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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen
Autoren: Svende Merian
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«vögeln» heute nicht mehr ab. Und es trifft eben auch nicht das, was ich von ihm will. Verdammt, warum mußte der das Gedicht aufschlagen?
    Er lacht kurz, blättert weiter, guckt sich noch andere Gedichte an. Und dann findet er das Gedicht, das ich geschrieben habe, als ich zuletzt verknallt war und mich mal wieder nicht getraut habe.

    kleine blitze
    aus deinen lachenden augen
    werden zu strom
    schnellen — rasen
    durch mein herz — wild
    klopft es und

    ich senke
    meinen blick, damit du
    nicht siehst,
    wie gerne
    ich dich ansähe.

    «Du könntest etwas selbstbewußter sein», sagt er zu mir und legt meine Gedichte zur Seite. Was soll denn so ’n Spruch? Erwartet der von mir, daß ich die emanzipierte Frau bin? Ohne Schwierigkeiten? Frei von allen Restbeständen weiblicher Passivität, die sich so hartnäckig in den hintersten Gehirnwindungen festkrallen . Dem feministischen Besen immer wieder trotzen, wenn ich endlich radikal ausfegen will. Ich bin nicht die emanzipierte Idealfrau. Ich bin... aber weiter komme ich nicht, als ich gerade anfangen will, meine Verwunderung über diesen Spruch zu artikulieren, da... strahlen mich seine Augen wieder an, seine Augen... seine Umarmung... ich sinke mit ihm in die Kissen... sinke, versinke... berauscht von seiner Zärtlichkeit... nur Fragmente aus diesem Rausch überwintern in meinem Kopf... als ich noch mal aufstehe, um meine Wohnungstür abzuschließen... dann später, als er mir schon den Pullover ausgezogen hat... wir uns auf dem Bett gegenübersitzen... ich nur noch im Rock... ohne den Zwangsgedanken: «aktive emannzipierte Frau» muß jetzt ganz schnell den Typen auch ausziehen... wie wir uns im Schneidersitz gegenübersitzen und er mit seinen Händen meine Brüste umschlossen hält... seine Hände, die ganz still halten dabei... ich spüre ihn... nur durch seine Hände... ganz ruhig... seine Augen geschlossen... dann später, als wir beide nichts mehr anhaben... eng umschlungen daliegen und uns streicheln.
    Eigentlich ist ja jetzt allmählich der Zeitpunkt gekommen, wo auch dem jungen Mann mal einfallen könnte, daß es so was wie Empfängnisverhütung gibt und daß eine Frage nach Verhütungsmitteln hier eigentlich am richtigen Ort wäre. Oder gehört der etwa zu den Typen, die selbstverständlich davon ausgehen, daß ich meinen Körper mit Hormonen vollpumpe oder mir ’ne Spirale in die Gebärmutter einsetzen lasse, um allzeit bereit zu sein... damit mann sich keine Gedanken um so was zu machen braucht... «Geburtenregelung ist in erster Linie eine Angelegenheit der Frau» (Originalzitat aus der Gebrauchsanweisung von «Pharma» spermicides Gelee).

    An meiner Wand prangt deutlich und unbemerkt ein DIN-A3 großes Bild mit lauter Babyköpfen und der Aufschrift:

    making love
    makes babies.

    «Du, ich möcht dich mal was fragen», übernehme ich nun also zwangsläufig doch wieder diesen Part. Es bleibt mir ja nichts übrig... natürlich, ich hab meine Tage und könnte einfach weitermachen, um die Romantik nicht zu versauen. Aber das sehe ich nicht ein. Ich will den Typen hier und jetzt darauf stoßen, daß wir beide dafür verantwortlich sind und nicht nur ich alleine, weil ich die Folgen zu tragen hätte.
    Ich frage ihn: «Nimmst du die Pille?» Er reagiert nicht. Was ist denn nun los? Der muß doch mal reagieren. Der hat keine Lust, sich aus seiner Stimmung rauszureißen, dieser Schluri... und ich... Muß ich doch auch...!
    Ich rüttel ihn ganz sanft: «Eh, sag doch mal!»
    «Nee», sagt er endlich.
    «Ja, ich auch nicht!» sage ich freundlich, aber bestimmt. Er blinzelt mich ganz zärtlich und verliebt an und zieht mich sanft zu sich heran. Ein unheimlich zärtlicher Mann!
    Der tickt ja wohl nicht ganz richtig... der hat meine Frage überhaupt nicht verstanden... der sagt schon wieder nichts dazu, obwohl das Problem doch nun auch für ihn klar auf der Hand liegt. Der macht sich auch gar nicht groß Gedanken darüber, wieso ich ihm ausgerechnet in der Situation eine absurde Frage stell... Gutmütig interpretiert könnte seine Reaktion noch heißen: na, dann geht’s eben nicht. Ist mir egal. Ich find’s auch so schön mit dir.
    Und da seine ganze Zärtlichkeit so gar nichts Forderndes an sich hat wie bei anderen Männern, bin ich natürlich geneigt, seine Reaktion so zu interpretieren... oder aber, der hat einfach im Moment keine Lust, sich darüber Gedanken zu machen. Der will einfach nur noch mit mir schlafen. Mehr hat der im Moment nicht im Kopf. Und
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