Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod wartet

Der Tod wartet

Titel: Der Tod wartet
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
lauter Knall zu hören.
    «Was war das?», fragte Dr. Gérard.
    «Hörte sich an wie ein Schuss», sagte Colonel Carbury und sprang auf. «Gleich nebenan. Wessen Zimmer ist das eigentlich?»
    Poirot sagte leise: «Ich habe das Gefühl – es ist das Zimmer von Lady Westholme…»

Epilog
     
    A uszug aus dem Evening Shout:
     
    Mit großem Bedauern geben wir bekannt, dass Lady Westholme, Mitglied des englischen Parlaments, infolge eines tr a gischen Unfalls ums Leben kam. Lady Wes t holme, die gern in ferne Länder reiste, hatte stets einen kleinen Revolver bei sich. Beim Reinigen der Waffe löste sich unglückliche r weise ein Schuss. Lady Westholme war auf der Stelle tot. Unser auf richtiges Mi t gefühl gilt Lord Westholme…
     
    An einem warmen Juniabend fünf Jahre später saßen Sarah Boynton und ihr Mann im Parkett eines Londoner Theaters. Es gab ‹Hamlet›. Sarah griff nach Raymonds Arm, als Ophelia auf der Bühne die Worte sprach:
     
    Wie erkenn ich dein Treulieb
    Vor den andern nun?
    An dem Muschelhut und Stab
    Und den Sandelschuh’n.
    Er ist lange tot und hin,
    Tot und hin, Fräulein!
    Ihm zu Häupten ein Rasen grün,
    Ihm zu Füßen ein Stein.
    Oh!
     
    Sarah hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Diese zerbrechliche, umnachtete Schönheit, dieses liebreizende überirdische Lächeln eines Wesens, das Kummer und Leid hinter sich gelassen hat und in Gefilden schwebt, wo nur die flüchtige Illusion noch Wahrheit war…
    «Sie ist wunderschön…», sagte Sarah bei sich.
    Die betörende, melodiöse Stimme, die schon immer diesen wundervollen Klang gehabt hatte, war nun zu einem perfekten Instrument geworden, diszipliniert und moduliert.
    Als der Vorhang nach dem ersten Akt fiel, sagte Sarah aus voller Überzeugung: «Jinny ist eine großartige Schauspielerin! Einfach großartig!»
    Nach der Vorstellung traf man sich im Savoy zum Souper. Ginevra, lächelnd und versonnen, wandte sich dem bärtigen Mann an ihrer Seite zu:
    «Ich war doch gut, Théodore, oder?»
    «Du warst wunderbar, chérie. »
    Auf ihren Lippen zeichnete sich ein glückliches Lächeln ab. « Du hast immer an mich geglaubt», murmelte sie. «Du hast immer gewusst, dass etwas in mir steckt – dass ich die Menschen mitreißen kann…»
    An einem Tisch in der Nähe saß der Hamlet des Abends und sagte düster:
    «Sie ist furchtbar manieriert! Dergleichen gefällt den Leuten natürlich, zunächst jedenfalls, aber ich kann nur sagen, das ist nicht Shakespeare. Habt ihr gesehen, wie sie mir meinen Abgang ruiniert hat?»
    Nadine, die Ginevra gegenübersaß, bemerkte: «Ist es nicht aufregend, in London zu sein und mitzuerleben, wie Jinny die Ophelia spielt und wie berühmt sie ist?»
    Ginevra sagte leise: «Es war sehr nett von euch, extra herüberzukommen.»
    «Ein richtiges Familientreffen», sagte Nadine und blickte lächelnd in die Runde. Dann sagte sie zu Lennox: «Meinst du nicht, dass die Kinder in die Nachmittagsvorstellung gehen könnten? Sie sind doch alt genug dafür und sie möchten so gern Tante Jinny auf der Bühne sehen!»
    Lennox, ein ganz normaler, gelöst wirkender Lennox mit humorvollen Augen, erhob das Glas.
    «Auf das junge Paar! Auf Mr und Mrs Cope!»
    Jefferson Cope und Carol erwiderten den Toast.
    «Der ungetreue Verehrer!», sagte Carol lachend. «Jeff, du solltest lieber auf deine erste große Liebe trinken, die dir schließlich genau gegenüber sitzt.»
    «Jeff wird ja richtig rot!», sagte Raymond fröhlich. «Er lässt sich nicht gern an die alten Zeiten erinnern.»
    Sein Gesicht verdüsterte sich plötzlich.
    Sarah fasste nach seiner Hand, und die Düsterkeit verschwand.
    Raymond sah sie an und grinste. «Mir kommt alles vor wie ein böser Traum.»
    Eine adrette Gestalt blieb an ihrem Tisch stehen. Hercule Poirot, tadellos und elegant gekleidet, den Schnurrbart stolz gezwirbelt, verbeugte sich würdevoll.
    «Mademoiselle», sagte er zu Ginevra, « mes hommages. Sie waren hervorragend!»
    Alle begrüßten ihn herzlich, machten neben Sarah einen Platz für ihn frei.
    Poirot strahlte in die Runde, und als sich alle wieder unterhielten, beugte er sich zu Sarah und sagte leise:
    « Eh bien, es scheint alles gut zu laufen für la famille Boynton!»
    «Das haben wir nur Ihnen zu verdanken!», sagte Sarah.
    «Er beginnt berühmt zu werden, Ihr Gatte. Ich las heute eine ausgezeichnete Besprechung seines letzten Buches.»
    «Es ist wirklich gut – auch wenn ich das selber sage! Wussten Sie, dass Carol und Jefferson Cope
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher