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Der Todesbote

Der Todesbote

Titel: Der Todesbote
Autoren: Jaques Buval
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genießen. Aus diesem Grunde hatte der Heranwachsende auch keine Chance für sein zukünftiges Leben.« Ist uns der Bezug zur Realität verloren gegangen? Können Gutachter bei solchen Serienmördern nicht mehr die Realität erkennen? Ihr Suchen nach dem Warum beginnt und endet meist in der Jugend dieser Täter. In größter Selbstverständlichkeit versucht man, das Böse in diesen Menschen zu entlasten.
    Natürlich trifft es häufig zu, dass sie in ihrer Kindheit aus der Gesellschaft ausgeschlossen waren und nie Liebe empfangen haben, denn meist waren ihre Familien nicht intakt und hätten therapeutischer Hilfe bedurft. Doch kann man damit ihre Taten erklären?

    Mit Entsetzen nehmen wir die Artikel der Tageszeitungen zur Kenntnis und sind froh darüber, dass diese geschilderten Schicksale nicht uns selbst oder unsere Lieben betreffen. Man trauert mit und ist doch innerlich beruhigt, in der Überschrift dieser Schreckensnachrichten nicht den Namen der eigenen Stadt zu lesen.
    Man liest die Namen eines anderen Landes und ist innerlich erleichtert, dass es nicht im eigenen Land geschehen ist. Vor allem bei Überschriften wie:

    »Anatolij Onoprienko, der schlimmste Massenmörder unserer Geschichte?«

    »Ich habe getötet wie ein Roboter, brüstet er sich.«

    »52 Morde! Diesem Tier darf man nicht vergeben!«

    »Das blutige Kreuz: Serienmörder Onoprienko und sein religiöses Mordmuster«

    »Der Killer des 20. Jahrhunderts«

    All diese Schlagzeilen sind nur einem einzigen Mann gewidmet: dem 1959 in Laski im Distrikt Zhitomirskaya Oblast in der Ukraine geborenen und bei seiner Verhaftung 40-jährigen Anatolij Onoprienko.
    Auf der ganzen Welt sieht man die schrecklichen Bilder, die an den einzelnen Tatorten in der Ukraine aufgenommen wurden. Aufnahmen von unzähligen Opfern: zu Tode gequälte Frauen, Männer und Kinder.
    Das ukrainische Fernsehen berichtet immer wieder über neue Gräueltaten, die sich mittlerweile über das ganze Land erstreckten.
    In den Wintermonaten entdeckt die Polizei Leichen in den Straßengräben der Landstraße. Der Schnee schimmert blutrot.
    Das Fernsehen zeigt die Leichen ganzer Familien vor ihren Häusern. Abgebrannte Häuser sind zu sehen mit zum Teil verkohlten Leichen. Die Menschen sehen eine Frau, deren Leib mit einem Spaten durchtrennt wurde. Eingeweide quellen hervor, der Rest des Körpers ist mit unzähligen Messerstichen übersät. Man kann den Todeskampf eines gefundenen Kindes erahnen. Die Hände, die Leid und Schmerz abwehren wollten, sind durch Schnitte zerfleischt, das kindliche Gesicht ist durch die Gewalteinwirkung nicht mehr zu erkennen.
    Ein Junge ist abgebildet, dem man mit einem Gewehr eine Gesichtshälfte weggeschossen hat. Das Blut und das Gehirn des Kindes klebt an der Tapete des Zimmers.
    Ein ganzes Land steht unter Schock. Niemand in diesem Lande will begreifen, wie ein einziger Mensch zu solchen Taten fähig sein kann. Längst geht die Polizei davon aus, dass es sich nur um einen geisteskranken Serientäter handeln kann.
    Stets die gleichen Tatwaffen und Tatabläufe lassen nur auf einen Einzeltäter schließen.
    Frauen lassen ihre Kinder nicht mehr unbeaufsichtigt auf ihren Grundstücken spielen. Auch sie selbst ziehen es vor, ihr Haus bei Einbruch der Dunkelheit nicht mehr zu verlassen.
    Immer wieder stellt sich die Polizei die Frage: »Gehört der Täter zur Kategorie der psychopathischen Sadisten oder gehört er zu den Mördern, die ihre perversen Fantasien anhand solcher bizarren Bluttaten befriedigen?«
    Die unschuldigen Opfer dieses Menschen werden in zahlreichen offenen Särgen aufgebahrt, und immer noch werden es mehr. Trauerzüge ziehen durch die ärmlichen Dörfer des Landes. Priester versuchen Trost zu spenden, doch niemand hört ihn. Die Blumengebinde an den Gräbern sind noch nicht verwelkt; schon werden neue Kränze gefertigt.
    Die Menschen verlieren sich in einem Akt, dessen Symbolik fast theatralisch anmutet. Sie zeigen ihren Schmerz und ihre Ohnmacht in einem in einer solchen Situation für ukrainische und russische Verhältnisse völlig normalen Ausbruch an
    »Hysterie«. Die Rückkehr zur erhofften Normalität wird an dem Erfolg der Ermittlungsbeamten gemessen. Die Bevölkerung des Landes schreit förmlich nach der Ergreifung des Serienmörders ohne Gnade. Man wartet und hofft nur auf eines – auf ein Ende der blutigen Taten. Doch die Medienberichte sprechen eine andere Sprache.

    Es ist der erste Weihnachtsfeiertag in der kleinen Stadt
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