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Der Tod wirft lange Schatten

Der Tod wirft lange Schatten

Titel: Der Tod wirft lange Schatten
Autoren: Veit Heinichen
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drin?«
    Galvanos Augen schweiften wild zu Laurenti und dann zur Decke. »Altes Zeug«, sagte er und winkte matt ab. »Ich weiß es selbst nicht.«
    »Haben Sie etwa nicht draufgeschaut? Los erzählen Sie, Galvano.«
    »Du sollst doch du zu mir sagen.«
    »Lenken Sie nicht ab. Irina hat Ihnen das Zeug verkauft. Auf der Piazza Ponterosso. Danach kamen Sie zu mir, fragten völlig aufgebracht nach der Akte de Henriquez und stammelten etwas von Ihren Memoiren und letzten Beweisen, die noch fehlten. Haben diese Dokumente damit zu tun?«
    Galvano starrte ihn lange an, bevor er endlich den Mund öffnete. »Warum gibst du keine Ruhe, Laurenti? Hoffen wir, daß diese Unterlagen trotz der Kuhfladen noch lesbar sind und Sgubin sie findet, bevor sie in falsche Hände geraten. Damit kann man einigen Personen große Probleme machen. Normalerweise wurde dieses Zeug nach 1945 systematisch vernichtet oder weggeschlossen. Unsere Geheimdienste hatten alle Hände voll zu tun. Aber zumindest damit waren sie erfolgreich. Als wären sie vor allem fürs Vertuschen zuständig. Diese Akte aber hat ihnen jemand vor der Nase weggeschnappt. Bring sie in Sicherheit. Und wenn ich entlassen werde, erkläre ich dir alles. Meine Memoiren sind auch so schon spektakulär genug.«
    Laurenti nickte. »Ich muß jetzt gehen«, sagte er. »Den Hund behalte ich, bis Sie wieder auf den Beinen sind.«
    Als Laurenti nach dem Besuch im Krankenhaus müde und zerschlagen nach Hause kam, hörte er die Stimmen schon, bevor er die Treppen zum Haus ganz hinuntergestiegen war. Der Geruch von Grillfeuer zog ihm entgegen. Die schweren Regenwolken hatte eine leichte Bora am frühen Nachmittag schon weggefegt, und der Regen hatte die Stadt wieder einmal im Stich gelassen. Auch der weiß-der-Teufel-wievielten Grill-Party hatte sie leider keinen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber was wollte er? Eine glückliche Ehefrau und Fröhlichkeit im Haus bedeuteten doch sehr viel. Welcher Ehemann hatte schon beides?
    Bevor ihn jemand sah, schnappte Laurenti sich ein Handtuch und den   Moby Dick , nahm die Schlüssel der Vespa und fuhr hinunter zu den Filtri. Ein Bad im Meer würde ihn endlich entspannen.

Über den Autor
    Veit Heinichen
    Veit Heinichen wurde 1957 zwischen Bodensee und Schwarzwald geboren. Nach dem Studium der Betriebswirtschaft und einem kurzen Abstecher in die Automobilindustrie arbeitete er als Buchhändler und anschließend für namhafte Verlage in der Schweiz und in Deutschland. 1994 war er Mitbegründer des Berlin Verlags und dessen Geschäftsführer bis 1999.
    Nach Triest, die Stadt, die seine zukünftige Heimat werden sollte, kam Heinichen erstmals 1980. Und hier erweckte er auch Commissario Proteo Laurenti zum Leben, der nun in bislang vier Romanen (Gib jedem seinen eigenen Tod, 2001; Die Toten vom Karst, 2002; Tod auf der Warteliste, 2003, Der Tod wirft lange Schatten, 2005; alle im Paul Zsolnay Verlag) den Verbrechern in der Stadt am Karst auf der Spur ist. Seine Krimis werden in das Italienische, Niederländische, Spanische, Französische, Slowenische und Norwegische übersetzt. Die Toten vom Karst und Tod auf der Warteliste wurden bei der Vergabe des Premio Franco Fedeli in Bologna 2003 und 2004 zu den drei besten italienischen Kriminalromanen des Jahres gewählt. Im September 2005 erhielt Veit Heinichen zudem den Radio-Bremen-Krimipreis für seine „feinfühlige, unterhaltsame und genaue Erforschung der historisch-politischen Verflechtungen, die Triest als Schauplatz mitteleuropäischer Kultur kennzeichnen“ (Begründung der Jury).
    Neben seinem literarischen Schaffen ist er Autor kulturhistorischer Beiträge und, zusammen mit der Triestiner Starköchin Ami Scabar, Verfasser des kulturgeschichtlich-kulinarischen Reisebuchs Triest – Stadt der Winde (2005, Sanssouci im Carl Hanser Verlag). Der 90minütige Dokumentarfilm Le lunghe ombre della morte, den Veit Heinichen zusammen mit Regisseur Giampaolo Penco drehte, dokumentiert den Hintergrund seines vierten Kriminalromans Der Tod wirft lange Schatten und wurde im Dezember 2005 vom italienischen Staatsfernsehen RAI ausgestrahlt. Seine Kriminalromane wurden mit Henry Hübchen als Commissario Laurenti und Barbara Rudnik als dessen Frau Laura für die ARD verfilmt und im Frühjahr 2006 ausgestrahlt. Noch in diesem Jahr soll mit den Arbeiten an den nächsten beiden Folgen begonnen werden. „Der Kriminalroman ist ein ideales Mittel, um die moderne Gesellschaft abzubilden“, so Veit Heinichen. „Die
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