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Der Todesbote

Der Todesbote

Titel: Der Todesbote
Autoren: Jaques Buval
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Minsk.
    Wieder einmal schlägt der Serienkiller zu, dieses Mal brutaler und grauenhafter als je zuvor. Neun Menschen müssen sterben
    – in einer einzigen Nacht. Der erste Polizeibeamte am Tatort gibt zu Protokoll: »Der Täter schlich sich offenbar in der Dunkelheit an das neu gebaute, noch nicht fertig gestellte Haus heran. Er konnte alles sehr genau beobachten, was in dem Hause geschah, da noch keine Gardinen angebracht waren. Das Anwesen steht am Ortsende. Deshalb konnte kein Nachbar den nächtlichen Besucher bemerken. Der Täter wartete offensichtlich, bis alle Bewohner des Hauses zu Bett gegangen waren und schliefen. Erst als er sich sicher sein konnte, dass ihn niemand hörte, betrat er das unversperrte Haus.«
    Was sich dann in dem kleinen Anwesen in Minsk ereignete, vermag der Beamte nur noch unter Tränen zu kommentieren:
    »Im Erdgeschoss befand sich das Schlafzimmer der Familie.

    Der Vater und der Sohn wurden durch mehrere Schüsse getötet. Die Frau wurde offensichtlich durch den Lärm der Schüsse wach und wollte aufstehen. Sie stand ihrem Mörder und dem Mörder ihrer Familie Auge in Auge gegenüber. Die Frau musste vor ihrem Mörder gekniet haben. Wahrscheinlich hat sie um Gnade gefleht. Doch das Monster hat sie mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen. Die Schläge auf den Kopf der Frau waren so heftig, dass wir nicht gleich erkennen konnten, ob es sich bei dem Opfer um eine Frau oder einen Mann handelt. Man sah nur Blut, immer wieder Blut. Die junge Frau hatte nur ein Nachthemd an. Es war bis zur Hüfte hoch geschoben. Als wir den Leichnam der Frau mit einer Decke bedeckten, wusste jeder von uns, was mit ihr geschehen war.«
    »Warum haben Sie die Leichen der Opfer nicht im Zimmer belassen, bis die zuständige Mordkommission kam?« will man von ihm wissen.
    Der Beamte sagt: »Die Leichen lagen alle in einem großen Schlafzimmer. Nachdem der Täter alle Personen getötet hatte, versuchte er einen Brand zu legen. Wahrscheinlich mit Benzin.
    Wir fanden im Hof nämlich einen kleinen Reservekanister. Das Feuer verbrannte zwar den Fußboden und die Türen, doch der Brand erfasste nicht das ganze Haus. Der Täter versuchte wohl, alle Spuren zu verwischen.«
    Nach der Tat durchwühlt der Täter alle Zimmer des Hauses nach Wertgegenständen. Er raubt den Schmuck der jungen Mutter und die neuen Spielsachen ihres Jungen. Selbst einen neuen Rock der jungen Frau lässt der Täter nicht zurück.
    »Es gab im ganzen Haus keinen Schrank«, so der protokollierende Beamte, »dessen Schubladen nicht durchwühlt worden waren. Sicher wurden auch Elektrogeräte entwendet.
    Denn in den Zimmern lagen mehrere Verlängerungskabel, jedoch ohne dazugehörige Geräte.«
    Nachdenklich wirkt der Beamte. Nur ungern erinnert er sich an diesen Tag zurück. Seine Stimme klingt beklommen.

    Minuten vergehen, bis es ihm gelingt weiterzuerzählen.
    »Es war äußerst schwierig, in den verkohlten Wohnräumen zu ermitteln. Auch die Eltern der Opfer konnten uns in ihrer Trauer nicht weiterhelfen. Immer wieder fragten wir sie, ob Gegenstände aus den Wohnräumen fehlen würden. Doch unter Tränen versicherten sie immer wieder nur eines, dass ihnen die Angehörigen fehlen, sonst nichts. Sie hatten nur einen Wunsch:
    ›Gebt uns unsere Kinder zurück!‹«
    Als man einen weiteren Polizisten befragt, der zu den Beamten gehörte, die als Erste an die Stätte des Grauens gerufen wurde, bricht der kräftige Mann in Tränen aus und sagt: »Sie lagen noch vor dem Haus. Der Vater nur mit einer Unterhose bekleidet. Die Mutter war fast nackt. Meine Kollegen haben den Leichnam notdürftig mit einem Stoff bedeckt. So wie man die Frau aufgefunden hat, glaube ich mir ganz sicher zu sein, dass dieses Ungeheuer die Frau noch im Tode missbraucht hat. Können Sie sich vorstellen, was in einem vorgeht, wenn man solche Bilder sieht? Ich möchte solche Tatorte niemals mehr in meinem Leben protokollieren müssen.«
    Minutenlanges Schweigen. Man merkt dem Mann an, dass er am Ende seiner Kräfte ist. Die Bilder des Grauens lassen ihn nicht mehr los.
    »Wenn ich das Geld und die Arbeit nicht brauchte«, fährt er nach einer Weile mit gedämpfter Stimme fort, »ich hätte an diesem Tage die Arbeit hingeworfen. Tagelang konnte ich mit niemandem darüber reden, was ich gesehen und erlebt habe.
    Meine Familie konnte sich mein plötzliches Verhalten nicht erklären. Ich zog mich völlig zurück. Ich hatte ständige Angst – bei jedem Anruf. Ich hatte Angst, ich
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