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Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)

Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)

Titel: Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)
Autoren: Bernd Stelter
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Freitag
     
     

46
     
     
     
     
    Das Handy bewies um halb neun, dass seine Weckerfunktion noch intakt ist. Ich war ein wenig überrascht, denn das Telefon hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel, und die Weckfunktion hatte ich noch nie benutzt. Das Ding klingelte wie ein Wecker aus den Sechzigern.
    Wenig später saß ich am gedeckten Frühstückstisch, einen dampfenden Kaffee in der Tasse. Anne stand unter der Dusche.
    Wir hätten nicht geweckt werden müssen. Ich hatte sowieso die halbe Nacht nicht geschlafen. Was wollte dieser Kommissar von uns? Ich hatte im Urlaub noch nie einen so großen Zeitungsstapel gesehen, aber ich war auch noch nie um halb acht bei Johnny Brötchen holen gewesen. Ich konnte mir aus achtzig deutschen Zeitungen eine aussuchen.
    Anne kam komplett in Frottee aus dem Duschhäuschen, in einem weißen Frotteebademantel und mit einem weiß-blauen Frotteetuch um den Kopf. »Soll ich die Kinder wecken?«
    »Warum?«
    »Weil du gerne mit der ganzen Familie frühstückst.« Sie lächelte mich an.
    »Aber doch nicht um zwanzig vor neun! Lass sie schlafen.«
    Sie setzte sich zu mir an den Tisch im Vorzelt, rührte die Brötchen jedoch nicht an. »Warum müssen wir in die Kantine? Sie waren doch hier bei uns. Wir haben doch alle Fragen beantwortet. Es gibt zweitausend Menschen hier auf dem Platz. Warum wir?«
    »Der Mama-Urlaub«, vermutete ich. »Ihr wart mit Andrea Heinrichs zusammen.«
    »Vielleicht.«
    Ich nahm demonstrativ ein Brötchen und belegte es kunstvoll mit Tomatenscheiben, setzte sowohl die Salz- als auch die Pfeffermühle in Gang und entkleidete eine Zwiebel.
    »Ich habe nichts mit der Sache zu tun, aber ich habe Angst.«
    »Wovor hast du Angst?«
    Sie schlug die Augen nieder. »Ich fürchte mich immer, wenn ich eine Uniform sehe. Wenn mich ein Polizist im Auto anhält, dann schlägt mir das Herz bis zum Hals, auch wenn ich ganz sicher bin, dass ich nichts falsch gemacht habe. Aber wenn mich so ein Polizist anhält, wahrscheinlich zehn Jahre jünger als ich, dann kann ich vor lauter Respekt kaum geradeaus laufen. Dabei habe ich bestimmt nur zwei Mineralwasser getrunken.«
    »Du kannst ganz sicher sein, die beiden Polizisten tragen heute keine Uniform.« Ich nahm einen Schluck von meinem Kaffee, und nach einer Weile konnte ich Anne sogar dazu bewegen, ein halbes Brötchen zu essen.
     

    Wir gingen schon um halb zehn los. Es war zwar noch nicht an der Zeit, aber wir wussten mit unserer Zeit nichts mehr anzufangen. Wir stapften zur Straße.
    »Wartet, wir kommen mit!«, hörten wir Lothar noch rufen. Mehr sagte er nicht, es gab nichts zu besprechen.
    Die Sonne erkämpfte sich einen Tribünenplatz zwischen den Wolken. Sie brannte schon um halb zehn auf uns herunter. Wir gingen zur Kantine, an der ein Schild prangte: Gesloten! Davor stand ein Polizist mit einem Klemmbrett in der Hand: »Sie sind?«
    »Lothar und Gaby Westerbeck, Bernhard und Anne Lehnen.«
    Er schaute auf sein Klemmbrett und sagte unbewegt: »Treten sie rein!«
    Niemand lachte. Warum auch?
     
     

47
     
     
     
     
    Wir betraten den großen Gastraum der Kantine von de Grevelinge wie schon zigmal zuvor. Normalerweise geht dann allerdings über den Pappeln die Sonne unter. Jetzt stand sie hoch am Himmel, und sie würde im Süden noch ein bisschen höher steigen.
    Der alte Holzraum ist nie hell gewesen, aber jetzt wirkte er noch einen bisschen düsterer als sonst, obwohl draußen heller Tag war – vielleicht weil die Stecker der Spielautomaten nutzlos neben den Steckdosen lagen. An diesem Freitagvormittag sah die Kantine nur beinahe so aus wie an einem ganz normalen Abend. Kein dunkles Bier floss schäumend aus Edelstahlhähnen. Und es war merkwürdig still. Kein Klacken von Billardkugeln war zu hören. Die großen Lautsprecherboxen gaben keinen Ton von sich. Selbst die Menschen am Tresen und an den Tischen waren still.
    Johnny war zwar mit Wim hinter dem Tresen, aber beide waren nicht geschäftig wie sonst. Sie saßen auf ihren Barhockern nur ruhig da, denn die Leute auf der anderen Seite des Tresens waren heute keine Gäste. Niemand musste bedient werden.
    An den drei hohen Tischen saßen, auch auf Barhockern, Bram van Buyten mit seiner Frau, Isabelle Rimmel, Anouk Gerritsen, die Bedienung in der Kantine, Gerd und Uschi Balkenhol sowie Adi und Babette Schreiner. Nun kamen noch Gaby, Lothar, Anne und ich dazu.
    Am Tresen standen Derrick und Harry: der Inspecteur und
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