Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)

Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)

Titel: Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)
Autoren: Bernd Stelter
Vom Netzwerk:
ließ Annemieke das Fenster herunter und steckte die Strichcodekarte in das Lesegerät. Die rot-weiße Schranke hob sich, und der Peugeot verließ das Gelände von de Grevelinge . »Das wäre er nicht«, widersprach sie. »Wir hätten vielleicht länger gebraucht, aber so einen Mord begeht man nicht ungesühnt.«
    Piet zuckte mit den Schultern. »Vielleicht nicht!«
    »Und – Piet?«
    »Ja?«
    »Wenn du meine Berichte gelesen hättest, dann wüsstest du übrigens, dass Gert Balkenhol, dieser verdammte deutsche Arzt, 1956 in Utrecht geboren wurde. Er ist dort zur Schule gegangen, hat in Amsterdam studiert und ist im Alter von siebenundzwanzig Jahren nach Deutschland gezogen, der Liebe wegen. So sind wir halt.«
    Sie schaltete das Radio ein. Auf Sky-Radio sang Blof Hier aan de kust .
    Piet schaltete das Radio aus, weil sein Handy klingelte. Er kramte das blaue Ding mit dem zerkratzten Display aus der Jackentasche. »Ja? … Nein!«
    Annemieke hielt an und schaute verdutzt zu Piet. »Was ist los?«
    »Arie ist tot. Er hat hinten in Munniks Auto gesessen, eine Wasserflasche aus seinem Koffer genommen, daraus getrunken, und dann ist er auf dem Rücksitz zusammengeklappt. Tja, Arie macht vielleicht einen Fehler, aber nicht zwei!«
     
     

49
     
     
     
     
    »Ich habe eine SMS von Barry bekommen«, sagte ich zu Anne. »Heute Nacht sollen Tausende von Sternschnuppen zu sehen sein. Sie sollen vom Sternbild des Perseus auf uns herniederprasseln. Und Barry meint, dass man Sterne am Strand viel besser sehen kann.«
    Anne lächelte und küsste mich auf die Wange. »Lass uns hingehen.« Sie blickte sich zu den Kindern um. »Tristan, Edda? Habt ihr Lust, heute Nacht zu Barry zu gehen, um Sternschnuppen zu entdecken?«
    Die Begeisterung unserer Kinder hielt sich in Grenzen. »Sterne kann ich auch hier gucken, und wenn ich keinen Bock mehr drauf habe, dann gibt es hier immerhin noch einen Kicker und einen Billardtisch«, maulte Tristan.
    Gestern hätte ich den Kindern beim besten Willen nicht erlaubt, dass sie allein auf dem Campingplatz zurückblieben, aber gestern war gestern.
     
    Lothar und Gaby hatten kein Problem damit, die Zubettgehzeit von Tristan und Edda zu überwachen. Anne und ich nahmen die Fahrräder aus dem Ständer, und ich war überrascht. Die Lampen funktionierten. Es war nach zehn. Wir konnten fast bis zum Deich fahren, die Fahrradständer am Weg durch de Mantelinge waren leer.
    Auf der Deichkrone zogen wir die Schuhe aus. Ich spürte den taufeuchten Sand zwischen den Zehen und schaute aufs Meer. Ein Horizont war nur noch zu erahnen. Die Dämmerung ließ Farbkontraste verschwimmen. Unser Weg führte rechts um die Strandwacht herum in Richtung Vrouwenpolder. Er war mit Bohlen zugänglich gemacht. Der Himmel war sternenklar, in dieser Nacht wollte die Halbinsel nicht auf Licht verzichten. Ich verstand, warum Mondrian hier gemalt hatte.
    Barrys Strandpaviljoen schwebte auf seinen Stelzen wie ein beleuchtetes Ufo in der Dunkelheit. Auf den letzten hundert Metern gab es keine Holzbohlen mehr. Wir mussten durch den Sand stapfen, stiegen die Treppe hinauf. Acht oder neun Leute waren auf der Terrasse versammelt. Ich fragte mich, ob Barry tatsächlich nur so wenige Leute eingeladen hatte oder ob die anderen dreihundert nicht gekommen waren. Egal!
    Barry kam mit zwei Gerardus an unseren Tisch. »Perseus war der Held, der die Medusa mit einem Blick versteinern konnte.«
    Anne sah mich an, und ich war bestimmt nicht versteinert. Wir schauten nach oben, und gleich zwei Sternschnuppen rasten über den Himmel hinweg.
    »Hast du dir was gewünscht?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Was denn?«
    »Das darf ich dir nicht sagen, sonst geht es ja nicht in Erfüllung.«
    Anne legte ihren Kopf an meine Schulter. Auf der Terrasse hörte man das Flüstern der Gäste, eine Möwe kreischte wie immer. Das Meer rauschte leise an den flachen Strand, auch wie immer. Das Meer!
    Wenn das Meer so groß ist, dann merkt man endlich wieder, wie klein man selber ist, wie klein die kleinen Alltagssorgen sind. Wenn ich am Meer bin, kann die Seele baumeln.
     
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher