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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo
Autoren: Gerhard Feix
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überlegte Stave, Kurt Kröppel nicht bei dieser Gelegenheit die Beute aus*dem Raubmord mit nach Essen geschickt haben? Der Mordkommission lag mittlerweile eine Beschreibung des Mantels und der Schuhe der Toten vor. Außerdem hatten mehrere Zeugen bekundet, daß Erna Sanders in einer alten Basttasche stets ihr gesamtes Vermögen, etwa 3000 Mark, mit sich führte. Die beiden Beamten, die Stave ins Ruhrgebiet schickte, sollten bei allen Verwandten und Freunden der Gebrüder Kröppel Wohnungsdurchsuchungen nach dem Raubgut durchführen. Doch die Durchsuchungen erwiesen sich als Fehlschlag. Keiner aus der zahlreichen Kröppelverwandtschaft besaß etwas, das nachweisbar Erna Sanders gehört hatte. Dennoch war die Aktion nicht umsonst.
    Vater Kröppel, die Schwestern und Bekannten der Familie, nebenbei auch nach den Kleidungsgewohnheiten der Brüder gefragt, gaben übereinstimmend an, Kurt Kröppel hätte einen olivgrünen Leinengürtel aus der Gefangenschaft mitgebracht und bis vor kurzem ständig getragen.
    Das stand im Widerspruch zu Kröppels Angabe, er hätte den Gürtel in Italien gelassen, da er ohnehin nur Hosenträger trüge.
    Stave ließ die Brüder festnehmen und unterwarf sie tagelang pausenlosen Verhören und Gegenüberstellungen. Dabei sparte der Oberinspektor weder mit guten Ratschlägen noch mit düsteren Prognosen. Doch die beiden Untersuchungshäftlinge, die wohlweislich in Einzelhaft gelegt worden waren, blieben verstockt. Und während sie in ihren Zellen saßen, waren Staves Leute auf der Suche nach dem Mantel und den Schuhen der Ermordeten. Dabei gerieten sie auch an eine weitere Stammkundin der Eckkneipe am Hauptbahnhof, in der Erna Sanders verkehrt hatte. Diese Frau wollte wenige Tage nach dem Mord ein Paar Damenschuhe in Kröppels Aktentasche gesehen haben, die genauso ausgesehen hätten wie jene, die die Ermordete stets trug.
    Stave ließ die Kröppels kommen und konfrontierte sie mit dieser Aussage. Kurt Kröppel blieb hart. Sein Bruder Fritz aber verlor allmählich die Nerven. Wenig später ließ er sich dem Oberinspektor vorführen und legte ein Geständnis ab. Sein Bruder Kurt hätte Erna Sanders in das Ruinengelände am Herrengraben gelockt, mit dem Gürtel erdrosselt und ausgeraubt. Die Leiche wäre dann von ihnen gemeinsam im Fleet versenkt worden.
    Stave triumphierte. Kurt Kröppel indessen gab sein Leugnen noch nicht auf. Ja, er versuchte sogar noch einmal, seinen Bruder mittels eines Kassibers zum Widerruf seines Geständnisses zu bewegen. Der Kassiber erreichte sein Ziel nicht, sondern landete auf Staves Schreibtisch. Und jetzt hatte der Oberinspektor für Kurt Kröppels Manöver nur noch ein Achselzucken übrig. Er ließ durch entsprechende Ermittlungen die Aussagen Fritz Kröppels weiter untermauern, erfuhr so, daß Mantel und Schuhe der Ermordeten von Fritz Kröppel auf dem Schwarzen Markt in Bremen verkauft wurden, versuchte auch die Spur dieser Sachen weiter-zuverfolgen, ohne dabei zu einem Ergebnis zu kommen, und verwickelte den weiterhin leugnenden Kurt Kröppel in immer neue Widersprüche. Schließlich mußte auch der einsehen, daß seine Partie verloren war, und er bequemte sich zu einem Teilgeständnis.
    Von einer geplanten und kaltblütig ausgeführten Ermordung der Erna Sanders, wie sein Bruder Fritz es dargestellt hatte, wollte Kurt Kröppel allerdings nichts wissen. Seiner Version zufolge war das Ganze nur ein Unfall, schlimmstenfalls eine Affekthandlung. Erna Sanders hätte ihn nämlich bis zur Weißglut gereizt, weil sie sich weigerte, ihm die 5000 Mark, die er ihr vor längerer Zeit geliehen hatte, zurückzuzahlen. Obendrein hätte sie seine Mannesehre durch eine Fülle ordinärer Ausdrücke beleidigt. Wie die Tat abgelaufen sei, wüßte er selbst nicht mehr. Jedenfalls hätte es plötzlich bei ihm ausgehakt, und da müßte er wohl der Frau seinen Gürtel um den Hals gewickelt haben.
    Eigentlich hätte er sich danach sofort der Polizei stellen wollen, doch sein Bruder wäre dagegen gewesen und hätte den Vorschlag gemacht, die Leiche ins Wasser zu werfen. Geschickt flocht Kurt Kröppel noch ein, er wäre während des Krieges einmal verschüttet gewesen und hätte seit dieser Zeit gelegentlich Bewußtseinsstörungen. Das zu beurteilen gehörte schon nicht mehr zu den Aufgaben des Oberinspektors, der nach Kurt Kröppels Geständnis den Fall Sanders abschloß und die Akte der Staatsanwaltschaft zur Anklage übergab.
    Oberinspektor Stave aus Hamburg hatte seine Arbeit
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