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Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Titel: Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)
Autoren: Michael J. Sullivan
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geblieben?
    Victor trank sein Glas aus und erhob sich. »Wenn Ihr nichts dagegen habt, Archie , gehe ich jetzt. Ich habe schon genug Zeit vergeudet.«
    »Wartet, Victor. Geht nicht. Die Briefe gibt es wirklich. Ich versichere Euch, ich hatte sie hier.«
    »Natürlich, Archie. Wenn Ihr mich das nächste Mal erpressen wollt, rate ich Euch, mit einer besseren Finte aufzuwarten.« Er ging hinaus und verschwand die Treppe hinab.
    »Überlegt Euch, was ich gesagt habe, Victor!«, rief ihm Archibald nach. »Ich werde diese Briefe wiederfinden. Mit Sicherheit! Dann gehe ich damit nach Aquesta! Und lege sie bei Hofe vor!«
    »Was soll ich jetzt tun, Herr?«, fragte Bruce.
    »Warten, Idiot. Ich muss nachdenken.« Archibald fuhr sich mit zittrigen Fingern durchs Haar und ging im Turmzimmer auf und ab. Er inspizierte die Blätter noch einmal genau. Es war tatsächlich eine andere Sorte Pergament als das der Briefe, die er so oft gelesen hatte.
    Obwohl er sich sicher war, die Briefe in den Panzerschrank gelegt zu haben, begann er nun doch, Schubladen aufzuziehen und die Schriftstücke auf seinem Schreibtisch durchzusehen. Er schenkte sich noch einen Branntwein ein, ging an den Kamin, zog den Kaminschirm weg und stocherte mit einem Schüreisen in der Asche nach möglichen Pergamentresten. Nichts. Frustriert warf Archibald die leeren Bögen ins Feuer. Er leerte sein Glas in einem Zug und ließ sich in einen der Sessel fallen.
    »Sie waren doch eben noch hier«, sagte Archibald ratlos. Langsam nahm ein Gedanke in seinem Kopf Gestalt an. »Bruce, jemand muss die Briefe gestohlen haben. Der Dieb kann noch nicht weit gekommen sein. Ich will, dass du das ganze Schloss durchsuchst. Verschließe alle Ausgänge. Lass niemanden hinaus. Keine Bediensteten, keine Wachen – niemanden! Durchsuche jeden einzelnen!«
    »Sofort, Herr«, antwortete Bruce, stutzte dann aber. »Und der Markgraf, Herr? Soll ich ihn auch aufhalten?«
    »Natürlich nicht, Idiot, er hat die Briefe nicht.«
    Archibald starrte ins Feuer und horchte Bruces eiligen Schritten auf der Turmtreppe hinterher. Dann war er allein mit dem Knistern der Flammen und hundert offenen Fragen. Er zermarterte sich das Hirn, kam aber einfach nicht darauf, wie ein Dieb das angestellt haben konnte.
    »Euer Erlaucht?« Die schüchterne Stimme des Dieners riss ihn aus seinen Gedanken. Archibald funkelte den Mann, derden Kopf zur offenen Tür hereinstreckte, so grimmig an, dass dieser noch einmal tief Luft holte, ehe er sagte: »Herr, ich störe Euch ungern, aber es scheint drunten im Schlosshof ein Problem zu geben, welches Eure Anwesenheit erfordert.«
    »Was für ein Problem?«, fauchte Archibald.
    »Herr, man hat mir keine Einzelheiten mitgeteilt, aber es geht irgendwie um den Markgrafen. Man hat mich geschickt, Euch zu sagen, dass Ihr herunterkommen sollt – die Güte haben mögt herunterzukommen, meine ich.«
    Archibald ging die Turmtreppe hinab und fragte sich, ob der alte Mann vielleicht vor seiner Tür tot umgefallen war, was so schlimm nicht gewesen wäre. Im Schlosshof jedoch traf er den quicklebendigen und wutschnaubenden Markgrafen an. »Da seid Ihr ja endlich, Ballentyne! Was habt Ihr mit meiner Kutsche gemacht?«
    »Womit?«
    Bruce kam und winkte Archibald ein Stück beiseite. »Euer Erlaucht«, flüsterte er dem Grafen ins Ohr. »Anscheinend sind die Kutsche und die Pferde des Markgrafen verschwunden.«
    Archibald erhob den Zeigefinger in Richtung des Markgrafen und sagte laut: »Ich komme sofort, Victor.« Dann flüsterte er Bruce zu: » Verschwunden? Wie kann das sein?«
    »Ich weiß nicht, Herr, aber, nun ja, der Torwächter sagt, dass der Markgraf und sein Kutscher oder jedenfalls zwei Personen, die er für dieselben hielt, schon zum Haupttor hinausgefahren sind.«
    Von jähen Schwindelgefühlen überfallen, wandte sich Archibald wieder dem zornroten Markgrafen zu.

2
Geschäftstreffen
    Mehrere Stunden nach Einbruch der Dunkelheit traf Alenda Lanaklin mit einer Kutsche in der Unterstadt von Medford ein. Das Wirtshaus ZUR DORNIGEN ROSE lag zwischen anderen armseligen Häusern mit krummen Dächern an einer namenlosen Straße, die in Alendas Augen kaum mehr als eine finstere Gasse war. Vor kurzem hatte es heftig geregnet; das Kopfsteinpflaster war nass und voller Pfützen. Vorbeifahrende Kutschen bespritzten die Front des Wirtshauses mit der schlammigen Brühe, die Dreckspuren auf dem düsteren Stein und verwitterten Holz hinterließ.
    Aus einer Tür trat ein schwitzender,
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