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Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
Autoren: Cody Mcfadyen
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Schlafzimmer hinauf und sehe mich um. Es ist ein großzügiges Elternschlafzimmer. Die Schlagläden entlang der Vorderfront können so eingestellt werden, dass sie den Sonnenschein nur teilweise oder mit voller Kraft ins Innere lassen. Die Wände sind in Weißtönen gehalten, die Bettdecke ein hellblauer Farbtupfer. Das Bett beherrscht das Zimmer, ein breites, riesiges, himmlisches Ding mit einer teuren Matratze. Jede Menge Kissen, ganze Berge von Kissen. Ich liebe Kissen.
    Es gibt zwei gleiche Schubladenkommoden, eine für Matt und eine für mich, beide in dunklem Kirschholz. An der Decke dreht sich leise ein Ventilator; sein dunkles Brummen ist seit langem der Begleiter meines Schlafs.
    Ich setze mich aufs Bett und schaue mich um, nehme das Zimmer in mich auf.
    Ich brauche diesen Augenblick, bevor es losgeht. Ein paar Sekunden, um das zu sehen, was war. Nicht das, was werden wird.
    Großartige Dinge, schreckliche Dinge und ganz banale Dinge, sie alle haben sich hier ereignet, auf diesem Bett. Sie gehen durch mich hindurch wie Regentropfen durch ein Blätterdach. Ein leises Donnern auf dem Dach meiner Welt.
    Irgendwann verlieren Erinnerungen ihre Schärfe. Sie lassen dich nicht mehr bluten. Sie schneiden nicht mehr ins Fleisch; stattdessen wühlen sie dich auf. So ist es auch mit den Erinnerungen an meine Familie, und ich bin froh darüber. Es gab eine Zeit, als jeder Gedanke an Matt oder Alexa mich dazu gebracht hat, mich vor Schmerz zu krümmen. Heute kann ich an sie denken und lächeln.
    Es geht weiter, Baby, immer weiter.
    Doch Matt spricht noch von Zeit zu Zeit zu mir. Er war mein bester Freund; ich bin noch nicht bereit, seine Stimme aus meinem Innern zu verdrängen.
    Ich schließe die Augen und denke daran, wie wir das Bett in dieses Zimmer gebracht haben, nachdem Matt und ich es gekauft hatten. Es war unser erstes Haus. Wir hatten unsere Bankkonten für die Anzahlung leergeräumt und gehofft, einen verständnisvollen Kreditgeber zu finden. Wir hatten ein Haus in einer aufblühenden Gegend von Pasadena gekauft, ein zweistöckiges, neueres Gebäude (eines von den wunderschönen, hundert Jahre alten Häusern konnten wir uns nicht leisen, auch wenn wir es liebend gern getan hätten). Es war ziemlich weit weg von unseren Arbeitstellen, aber keiner von uns wollte in Los Angeles wohnen. Wir wollten eine Familie, und da warPasadena sicherer. Das Haus sah aus wie alle anderen ringsum. Es besaß keine Identität, doch es war unser Haus.
    »Das ist unser Zuhause«, hatte Matt im Vorgarten zu mir gesagt und mich von hinten umarmt, als wir beide zu dem Haus hinaufgeschaut hatten. »Ich finde, dazu passt ein neues Bett. Es ist ein Symbol.«
    Das war natürlich albern. Und ich war natürlich einverstanden. Also kauften wir das Bett und mühten uns ab, es die Treppe hinaufzuwuchten. Beim Zusammenbau des Kopfteils, des Rahmens und des Fußteils kamen wir ganz schön ins Schwitzen, und wir ächzten beim Montieren des Federrahmens. Dann saßen wir schwer atmend auf dem Fußboden des Schlafzimmers.
    Matt sah mich an und lächelte. Ruckartig hob und senkte er die Augenbrauen. »Was sagst du dazu, wenn wir ein paar Laken aufs Bett werfen und ein bisschen horizontalen Mambo tanzen?«
    Ich musste kichern wegen seiner gespielten Plumpheit. »Du weißt, wie man ein Mädchen umgarnt, so viel steht fest.«
    Er setzte eine ernste Miene auf, legte sich eine Hand aufs Herz und hob die andere. »Mein Vater hat mich die Regeln gelehrt, wie man ein Weib ins Bett kriegt. Ich habe versprochen, mich immer daran zu halten.«
    »Und was sind das für Regeln?«
    »Du sollst beim Sex nie deine Socken tragen. Du sollst wissen, wo die Klitoris ist. Du sollst das Weib in den Armen halten, bis es eingeschlafen ist, bevor du selbst einschläfst. Und Furzen im Bett ist verboten.«
    Ich nickte. »Dein Vater war ein kluger Mann. Ich stimme seinen Regeln zu.«
    Wir tanzten den ganzen Nachmittag horizontalen Mambo, bis in die Abenddämmerung.
    Und nun schaue ich auf das Bett. Fühle es mehr, als dass ich es sehe.
    Alexa wurde auf diesem Bett empfangen, in einem verschwitzten, zärtlichen Augenblick, oder vielleicht auch in einem raueren, akrobatischen Moment, wer weiß das noch. Matt und ich kamen zusammen, eins, lösten uns voneinander, zwei, und Alex war entstanden, drei.
    Ich verbrachte schlaflose Nächte in diesem Bett, als ich schwanger war. Die Knöchel geschwollen, der Rücken schmerzend. Ich gab Matt für alles die Schuld – mit einer Bitterkeit,
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