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Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)

Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)

Titel: Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)
Autoren: Bernd Stelter
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seine Assistentin. In der Ecke saß ein Mann, den ich nicht kannte, ein sehr blasser Mann im dunklen Anzug.
    Lothar fragte so leise, wie ich ihn noch nie sprechen gehört hatte: »Hast du eine Ahnung, was wir hier sollen?«
    »Nee, überhaupt nicht«, flüsterte ich zurück. »Warum sind gerade diese paar Menschen hierher bestellt worden? Es sind zweitausend Leute auf dem Campingplatz. Wo sind die ganzen anderen?«
    Die Schwingtür ging noch einmal auf, der hagere blonde Mann, der Freund von Andrea Heinrichs, Erwin Herkrath, betrat den Raum. Er sah sich um, fand den leeren Hocker neben Isabelle und setzte sich. Er fingerte ein Päckchen Zigaretten aus der Hosentasche und zündete sich eine an. Ich saß drei Meter entfernt, aber ich nahm den Duft der brennenden Zigarette sofort wahr. Verdammt, ich würde niemals wirklich Nichtraucher werden.
    Anscheinend war die Runde jetzt komplett, denn die Polizistin, die bisher mit dem Rücken zu uns am Tresen gesessen hatte, schloss ihr Notizbuch und wandte sich uns zu.
    Der Inspecteur rutschte von seinem Barhocker, er ging vor der Theke einmal auf und ab und ließ dabei seinen Blick über die Anwesenden gleiten. Dann lehnte er sich gegen die Theke, massierte mit Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand seine Schläfe und begann eine seltsame Predigt:
    »Die Halbinsel Walcheren ist nicht entstanden, als der liebe Gott die Erde erschuf. Sie ist eine Polderlandschaft. Es war der liebe Niederländer, der Walcheren erschuf, weil ihm der liebe Gott nachts im Traum erschienen war und ihm mitgeteilt hatte, dass er damals am dritten Tag einen ganz besonderen Teil der Schöpfung vergessen hatte, und das müsste jetzt dringend nachgeholt werden. So ist durch einen Tipp vom lieben Gott und durch viel harte Arbeit eine Landschaft entstanden, wo Menschen und Tiere, Bäume und Blumen friedlich miteinander leben konnten.«
    Es war kaum zu fassen, wie ruhig es plötzlich in der Kantine geworden war. Der pastorale Klang der Stimme des Inspecteurs ließ jedes Gespräch verstummen. Jetzt wurde die Stimme noch leiser. »Ich sagte: friedlich miteinander ! Wissen Sie, ich liebe diese Küste. Ich bin hier geboren, und ich nehme es schlichtweg nicht hin, dass irgendwer auf die Idee kommt, man könnte diese malerische Landschaft auch mal als Kulisse für eine Bluttat missbrauchen. Irgendwer hier in der Runde glaubt, er ist am Ende des Tages unbeschadet davongekommen. Ich kann Ihnen eines versichern: Ich glaube das nicht.« Er räusperte sich. »Coen Rimmel war mein Freund. Er war ein Mensch, der mit seiner Frau eine glückliche Ehe führte. Er hatte einen Beruf, der ihn ausfüllte, und er wurde von allen gemocht – von fast allen, wie wir heute wissen. Bis man ihm am letzten Samstag, an diesem verhängnisvollen Samstag, ein Seil um das linke Bein band. Er wurde mithilfe eines Flaschenzuges an die Decke des Waschhauses gezogen, bevor sein Kopf in die Edelstahlwanne der Porta-Potti-Entsorgungsstation gesenkt wurde, sodass er in der widerlichen Brühe ertrinken musste. Vorher wurde ihm mit einem stumpfen Gegenstand der Schädel zertrümmert, und zwar genau so, dass er bewusstlos war, aber noch nicht tot.«
    Ein leises Murmeln war im Raum zu hören. Der Inspecteur begann wieder auf und ab zu gehen, immer an seinem »Publikum« entlang.
    »Erst nach dem Tod kommt der Polizist ins Spiel«, sagte er, »das Verbrechen ist schon geschehen. Das ist das Blöde an unserem Job. Wir können nichts verhindern, wir können nur zwei Fragen beantworten. Meist ist die erste Frage Voraussetzung für die zweite. Die erste Frage lautet: Wer hatte ein Motiv? Die zweite ist dann: Wer war der Mörder?«
    Wieder folgte eine Pause, jetzt waren nicht einmal mehr Atemzüge zu hören.
    »Coen war der Chef der Kantine hier auf de Grevelinge . Viel Arbeit, viel Umsatz, aber nur im Sommer, an ein paar sonnigen Wochenenden und in den Osterferien. Reichtümer konnte er sicher nicht ansammeln. Wirtschaftliche Motive scheiden aus, denke ich. Aber Eifersucht braucht kein Geld. Herr Westerbeck, sind Sie eifersüchtig?«
    »Aber hallo!«, sagte Lothar.
    »Und wenn jemand Ihrer Frau, wie sagt man so schön, an die Wäsche ginge, dann würden Sie …«
    Lothar schaute grimmig drein. »Dann würde ich mir den vorknöpfen!«
    »Und wie würde so was aussehen?«, fragte der Inspecteur .
    »Na, ich würde den zur Rede stellen und ihm sagen, er soll die Finger von Gaby nehmen, sonst …«
    »Sonst was ?« Der Inspecteur lächelte schmal.
    »Sonst
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