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Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Titel: Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)
Autoren: Michael J. Sullivan
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glatzköpfiger Mann mit freiem Oberkörper; er trug einen großen Kupfertopf und kippte den Inhalt, der aus knochigen Fleischüberbleibseln bestand, kurzerhand auf die Straße. Sofort stürzten sich ein halbes Dutzend Hunde darauf. Abgerissene Gestalten, im flackernden Licht der Wirtshausfenster nur vage zu erkennen, brüllten in einer Sprache, die Alenda nicht identifizieren konnte, übelgelaunt auf die Hunde ein. Einige warfen Steine nach den dürren Tieren, die jaulend davonrannten. Die Gestalten eilten herbei und sahen, was die Hunde übriggelassen hatten, und stopften es sich in Mund und Taschen.
    »Seid Ihr sicher, dass wir hier richtig sind, Herrin?«, fragte Emily. »Das kann uns Vicomte Winslow doch nicht im Ernst zumuten.«
    Alenda inspizierte noch einmal die stachlige Ranke mit der einen Blüte auf dem verzogenen Schild über der Tür. Das Rot der Blüte war zu Grau verblasst, und die verwitterte Ranke ähnelte einer Schlange. »Das muss es sein. Ich glaube nicht, dass es in Medford mehr als ein Wirtshaus ZUR DORNIGEN ROSE gibt.«
    »Es ist nicht zu fassen! Er bestellt uns in so eine – Örtlichkeit!«
    »Mir gefällt es so wenig wie dir, aber es ist nun mal so vereinbart. Ich wüsste nicht, was uns für eine andere Wahl bliebe.« Alenda staunte selbst, wie unerschrocken sie daherredete.
    »Ich weiß, Ihr wollt es nicht mehr hören, aber ich halte diese Sache immer noch für einen Fehler. Mit Dieben sollte man keine Geschäfte machen. Denen kann man nicht trauen, Herrin. Ich sage Euch, diese Männer, die Ihr da gedungen habt, werden Euch genauso bestehlen, wie sie’s mit allen anderen machen.«
    »Jedenfalls sind wir jetzt hier, also sollten wir’s hinter uns bringen.« Alenda öffnete die Tür der Kutsche und stieg aus, wobei sie mit Sorge bemerkte, dass einige der herumlungernden Gestalten sie äußerst aufmerksam beobachteten.
    »Das macht einen Silbertaler«, erklärte der Kutscher, ein mürrischer älterer Mann, der sich schon länger nicht mehr rasiert hatte. Seine schmalen Augen lagen sehr tief zwischen so vielen Falten, dass Alenda sich fragte, wie er genug sehen konnte, um die Kutsche zu lenken.
    »Ach, ich dachte, ich bezahle dich am Ende der Fahrt«, erklärte Alenda. »Wir halten hier nur kurz.«
    »Wenn ich warten soll, kostet das extra. Und was ich bis hierher von Euch kriege, will ich jetzt, für den Fall, dass Ihr beschließt, nicht wiederzukommen.«
    »Das ist doch lächerlich. Ich versichere dir, wir kommen zurück.«
    Das Gesicht des Mannes zeigte die Nachgiebigkeit von Granit. Vom Bock aus spuckte er Alenda vor die Füße.
    »Also wirklich!« Alenda zog eine Münze heraus und gab sie dem Kutscher. »Hier hast du deinen Silbertaler, aber rühre dich nicht vom Fleck. Ich weiß nicht genau, wie lange wir brauchen, aber wie gesagt, wir kommen zurück.«
    Emily stieg aus der Kutsche, zupfte Alendas Kapuze zurecht und vergewisserte sich, dass die Knöpfe ihrer Herrin ordentlich geschlossen waren. Sie strich zuerst Alendas Umhang glatt und verfuhr dann genauso mit ihrem eigenen Kleidungsstück.
    »Ich wollte, ich könnte diesem dummen Kutscher sagen, wer ich bin«, flüsterte Alenda. »Und dann würde ich ihm auch noch ein paar andere Sachen sagen.«
    Die beiden Frauen trugen die gleichen wollenen Umhänge, und unter den hochgeschlagenen Kapuzen sah man kaum mehr als ihre Nasen. Alenda bedachte Emily mit einem unwirschen Blick und wischte ihre geschäftigen Hände weg.
    »Sei nicht so eine aufgeregte Glucke, Emmy. Ich bin sicher, es waren schon andere Frauen in diesem Etablissement.«
    »Frauen schon, aber Edelfrauen wohl eher nicht.«
    Als sie durch die schmale Holztür des Wirtshauses traten, traf sie eine Wolke aus Rauch und Alkoholdunst und noch einem anderen Geruch, den Alenda bisher nur von Abtrittsbesuchen kannte. Zwanzig Unterhaltungen versuchten sich gegenseitig zu übertönen, während ein Fiedler eine muntere Melodie spielte. Vor dem Schanktisch tanzten Leute, indemsie im Rhythmus der Fiedelmusik laut mit den Absätzen auf den welligen Holzboden stampften. Gläser klirrten, Fäuste hieben auf Tische, Gäste lachten und sangen viel lauter, als es Alenda schicklich schien.
    »Was machen wir jetzt?« Emilys Stimme kam aus den Tiefen der Wollkapuze.
    »Den Vicomte suchen, würde ich sagen. Bleib dicht bei mir.«
    Alenda fasste Emily an der Hand und zog sie hinter sich her, während sie sich zwischen den Tischen durchschlängelte, den Tanzenden auswich und einen Hund umging, der
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