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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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ihm sagt «du mußt aber ». Der dann mit ihr schläft, nicht «aufpaßt», und als sie dann sagt: «Ich hab dir doch gesagt, du sollst aufpassen», doch tatsächlich antwortet: «Verhütung ist Frauensache.»
    Natürlich war’s bescheuert von ihr, sich überhaupt auf so was einzulassen. Das lernt mann/frau ja nun inzwischen schon in der Schule, daß «aufpassen» eher eine Zeugungsmethode denn eine Verhütungsmethode ist. Aber davon mal abgesehen: Erst nichts zu sagen, voll abzuspritzen und hinterher... hinterher (!) zu sagen: «Verhütung ist Frauensache.»
    So einem Typen gehört wirklich ein gewisses Körperteil um einige Zentimeter gekürzt!
    So ’n Schwein ist Arne ja nun Gott sei Dank nicht. Er hat nur die allgemein übliche ignorante Haltung zu diesem Thema drauf. Wahrscheinlich hat das noch keine Frau scharf genug mit ihm diskutiert. Also werde ich damit anfangen. Ich fotokopiere die beiden Artikel.

    Was mach ich denn jetzt am Wochenende, wo er nicht da ist?

    linke frau, 24, möchte gerne
    unmännliche männer, gerne
    jünger, kennenlernen
    chiffre 9003

    Da war doch noch ein zweiter ganz netter Brief. Von einem Ervin, der geschrieben hat, als ob er mich auch nur einfach so mal kennenlernen möchte. Wie komm ich denn dazu, mir die Chance entgehen zu lassen, einen netten Typen kennenzulernen? Einfach so. Daß ich mit dem jetzt nichts anfang ist doch klar. Ich will mich nur mit dem unterhalten.
    Das will ich ja eigentlich immer bei meinen Anzeigen-Geschichten. Einfach nur meinen männlichen Bekanntenkreis erweitern, nette Frauen kenne ich ja genug. Daß mal aus so was ’ne Beziehung wird ist natürlich im Rahmen des Möglichen. Aber daß so was nicht von heute auf morgen losgeht, hab ich von vornherein im Kopf. Daß mir mal so was wie mit Arne passiert, hätte ich sowieso nie gedacht. Nicht mit und auch nicht ohne Anzeige. Deshalb formuliere ich meine Anzeigen ja absichtlich immer so, daß sich da keine Typen drauf melden, die auf Krampf ’ne Zweierbeziehung suchen. Die Frau fürs Leben oder gar nichts. Also ruf ich diesen Ervin mal an, verabrede mich für Sonnabend abend mit ihm.
    Als er am nächsten Tag bei mir in der Tür steht, registriere ich, daß es kein Zufall war, ihn in die zweite Wahl genommen zu haben. Ich finde ihn unheimlich nett... aber er ist überhaupt nicht mein Typ. Hat lange Haare. Ich mag keine langhaarigen Männer leiden, ’n Vollbart hat er auch. Da steh ich ja nun auch nicht mehr drauf. Früher bin ich ja mal auf Vollbärte ausgeflippt. Auf so richtig bärtige Papi-Typen, an die ich mich anlehnen konnte. Brauchte es als Bestätigung, daß ich ’ne «reife Frau» bin. Daß solche Typen, die auch was Älteres hätten haben können, mit mir glücklich waren. Ich habe natürlich nicht gesehen, daß die so ’n kleines, unsicheres Mädchen von siebzehn, achtzehn Jahren wie mich besser unterdrücken konnten als ’ne Frau mit mehr Lebenserfahrung, die weiß, was sie will.
    Ich hatte immer denselben Typ. Möglichst zehn Jahre älter als ich. Und immer das gleiche Schema: relativ kurze Haare, Vollbart, sehr weiche Gesichtszüge. Meine Freundinnen haben immer, wenn ich mal wieder ’n neuen Typen hatte, gesagt: wieso hast du denn überhaupt ’n neuen genommen? Der sieht doch genauso aus wie der alte!
    Ich konnte diese langhaarigen Pubertierlinge nicht ab. Ich wollte schon immer ’n richtigen Mann und nicht so ’n halbgaren Bubi. Manche Männer sehen ja mit langen Haaren ganz hübsch aus. Aber damals, als ich siebzehn, achtzehn war, da hat halt alles, was «in» sein wollte, lange Haare getragen, egal, ob es dem jeweiligen Typ nun stand oder nicht. Sehr attraktiv, diese jungen Männer, denen ihre dünnen, spiddeligen Haare fettig und strukturlos vom Kopf runterhängen. Hauptsache antiautoritär!
    Ich werd schon wieder jugendfeindlich. Schließlich war ich auch mal jung und ziemlich unfertig. Hab mich bestimmt auch pubertär verhalten. Nur eben nicht mehr ganz so, wie die gleichaltrigen Typen. Deshalb konnte ich immer nur mit Älteren was anfangen. Wenn ich wirklich mal ’n Gleichaltrigen hatte, fand ich den immer nach ganz kurzer Zeit uninteressant. Hab mich gewundert, weshalb die anderen Mädchen aus meiner Klasse sich mit Gleichaltrigen zufriedengeben konnten.
    Diese Erfahrungen mit destruktiv-motzigen, unerwachsenen, langhaarigen Typen haben sich in meinem Kopf so festgesetzt, daß ich heute noch langhaarige Männer als uninteressant empfinde. Männerfeindlich, übel...

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