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Der Teufelskeiler

Der Teufelskeiler

Titel: Der Teufelskeiler
Autoren: Joe R. Lansdale
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Rücken und versuchte wieder einzuschlafen, allerdings ohne Erfolg.
    Ich rollte mich auf die Seite und betrachtete Abraham, der sich schattenhaft unter der Decke abzeichnete. Er schnarchte. Die Hunde lagen um uns herum, fast genau dort, wo sie sich ursprünglich niedergelassen hatten. Bounder war immer noch nicht aufgetaucht.
    Ich schloss die Augen und blieb wach liegen. Ich konnte es kaum noch erwarten, dass es endlich wieder losging.
    Morgen war der große Tag, das hatte ich im Gefühl.

SIEBEN
     
    Etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang weckte ich Abraham. Er tat frischen Talg in die Laterne, und wir nahmen ein kaltes Frühstück aus getrocknetem Schinken und Wasser aus der Feldflasche zu uns. Den Hunden gaben wir ein paar Grieben, dann rollten wir alles wieder in unsere Decken ein.
    Abraham führte die Hunde problemlos wieder auf die richtige Fährte, und schon bald preschten sie bellend durch die Büsche davon. Mir tat von unserem gestrigen Marsch noch alles ziemlich weh, doch als ich mir meinen Weg durch das Unterholz kämpfte, lief es ganz passabel, und als es so hell war, dass wir die Laterne ausmachen und ebenfalls einwickeln konnten, fühlte ich mich schon deutlich besser.
Allerdings wurde das Dickicht immer schlimmer. Wir mussten uns mit den Zuckerrohrmessern, die uns Onkel Pharao gegeben hatte, einen Weg freischlagen. Es ging nur langsam voran. Dasselbe galt aber auch für die Hunde, und sie waren uns deshalb auch nicht so ewig weit voraus.
Mit dieser Art Unterholz hatten wir fast den ganzen Vormittag zu kämpfen. Erst kurz vor Mittag erreichten wir eine Lichtung, auf der vereinzelt Pekannussbäume standen. Die Hunde hatten sich unter einem dieser Bäume zusammengerottet und bellten und führten sich auf, als wären sie nicht mehr ganz bei Trost.
Als wir zu dem Baum kamen, entdeckten wir Bounder. Seine Pfote schlug mir gegen den Kopf, mich hätte vor Schreck beinahe der Schlag getroffen.
Er hing über einem Ast, von oben bis unten aufgeschlitzt. Er war schon mindestens einen halben Tag tot. Der Keiler hatte ihn mit seinen Hauern erwischt, aufgespießt und dann durch die Luft geworfen, wo er auf dem Ast gelandet war. Der Ast befand sich in rund zwei Meter Höhe, und Bounder wog meiner Schätzung nach zwischen vierzig und fünfzig Pfund. Der Gedanke, dass dieses Tier stark genug war, um Bounder wie ein Kissen durch die Luft zu wirbeln und ihn mit Hauern so groß wie Bowiemesser aufzuschlitzen, gefiel mir gar nicht.
Der Boden unterhalb des Pekannussbaums war aufgewühlt, als wäre eine ganze Rinderherde drüber getrampelt. Alles war voll Blut, und vermutlich stammte jeder einzelne Tropfen von Bounder.
»Armer alter Hund«, sagte Abraham. »Armer alter Bounder.«
Ich half Abraham, den Hund runterzuholen und unter den Baum zu legen.
»Willst du ihn begraben?«, fragte ich.
»Wir machen weiter wie abgemacht«, antwortete Abraham und hob die Winchester, den Speer und den Schild auf. Er zitterte vor Wut. Und ich war immer noch erschüttert, in welchem Zustand wir Bounder gefunden hatten.
Ich nickte. »Jetzt oder nie. Am besten lassen wir alles, was wir nicht brauchen, hier und nehmen nur das unbedingt Nötigste mit. Dann kommen wir schneller voran.«
»In Ordnung.« Abraham legte die Dinge, die er gerade aufgehoben hatte, wieder auf den Boden und streifte die Decke vom Rücken. Als wir abmarschbereit waren, hatten wir nur die Zuckerrohrmesser, die Feldflaschen, ein wenig Schinken, eine Rolle Seil und unsere Waffen einschließlich Abrahams Speer und Schild dabei, die er auf keinen Fall zurücklassen wollte. Es war sinnlos, mit ihm darüber zu streiten, auch wenn sie uns meiner Meinung nach nur behindern würden.
Die Hunde nahmen die Fährte auf, wir folgten ihnen und fühlten uns jetzt leichter, wütender und gefährlicher. Und heiß war uns! Das Wetter zeigte sich von seiner gehässigen Seite. Im Vergleich zu heute war es gestern geradezu kühl und frisch gewesen. Mein Kopf juckte, und die Bisse der Zecken und Flöhe brannten und pochten vom Schweiß. Es regte sich praktisch kein Lüftchen, und die Bäume speicherten die Hitze wie ein Schmortopf. Allmählich konnte ich mir vorstellen, wie sich eine Ofenkartoffel fühlen musste.
Weil es so windstill war, merkte ich auch, wie nahe wir Old Satan waren. Ich roch schon wieder diesen Gestank von muffiger Kleidung und verfaulten Tierkadavern. Er war stark, richtig stark, und da wir ihn riechen konnten, obwohl kein Wind ging, wusste ich, dass wir den Abstand zu ihm
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