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Der Todesbote

Der Todesbote

Titel: Der Todesbote
Autoren: Jaques Buval
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Land, und so beschließt der Globetrotter eine neuerliche Tour. Im September 1994 führt ihn seine nächste Reise mit einem Lkw nach Österreich. Erneut stellt er einen Asylantrag und behauptet gegenüber dem Beamten, der das Protokoll aufnimmt: »Ich habe am 29.9.1994 die Ukraine mit einem Lkw verlassen und bin am Tag darauf so gegen 18Uhr in Österreich angekommen. Ich habe dem Fahrer dafür 1.000 Dollar bezahlt. In einem Waldstück bei Rattersdorf (Burglengenfeld) musste ich das Fahrzeug verlassen. Danach hielt ich mich vier Tage im Wald auf. Am 4.10.1994 wurde ich um 5 Uhr morgens von Polizisten aufgegriffen und in die Flüchtlingsübernahmestelle nach Schachendorf gebracht.«
    Weil er keinen Reisepass besitzt und weder über Geld noch Unterkunft verfügt, steckt man ihn in Schubhaft. Und auch sein neuerlicher Asylantrag wird abgelehnt.
    Während eines Hofganges im Eisenstädter Gefängnis gelingt ihm am 4. Dezember 1994 die Flucht. In einem unbemerkten Augenblick überwindet er die vier Meter hohe Mauer mit einem Seil, das er aus einem Hemd und einer Hose geknüpft hat. Trotz intensiver Fahndung ist Onoprienko für die ermittelnden Beamten wie vom Erdboden verschluckt. Dabei hält er sich in dem örtlichen Arbeitsamt und der Handelskammer auf und wartet, bis die Beamten Feierabend machen.
    Dann durchsucht er in aller Ruhe die Schreibtische. Er findet einen Autoschlüssel. Der dazugehörige Wagen steht auf dem Hof des Amtes.
    Seelenruhig bricht er eine Vielzahl von Büroschränken auf.
    Das wenige Bargeld, das er findet, nimmt er mit. Auch einige Elektrogeräte verstaut er in dem Wagen, mit dem er anschließend in der Dunkelheit verschwindet. Erst am nächsten Tag wird die Polizei vom Hausmeister über den Einbruch im Amt informiert. Nun konzentriert sich die Fahndung der Polizei nicht mehr auf die Person Onoprienkos allein. Man sucht auch nach dem gestohlenen Wagen. Fahrzeugtyp und Kennzeichen des gestohlenen Wagens werden landesweit zur Fahndung ausgeschrieben. Doch Auto und Fahrer können trotz größter Anstrengungen nicht aufgegriffen werden.
    Kaum vier Monate später, im Januar 1995, greift man Onoprienko in Deutschland auf. Noch immer fährt er den in Österreich gestohlenen Wagen, ohne Papiere und ohne Ausweis. In dem sichergestellten Fahrzeug findet die Polizei umfangreiches Einbruchswerkzeug und Diebesgut.
    Nach kurzer Haftzeit schiebt man die unerwünschte Person Onoprienko wieder ab. Erneut bringt man ihn in seine Heimat der Ukraine zurück.
    In Kiews Polizeipräsidium kennt man Onoprienko inzwischen schon als den »Möchtegern-Aussiedler.«
    »Na, wieder zurück in der Heimat? Dich will wohl auch der Rest der Welt nicht haben?«, verhöhnen ihn die Beamten. Er bekommt seinen Ausweis zurück und darf die Polizeistation verlassen.
    An dem nächsten Zeitungskiosk sieht er die neuesten Nachrichten in großer Aufmachung aus seinem ungeliebten Heimatland. Alle Zeitungen und Illustrierten der Ukraine haben nur einen Titelbericht: »Serienmörder gesucht! Serienkiller überzieht das Land mit Angst und Schrecken. Schon 34 Tote!«
    Andere berichten bereits von 46 Opfern – und die Zahl der Opfer steigt.
    Doch Anatolij Onoprienko lassen die Nachrichten kalt. Noch immer ist er von Österreich enttäuscht. Einem Freund erzählt er: »Die Menschen dort sind alle sehr nett und freundlich in ihrer Art. Aber immer wieder schieben sie mich ab. Auch in Deutschland verstehen die Behörden nicht, dass ich ein echter Asylant bin und sie mich aufnehmen müssen. Ich weiß nicht, was ich falsch mache, aber all diese europäischen Länder schicken mich immer wieder in die Ukraine zurück. Dabei halten sich in diesen Ländern Zehntausende von Ausländern auf, denen man Asyl gewährt. Warum nicht mir? Ich kann das einfach nicht begreifen.«
    »Was willst du jetzt tun, hast du darüber schon nachgedacht?«, möchte sein Freund wissen.
    »Ich weiß es nicht. Was will ich ohne Geld schon Großes vollbringen? Mein Bruder ist auch nicht mehr bereit, mich zu unterstützen. Aber keine Sorge, ich werde mich schon irgendwie durchschlagen.«

    Onoprienko besucht einen Verwandten in dem kleinem Dorf Jaworiw im Westen der Ukraine und entscheidet sich zu bleiben. Seit der Ära Gorbatschows ist die Armut hier besonders groß, wie in vielen Teilen des Landes. Aber Anatolij hat gelernt zu überleben.
    Ein Zufall kommt ihm zu Hilfe. Er lernt eine Frau von 37 Jahren kennen, die zwei Kinder und eine schöne Wohnung hat.
    Schon bald nimmt sie
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