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Der Tod traegt Turnschuhe

Der Tod traegt Turnschuhe

Titel: Der Tod traegt Turnschuhe
Autoren: Kim Harrison
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Daraus schloss ich, dass er gerade ziemlich wütend auf sich selbst war. »Und du, junge Dame?«
    »Nakita«, antwortete der schwarze Todesengel beherzt und befingerte sein Amulett, als sei er bereit, es jeden Moment zu benutzen.
    »Sie ist meine Schwester«, erklärte Barnabas und legte den Arm um sie, was für Officer Levy wohl wie eine Demonstration brüderlicher Zuneigung aussehen musste. In Wirklichkeit aber war es eine Warnung an Nakita, jetzt bloß nichts Unüberlegtes zu tun. Blöd nur, dass jeder der beiden sich für den Boss hielt, und als sie ihn wegstieß, machte das alles nur noch schlimmer. »Wir sind Austauschschüler aus Dänemark«, fügte Barnabas hinzu und ich sah ihn überrascht an.
    Ich dachte, aus Norwegen … »Sie wohnen bei mir«, sagte ich schnell.
    Officer Levy schien sich ein bisschen zu entspannen, anscheinend stimmten unsere niedergeschlagenen Gesichter sie milde. »Wenn ihr so was noch mal macht, muss ich strengere Maßnahmen ergreifen«, warnte sie und gestikulierte zur Schule hinüber. »So, und jetzt rein mit euch. Alle. Am ersten Schultag will ich mal nicht so sein. Los jetzt«, scheuchte sie uns vor sich her. Wir stolperten alle gleichzeitig los.
    »Tut mir leid«, murmelte Josh, als ich ihn einholte. Ich war mir nicht ganz sicher, ob er mit mir oder mit Officer Levy redete. Enttäuschung machte sich in mir breit, gemischt mit Hoffnungslosigkeit. Die Härchen in meinem Nacken stellten sich auf, als ich Officer Levy hinter mir hörte. Wir werden doch wohl nicht einfach klein beigeben, oder?, dachte ich, und als ich Barnabas ansah, zwinkerte er mir zu und grinste verschlagen. Ich war gespannt, was er vorhatte.
    »Weitergehen«, formte er mit den Lippen, ohne einen Ton von sich zu geben, dann zerrte er an Nakitas Arm, um sie auf gleiche Höhe mit Josh und mir zu bringen. Ich konnte ein Grinsen nicht unterdrücken über ihre halblaute Empörung, als Barnabas, das Gesicht ganz nah an ihrem, ihr ins Gewissen redete, die Frau nicht niederzustrecken.
    »Ich hab gesehen, was du vorhattest«, warf er ihr vor. Seine Hand ruhte auf seinem Amulett, das schwach grünlich aufleuchtete. Es war einmal orangerot gewesen, aber als Barnabas seine weiße Todesengel-Weste an den Nagel gehängt und auf der dunklen Seite angeheuert hatte, war der Stein im Farbspektrum nach oben gewandert - sehr zu Barnabas' Verdruss. »Sie niederzustrecken hätte in etwa die Eleganz einer Horde Nashörner«, sagte er zu Nakita. »Du musst die Kunst des Minimierens lernen. Guck einfach zu.«
    Etwas leiser flüsterte er dann mir zu: »Madison, lass dich zurückfallen, bis Officer Levy dich überholt. Josh, tut mir leid, aber für dich kann ich nichts tun. Irgendwen muss sie ja reinbringen. Ich sorge aber dafür, dass du keinen Ärger kriegst.«
    Josh seufzte, sah mich an und nahm meine Hand. »Bis später dann«, sagte er leise. Er wirkte unglücklich, fügte sich aber in sein Schicksal. »Das wäre ja auch einfach zu schön gewesen.«
    Meine Hand glitt aus seiner und ich zog ein bedauerndes Gesicht. »Bringst du mir die Hausaufgaben mit?«
    »Mach ich. Ich komm nach der Schule bei dir zu Hause vorbei. Meine Nummer hast du ja, oder?«
    Ich legte die Hand auf meine Rocktasche und fühlte nach meinem Handy. »Immer bei mir«, erwiderte ich. Nakita, die nichts kapierte, schnaubte nur. Für sie musste immer alles logisch sein. Das war der Unterschied zwischen ihr und Barnabas: Er wirkte zwar oft verbittert, aber er ließ sich von seinem Herzen leiten.
    Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil wir Josh einfach so zurückließen, aber was hätte ich denn machen sollen? Ich wurde mit jedem Schritt langsamer und Nakita und Barnabas ließen sich mit mir zurückfallen, bis Josh ein Stück vor uns lief, den Kopf gesenkt und die Hände in den Taschen. Ich hielt die Luft an, als ich einen Schritt zur Seite machte, um Officer Levy vorbeizulassen. Barnabas berührte mich am Ellbogen und ich blieb stehen. Mit der anderen Hand umfasste er sein Amulett und seine Augen schimmerten silbern, als er nach dem Göttlichen griff und uns aus Officer Levys Gedächtnis löschte. Das war eigentlich eine Aufgabe auf Anfängerniveau, aber weder Barnabas noch Nakita schienen es besonders eilig zu haben, es mir beizubringen. Wahrscheinlich weil sie nicht wussten, was ich damit anstellen würde. Ich war zwar ihr Boss, aber ich hatte den Job schließlich ohne die lebenslange Ausbildung und die Übung in Disziplin angetreten, die dem Ganzen normalerweise
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