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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo
Autoren: Gerhard Feix
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beträchtlich war, denn Nemeth hat dabei runde 300000 Reichsmark verdient.
    In einem Fall, den ihm sein Anwalt vermittelt hatte, strich er gleich 150000 Reichsmark auf einmal ein. Und das alles durch einen überaus plumpen Trick. Nemeth hatte den Übertölpelten weisgemacht, daß er einen Transport mit acht Waggons Ungarwein von München bis an die Zonengrenze bei Eichberg begleitet hätte. Dort aber sei dieser Transport wegen eines lächerlich kleinen Mangels in den Begleitpapieren aufgehalten worden. Ein simpler Stempel habe gefehlt, eine „kleine Schlamperei", die in Ungarn kein Beamter beachtet hätte. Hier bei den gründlichen deutschen Beamten freilich löse so etwas gleich einen Aufruhr aus. Inzwischen sei jedoch alles geregelt. Der fehlende Stempel sei unterwegs, und der Transport könne jeden Tag eintreffen. Soweit wäre alles in Ordnung, nur habe die „Schlamperei mit dem Stempel" eine fatale geschäftliche Auswirkung gehabt. Der Geschäftspartner sei wegen der Verzögerung vom Vertrag zurückgetreten, und er, Nemeth, hätte jetzt den ganzen Transport auf dem Halse. Um die Waggons nicht nach Ungarn zurückschik-ken zu müssen, was sowieso nur weitere Scherereien brächte, hätte er bei seiner Regierung und bei der britischen Besatzungsmacht durchgesetzt, daß der Wein in Deutschland an vertrauenswürdige Zwischenhändler abgegeben wird. Spekulanten kämen natürlich nicht in Frage, sondern ehrliche Kaufleute, zumal der Rebensaft nur in größeren Mengen, so beiläufig zwischen 3000 bis 4000 Litern, und nur gegen eine prozentuale Vorauszahlung abgegeben werden könnte.
    Selbstverständlich hielt sich jeder Hotelier, Gastwirt oder Kaufmann, mit dem Nemeth über diese Angelegenheit sprach, für einen ausgemachten Ehrenmann. Und fast jeder war auch gern bereit, den geforderten Vorschuß zu bezahlen. Die Mindestsumme, die Nemeth in den ermittelten elf Fällen einnahm, betrug 6000 Reichsmark.
    Major Nemeth hatte aber noch weitere Transaktionen laufen, so etwa das Geschäft mit den Leichenüberführungen: Im Herbst 1945 hatte eine Hamburger Mutter nach langem Suchen und unter unendlichen Schwierigkeiten den Ort in Erfahrung gebracht, wo sich das Grab ihres gefallenen Sohnes befand. Seither bemühte sie sich darum, die sterblichen Überreste ihres Jungen in die Heimat überführen zu lassen. Dieses Unterfangen, angesichts der Millionen Söhne und Männer, die in fremder Erde lagen, ohnehin problematisch, mußte damals, als weder ein geordnetes Verwaltungswesen noch entsprechende internationale Vereinbarungen existierten, von Anfang an zum Scheitern verurteilt sein. Bekannte der Mutter, die sich einen besseren Blick für die Realitäten bewahrt hatten, rieten von weiteren Bemühungen ab.
    Die Mutter hatte sich auch schon abgefunden - da lernte sie zufällig den einflußreichen und gefälligen ungarischen Major Nemeth kennen. Diese Bekanntschaft erschien ihr wie ein Wink des Schicksals, lag doch das Grab ihres Sohnes in Ungarn!
    Kurz entschlossen wandte sie sich an den Major, und der ging auch sofort teilnahmsvoll auf ihr Anliegen ein. Gewiß, die Überführung ließe sich arrangieren, und zwar auf ganz legalem Wege. Allerdings wären dafür eine Unmenge an Formalitäten und viel Geduld erforderlich. Nemeth zählte nur einige der Formalitäten auf, doch der Mutter wurde es dabei schon ganz bange zumute. Der clevere Major konnte sie aber beruhigen. Er hätte Beziehungen zum Alliierten Kontrollrat und sogar zur sowjetischen Besatzungsbehörde und werde sicherlich die Genehmigung für die Überführung erhalten.
    Tatsächlich erschien er schon eine Woche später bei der Mutter und versicherte ihr, daß bereits alles in die Wege geleitet wäre. Er hätte nicht nur die Überführungsgenehmigung erhalten, sondern auch schon ein international renommiertes Bestattungsinstitut mit der Erledigung der Angelegenheit beauftragen können. Dieses Institut, „Concordia" hieße es, würde nun von Berlin aus alles Erforderliche unternehmen, sobald es den Kostenvorschuß von 14 000 Reichsmark erhalten hätte. Die Mutter übergab ihm den gewünschten Betrag, und Nemeth verabschiedete sich mit dem Versprechen, ihr in nächster Zeit die entsprechenden Unterlagen zu übergeben.
    Und er hielt auch diesmal Wort. Nach wenigen Tagen brachte er die notariell beglaubigte Abschrift einer Quittung für einen Sarg, ausgestellt vom Bestattungsinstitut „Concordia" in Berlin. Das „Concordia" liquidierte auf diesem Beleg außerdem für den
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