Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)

Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)

Titel: Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)
Autoren: Bernd Stelter
Vom Netzwerk:
Holländisch, um im Restaurant einigermaßen fehlerfrei aus der Speisekarte zu zitieren, aber ich verstehe dafür eine ganze Menge. Das macht die Übung. Schließlich lebt man als Camper in einer existenziellen Abhängigkeit von Wettervorhersagen und Verkehrsmeldungen im Radio. Die versucht man zu verstehen, und irgendwann klappt es auch ganz gut. Man versteht zwar immer noch nicht alles, aber man scheitert nicht mehr ganz so kläglich. Ich habe mir schon oft vorgenommen, an der Volkshochschule einen Holländisch-Kurs zu besuchen. So etwas wird dort wirklich angeboten, aber dann scheitert es immer an der fehlenden Zeit oder besser gesagt an mangelndem Interesse, wenn die Ferien zu Ende sind.
    Lothar hatte den gleichen Schluss gezogen wie ich. »Na, der hatte es aber eilig. Jetzt wissen wir auch, mit wem Wim gerade eben telefoniert hat.« Er sah mich über sein Bierglas hinweg mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Für den möchte ich auch nicht arbeiten!«
    Ich nickte. »Na ja, im Moment möchte ich aber auch nicht in Wims Haut stecken.«
    Lothar stellte sein Glas neben den Bierdeckel. »Bei Wim liegt der Plan B doch immer schon in der Schublade.«
    »Jetzt hör aber auf! Auf so was kann man nicht vorbereitet sein!«
    »Das meine ich auch nicht.« Lothar hob sein Glas an und wischte mit dem Bierdeckel den Abdruck vom Tresen. »Ich meine doch nur, wenn aus irgendeinem Grund der Kantinenwirt ausfällt oder der Chef vom Supermarkt oder der Bademeister, dann hat Wim einen Plan B, damit bei seinen Campern der Urlaub weitergehen kann.«
    »Ja und? Das muss er doch auch.«
    »Natürlich muss er das. Aber wenn die Polizei noch gar nicht richtig vom Platz weg ist, und die Lösung für den Kantinendienst steht schon, dann ist das für mich ein bisschen …«
    »Na?«
    »… dann ist das für mich ein bisschen verdächtig.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Quatsch. Aber mit einem hast du recht!«
    »Womit?«, fragte Lothar.
    »Die Polizei ist noch auf dem Platz.« Ich nickte in Richtung Tür, durch die gerade zwei Leute den schummrigen Saal betraten: Der eine war ein Mann um die fünfzig mit etwas zu langen Haaren. Er war angezogen, als hätte er heute eigentlich nicht mehr rausgewollt: Cordjacke und Jeanshose, die in einem Altkleidersack das Durchschnittsalter der Klamotten bestimmt nicht gesenkt hätte, grau meliertes T-Shirt und Laufschuhe ohne Socken. Er war das genaue Gegenteil der Frau. Sie war jünger als er, vielleicht fünfunddreißig. Die dunkelblonden Haare waren kurz, und man sah, dass der letzte Friseurbesuch noch nicht lange zurücklag. Sie trug, von unten nach oben, hohe braune Stiefel, eine ausgesprochen verwaschene Jeans mit einer durchgescheuerten Stelle über dem linken Knie und ein Tweedsakko mit passender Weste über einer Bluse mit – ja tatsächlich –, mit Krawatte!
    »Derrick und Harry«, sagte Lothar.
    »Ja, das glaube ich auch.«
    Lothar leerte sein Glas und wandte sich an den Campingplatzchef hinterm Tresen: »Was bin ich dir schuldig?«
    »Geht heute auf mich«, sagte Wim und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu: »Aber glaubt bloß nicht, dass das zur Gewohnheit wird.«
    Ich bedankte mich. »Ich muss los. Anne ist schon am Auspacken, wir sind gerade erst angekommen.«
    Wim setzte eine bedauernde Miene auf. »Und dann als Erstes so was … Macht’s gut ! «
    Die Kantine war früher mal eine alte Scheune, mit Reetdach und vor allem mit so einem richtig schönen alten holländischen Scheunentor. Durch dieses schwarz gestrichene Tor traten wir nun ins Freie. Wir hatten zunehmenden Mond. Eine fast schon volle Scheibe beleuchtete ein paar versprengte Wolkenfetzen. Noch drei, vier Tage, und wir würden Vollmond haben. Ich sah den Großen Wagen und knapp darunter ein großes Flugzeug. Es musste ein Flugzeug sein. Sterne blinken nicht.
    In Zeeland gibt es wunderbar sonnige Tage, einer davon lag hinter uns. Als ich draußen an der frischen Luft stand und in den Himmel schaute, spürte ich dieses hinlänglich bekannte Gefühl, wenn sich die Haut auf der Stirn spannt. Ich hatte mir tatsächlich noch nach sechs Uhr am Strand einen kleinen Sonnenbrand geholt.
    Jetzt war es eine halbe Stunde vor Mitternacht. Es war zwar nicht empfindlich kalt, aber es lag diese typische Feuchtigkeit in der Luft. Diese Feuchtigkeit, die draußen auf den Campingtischen eine Wasserschicht auf die Plastikdecken zaubert, diese Feuchtigkeit, die mich immer so an Zeeland, an Urlaub, an de Grevelinge erinnert, diese Feuchte, die mich an
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher