünf Leute in der Gemüseabteilung derart böse Blicke zu, dass beinahe der Rucola-Salat in seinem Einkaufswagen verwelkt wäre. Er lächelte, als wollte er sagen: Tut mir Leid, ich kann diese Dinger auch nicht leiden, aber was soll man machen?, dann sagte er: »Constable Crowe«, nur um die Umstehenden daran zu erinnern, dass er nicht zu seinem Vergnügen hier rumhing, dass er DAS Gesetz war.
    »Auf dem Parkplatz vom Thrifty-Mart? Okay, ich komme.«
    Wow, das war ja praktisch! Das Gute an dem Job als Gesetzeshüter in einem Ort mit nur fünftausend Einwohnern war, dass man es nie weit hatte, wenn es irgendwo Ärger gab. Theo parkte seinen Einkaufswagen am Ende des Gangs und trabte an den Kassen vorbei durch die Automatiktüren hinaus auf den Parkplatz. (Er war eine Gottesanbeterin von einem Mann, in Jeans und Flanell, eins fünfundneunzig groß, neunzig Kilo, und er kannte nur drei Geschwindigkeiten: Schlendern, Trab und Stillstand.) Draußen fand er Lena Marquez, die sich krümmte und nach Atem rang. Ihr Exmann, Dale Pearson, stieg gerade in seinen Gelände-Pick-up.
    »Stehen bleiben, Dale. Warte«, sagte Theo.
    Theo überzeugte sich davon, dass Lena nur die Luft weggeblieben war und sie bald wieder okay sein würde, dann widmete er sich dem stämmigen Makler, der mit einem Stiefel auf dem Trittbrett stand, als wollte er fahren, sobald die heiße Luft aus dem Wagen abgezogen war.
    »Was ist hier los?«
    »Die blöde Kuh hat mir ihre Glocke um die Ohren gehauen,«
    »Hab ich nicht«, keuchte Lena.
    »Man hat mir gemeldet, du hättest sie mit einem Eisbeutel geschlagen, Dale. Das ist Körperverletzung.«
    Dale Pearson sah sich kurz um und entdeckte die Frauen, die sich drüben im Fitnesscenter am Fenster drängten. Alle wandten sich gleichzeitig ab,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher