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Der Teufelskeiler

Der Teufelskeiler

Titel: Der Teufelskeiler
Autoren: Joe R. Lansdale
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verkürzten.
Abraham wusste das ebenso. Das sah man an der Art, wie er lief - schneller, verbissener.
Das Gebiet wurde nun flach und sumpfig. Die Kiefern machten Weiden und Ranken Platz. Ein paar zweieinhalb
Meter lange Wassermokassins kreuzten unseren Weg und glitten weiter ins Unterholz. Eine hatte einen Kopf so groß wie eine Kniescheibe.
Ich befand mich tiefer in den Auwäldern als jemals zuvor. Dies hier war Old Satans Land, seine Heimat.
Der Gestank wurde jetzt so stark, dass ich glaubte, mich übergeben zu müssen. Ich weiß zwar nicht, ob es am Gestank oder an meiner Furcht lag - jedenfalls war das Gefühl äußerst unangenehm.
Vor uns bellten die Hunde, als hätte ihnen jemand den Schwanz angezündet.
Plötzlich begannen sie anzuschlagen. Ich hörte das nicht zum ersten Mal. Wenn der Hund ein entsprechendes Organ hat, kann es die schönste Melodie sein, die man je gehört hat. Aber das klang eher nach einem Grabgesang, wie eine verlorene Seele oder wie die Todesfeen, über die ich schon Geschichten gehört hatte. Man konnte Erregung und nackte Angst heraushören. Endlich hatten sie erwischt, was sie gejagt hatten, und sie waren alles andere als glücklich darüber.
»Jetzt haben wir ihn«, sagte Abraham.
Noch bevor wir die Hunde erreichten, brach das Anschlagen ab, und wir hörten ein Jaulen, gefolgt von einem spitzen Bellen und einem weiteren gequälten Schrei. Die Hunde trieben Old Satan nicht mehr in die Enge, der ausgekochte Teufel hatte den Spieß umgedreht. Nun versuchte er, jeden Hund in Reichweite zu töten. Wir schlugen uns einen Weg durch das Dickicht, bis wir schließlich an einen Trampelpfad kamen. Quer darüber lag einer der Hunde.
Wir brauchten nicht erst nachzusehen, ob er tot war. Nichts, was so übel aufgeschlitzt worden war, konnte noch am Leben sein.
Wir sprangen über den Kadaver und folgten dem neuerlichen Gebell der Hunde, die jetzt wieder Old Satan nachjagten. Er hatte nur angehalten, um zu töten, und nun rannte er noch tiefer in den Wald.
Der Boden wurde immer sumpfiger, und ein Schwärm langbeiniger Wasservögel flog direkt vor unserer Nase hoch und erschreckte uns so, dass uns das Herz in die Hose und weiter bis zu den Kniekehlen durchrutschte. Aber wir wurden nicht langsamer, stapften unverwandt weiter. Meine Rippen fühlten sich an, als wollten sie sich durch die Haut ins Freie boxen, und die heiße, stickige Luft schnitt mir durch Rachen und Brust wie ein rostiger Fuchsschwanz.
Schließlich kamen wir zu einer Flussbiegung.
»Der Sabine«, sagte Abraham. »Meine Güte, der macht vielleicht Schleifen hier oben. Wo sind denn die Hunde?«
Gute Frage. Man hörte keinen Pieps mehr. In meinem Bauch machte sich ein ungutes Kitzeln breit. Kein Geräusch, keine Hunde, dachte ich.
Wir hasteten weiter, blieben nahe am Fluss, wo ein Weg entlangführte, und kurze Zeit später stießen wir auf einen weiteren Hund. Es war wieder der junge.
Er lag unter einer knorrigen alten Weide, und seine Flanken blähten sich wie der Kopf einer alten Hakennasennatter. Ein schmaler, roter Schnitt zog sich quer über seine rechte Flanke, und seine Zunge hing ihm aus dem Maul wie dickes Abziehleder.
»Dem fehlt nichts«, sagte ich, nachdem ich mich gebückt und über seine Seite gestrichen hatte. »Der
Schnitt ist nicht tief. Der ist bloß vollkommen fix und fertig.«
»Ob von den übrigen Hunden wohl noch einer lebt?«, fragte Abraham. Er erschlug einen Moskito auf seinem Nacken. »Old Satan spielt bloß mit uns, genau wie Opa gesagt hat.«
Etwa zur gleichen Zeit begannen die Hunde, erneut anzuschlagen. Sie waren weniger als eine Viertelmeile entfernt.
Wir rannten ihnen nach, nur der junge, völlig erschöpfte Hund rührte sich nicht.

ACHT

    Das Anschlagen wurde immer lauter. Old Satan wich nicht mehr von der Stelle, und wir schlossen auf. Wir kamen zu einem gewaltigen Brombeergestrüpp mit dichtem Rankengewirr, und dem Lärm nach kam der Krawall genau aus dessen Mitte. Das Anschlagen hörte auf, der Kampf begann. Wir hörten die Hunde knurren und bellen. Und wir hörten auch Old Satan. Er schnaubte, grunzte und quiekte, als hätte er sich schon lange nicht mehr so prächtig amüsiert.
    Wir teilten uns auf, wie Onkel Pharao uns geraten hatte. Abraham ging nach rechts, ich nach links. Als ich Abraham das letzte Mal sah, bevor ich mir einen Weg durchs Dornengestrüpp schlug, hielt er die Winchester in der rechten Hand, den Speer und den Schild in der linken.
    Ich schlug mir mit dem Lauf des Gewehrs einen
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