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Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)

Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)

Titel: Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)
Autoren: Claus Riemann
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Er schaffte es, seine geistige Welt wieder in Einklang zu bringen mit der ursprünglichen Wildheit der inneren und äußeren Natur.

Mond in Widder
    Das innere Mutterbild, das uns der Mond zeigt, geht hier in Richtung der Kriegerin, einer dominanten, kraftvollen, feurigen Mutter. Mond steht immer auch für das Urmütterliche, unsere erste Umwelt, und deshalb spielt er auch für das innere Kind zeitlebens eine wichtige Rolle. Egal wie alt wir sind, wenn wir das innere kleine Mädchen, den inneren kleinen Jungen in uns sprechen lassen, ist das die Sprache des Mondes und nicht die Sprache der Sonne. Wenn ich als erwachsener Mensch meinem inneren Kind den angemessenen Platz im Leben geben möchte, ihm Seelennahrung und ein Zuhause geben will, in welcher Form auch immer, dann brauche ich dazu das Verständnis der Mondsprache.
    Für einen kleinen Widder-Mond, dieses Helden-oder Amazonen-Kind, ist es prinzipiell ärgerlich, klein und von der Mutter abhängig zu sein. Bedürftigkeit ist mit dem Widder-Prinzip schwer zu vereinbaren. Viele Mütter berichten von ihren kleinen Kindern mit Widder-Mond, dass ihr erstes Wort nicht etwa »Mama« oder »Papa« war, sondern »leine«, das heißt »Ich kann’s alleine« oder »Ich will’s alleine machen, ohne deine Hilfe und Einmischung«.
    Hier sind Mütter von vornherein Gestalten, an denen man seine eigene Kraft erprobt. Wer ist stärker, wer bestimmt, wer gewinnt? Eine Mutter, die ein Widder-Mond-Kind hat, muss sich von vornherein auf eine Herausforderung einstellen. Ist sie nicht fähig, ihrem Kind auch als Kriegerin zu begegnen, dann hat sie schnell verloren. Viele Mütter von Kindern mit Widder-Mond haben sehr früh schon das Gefühl, gegen ihr Kind keine Chance zu haben. Ich habe Mütter erzählen hören, dass diese Kinder für sie große Lehrmeister waren, indem sie ihnen beigebracht haben zu kämpfen; hätten sie das nicht gelernt, wären sie in der Beziehung untergegangen.
    Schwer haben es hier die »vernünftigen« Mütter mit ihren pädagogischen Konzepten. Über so etwas lacht ein Widder-Mond-Kind bloß und sagt zum Schluss nur wieder: »Ich will aber«. Eine solche Mutter erzählte mir, wie ihr Widder-Mond-Töchterchen sie einmal so weit gebracht hatte, dass sie es mit hochrotem Kopf packte und schüttelte und dabei rief: »Diesmal wirst du nicht gewinnen!«. Wenn eine Mutter den sehr löblichen Vorsatz hat, nie Hand an ihr Kind zu legen, dann wird ein Widder-Mond-Kind sie auf eine harte Probe stellen. Widder-Mond-Kinder nehmen es allerdings auch nicht besonders übel, wenn es einmal richtig Krach gibt und die Fetzen fliegen; hinterher sind sie schnell wieder versöhnt. Ich kenne Fälle, wo Mütter so aus der Fassung gerieten, dass sie ihrem Widder-Mond-Kind eine Ohrfeige gaben. Danach waren sie ganz verzweifelt über ihre Unbeherrschtheit, aber das Kind war absolut einverstanden. Die Mutter hatte sich als Kriegerin gezeigt, hatte ihre Wut, ihren Ärger gezeigt, und gerade das ist für kleine Widder-Mond-Kinder besonders wichtig. Sie wollen ihren eigenen Ärger, ihre Wut, ihren Eigenwillen, ihren Widerstand zeigen dürfen und sich auch dann noch geliebt wissen, wenn sie so sind. »Magst du mich auch dann noch, wenn ich so schrecklich bin, wenn ich so wütend bin?« Wenn diese Gefühle einen Raum haben dürfen, kann es eine wunderbare Freundschaft geben zwischen Müttern und ihren Widder-Mond-Kindern.

Die Große Göttin
    Das Bild der Weiblichkeit bei dieser Konstellation ist beschreibbar als die »Wolfsfrau«, über die Clarissa Pinkola Estés geschrieben hat, die wilde, kraftvolle, animalische, autonome Seite des Weiblichen. Wenig bekannt ist die Wildsau-Göttin des Matriarchats. Jutta Voss hat ein Buch darüber geschrieben mit dem Titel Das Schwarzmond-Tabu , und darin fasst sie die Ergebnisse jahrelanger Matriarchats-Forschung zusammen. Es gab früher eine Göttin, die in Gestalt einer Wildsau verehrt wurde. Jutta Voss schildert voller Empörung, wie diese kraftvolle Wildsau-Göttin im Patriarchat zum Marzipanschweinchen umfunktioniert wurde, weil die Männer oder der patriarchale männliche Geist mit der kraftvollen Seite des Weiblichen nichts anfangen konnten und Angst davor hatten. (Aus demselben Grund sind auch die Hexen auf dem Scheiterhaufen gelandet.)
    Diese Wildsau-Göttin ist für Widder-Mond das richtige Leitmotiv; andere Modelle sind Mutter Courage oder die Amazone, die autonome Frau, die nicht, wie es in der Bibel heißt, dem Mann nachfolgt, sondern
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