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Der Tod im Eis

Der Tod im Eis

Titel: Der Tod im Eis
Autoren: Vampira VA
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so sehr blendeten, daß seine Augen zu tränen begannen, hob er schützend den Arm vors Gesicht.
    Kaum fünf Schritte vor ihm stoppte der Motorschlitten und hüllte ihn eben noch in eine stinkende Dieselwolke, bevor der wummernde Motor hustend erstarb.
    Murphy trat aus dem Lichtteppich, den die Scheinwerfer über den Schnee breiteten. Er hörte Türen schlagen, dann näherte sich ihm eine dunkle Gestalt.
    »Fröhliche Weihnachten«, wünschte Dennis Murphy dem anderen, von dem er zunächst nicht wußte, ob es sich um Trimble Fox-glove oder Gideon Lavrakas handelte.
    Als sein Gegenüber stumm blieb, vermutete er, daß es sich um Lavrakas handelte. Er war der wortkargere der beiden Inuit. Und als die Gestalt sich ein wenig drehte, so daß die Ausläufer des Scheinwerferlichts ihr Gesicht streiften, wußte er, daß er richtig lag. Obwohl er immer noch Mühe hatte, die beiden auseinanderzuhalten. Die Züge der Eingeborenen ähnelten sich in den Augen Fremder zu sehr.
    »Kennt euer Volk den Weihnachtsmann?« fragte Murphy leutselig. Es störte ihn nicht, daß er keine Antwort bekam. Es genügte ihm schon, einfach wieder einmal zu jemand anderem sprechen zu kön-nen. Im Kreis der Kollegen in der Station kamen kaum noch Gespräche auf. Murphy hatte sich schon einige Male dabei ertappt, daß ihm der bloße Klang der einen oder anderen Stimme da drinnen auf die Nerven ging. Erste Anzeichen von Stationskoller, hatte er für sich selbst diagnostiziert. Es wurde wohl doch Zeit, daß sie abgelöst wurden. Na ja, ein paar Wochen noch .
    »Verdammt, was ...?«
    Murphy kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Vorher traf ihn das dunkle Etwas an der Schläfe, das er erst im allerletzten Augenblick als Lavrakas' rechte Faust erkannte. Aber da fühlte er sich auch schon von den Füßen gerissen. Er stürzte in den Schnee, kam im Leuchtbereich der Scheinwerfer zu liegen und sah, daß Lavrakas ihm nachsetzte.
    Der Inuit warf sich über ihn, drückte ihn mit seinem ganzen Gewicht zu Boden. Murphy war noch immer zum einem zu benommen von dem Hieb und zum anderen einfach zu überrascht, um an Gegenwehr auch nur zu denken. Obendrein war er kein Sportler und schon gar kein Kämpfer.
    Beinahe unbeteiligt und merkwürdige Laute ausstoßend, die in seinen eigenen Ohren beschämend lächerlich klangen, ließ er zu, daß Lavrakas sich am Kragen seines Parkas zu schaffen machte, seinen Hals freilegte .
    Ein Schatten fiel über ihn.
    Trimble Foxglove beugte sich zu ihm herab, half Lavrakas bei seinem Tun.
    Moment, schoß es Dennis Murphy durch den Sinn, Lavrakas? Foxglove?
    Verdammt, das waren nicht die beiden Inuit, die er kannte!
    Nicht mehr jedenfalls!
    Ihre flachen Gesichter verformten sich zu etwas Monströsem, wobei sie ihre Ähnlichkeit zueinander jedoch nicht verloren. Jede Falte darin verzerrte und vertiefte sich, warf Schatten, die Teile dieser Fratze in Schwärze hüllten. Die Augen in diesen Grimassen begannen düster zu glosen. Dann öffneten die Kreaturen, zu denen Lavra-kas und Foxglove mutiert waren, die Mäuler, bleckten fauchend spitze Fangzähne - - und wurden von Dennis Murphy fortgerissen!
    Von einer dritten Gestalt, die sich wie ein Raubtier auf ihn warf -und Murphy antat, was sie ihren beiden Dienerkreaturen verwehrt hatte.
    Minuten vergingen. Dann regte Dennis Murphy sich wieder.
    Er stand auf, klopfte sich den Schnee von der Kleidung und schloß den Parka bis zum Kinn hinauf.
    Als wäre nichts geschehen, begannen er und die beiden untoten Inuit, den Motorschlitten zu entladen und die Sachen zur Station zu schleppen.
    Here comes Santa Claus ...
    Der Gesang wehte ihnen entgegen und in die Nacht hinaus, als sie die Tür öffneten.
    *
    Icy Cape, Alaska Drei Tage später
    Dampfschwaden trieben in dem engen Raum, so dicht, daß man glauben konnte, die Luft nicht atmen zu können, sondern trinken zu müssen.
    Das Wasser, das aus dem Brausekopf rieselte, war beinahe brühheiß, und die Röte von Dr. Marion McDeeres Haut hätte jeden Hummer vor Neid erblassen lassen.
    Doch die Hitze des Wassers war machtlos gegen die Kälte, die in Marion McDeere herrschte. Das eisige Gefühl klammerte sich wie etwas Lebendiges an allem fest, was tiefer als einen halben Zentimeter unter ihrer Haut lag.
    Kälte war nichts Ungewöhnliches in der Station in Icy Cape. Aber die, die Dr. McDeere seit ein paar Tagen in sich spürte, war von einer Art, die sich auf keine Weise abschütteln ließ. Im Gegenteil, sie wurde mit jedem Tag, fast schon mit jeder Stunde
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