Der Teufel wird dich kuessen
ihnen zu fliehen. Ich werde mich dem Kampf stellen müssen.«
»Bitte, Anthony...« Sie brach ab. »Du hast ja recht«, gestand sie leise. »Ich habe selbst gesehen, wie Laird Matthew mit ihnen umgeht, wie er sie quält und demütigt.«
»Du?« fragte Anthony überrascht.
Laura nickte. »Bis heute Nacht habe ich alles für entsetzliche Alpträume gehalten. Jedes Mal, wenn ich an dem Bild vorbeiging, fand ich mich in der Vergangenheit wieder. Ich war bei Dana, Derek und Joshua, habe gesehen, wie sie leben und wie sehr sie sich vor dem Laird fürchten. Er ist genauso grausam, wie er aussieht.«
»Dann soll ich also gehen?«
»Ich weiß es nicht«, klagte die junge Frau. »Ich weiß nur, dass ich entsetzliche Angst habe um dich. Lass mich dich begleiten. Gemeinsam werden wir ihn besiegen.«
Anthony schwieg eine ganze Zeitlang. In seinem Gesicht arbeitete es. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Es geht nicht, Laura. So gern ich dein Angebot annehmen würde. Es bereitet mir regelrecht körperliche Schmerzen, daran zu denken, dass ich mich erneut einige Zeit von dir trennen muß. Ich werde bleiben und...«
»Das kannst du gar nicht, Darling«, erinnerte Laura ihn sanft. »Ich verstehe dich nur zu gut. Würde Dana in der Gegenwart leben, könnte ich mir vorstellen, sehr gut mit ihr auszukommen. Sie ist ein zuverlässiger, treuer Mensch, auf den man sich blind verlassen kann. Ich möchte dich nicht verlieren, Anthony«, fuhr sie fort, »doch ich glaube nicht, dass du in diesem Leben noch einmal glücklich werden kannst, wenn du sie jetzt im Stich läßt. Selbst, wenn du noch eine Weile nachdenkst, Darling, wirst du doch immer wieder zu dem Schluß kommen, dass du gar keine andere Wahl hast als Dana zu helfen. Nimm mich mit. Gemeinsam sind wir stark. Wir werden Laird Matthew bezwingen.«
Anthony antwortete nicht. Ganz fest nahm er Laura in die Arme und versuchte, nicht mehr an die Vergangenheit zu denken. Er streichelte die Wangen seiner Frau, küßte ihre roten Lippen und spürte ihre samtweiche Haut an der seinen.
Plötzlich zerriß ein entsetzlicher Schrei die Stille der Nacht. Anthony zuckte erschrocken zusammen, merkte jedoch im nächsten Moment, dass er es sich nur eingebildet hatte. Laura lag entspannt in seinen Armen und genoß jede seiner Berührungen. Sie hatte nichts gehört.
Anthony biß sich auf die Lippen. Sein Herz pochte wild gegen die Rippen, und das Blut rauschte in seinen Ohren. Noch immer hallte der furchtbare Schrei in ihm nach, als würde er sich an bizarren Felswänden tausendmal brechen und als Echo zurückkehren. Anthony kannte die Stimme nur zu gut. Sie gehörte Dana.
***
Es vergingen einige Tage, in denen Laura und Anthony angestrengt versuchten, zum normalen täglichen Leben zurückzu kehren, Sie unterhielten sich mit der übrigen Familie, freuten sich mit lan und Andrea über ihr kleines Töchterchen, Und Laura bemühte sich sogar um Benjamin, der seit der Geburt seiner Schwester noch ernster und stiller geworden war.
Jeden Nachmittag fand sie den Neunjährigen an seinem kleinen Friedhof, den er unter der alten Eiche errichtet hatte. Es gab viele Gräber, die er pflegen mußte und er tat es mit einer unendlichen Liebe und Hingabe, als würde sein Leben davon abhängen.
Wenn es dunkel wurde, kam das große Schweigen zu den Eheleuten. Laura wagte kaum mehr, schlafen zu gehen, vor lauter Angst, dass der unheimliche Laird wieder an ihrem Bett stehen und wüste Drohungen ausstoßen würde. Meist ließ sie die kleine Nachttischlampe an, die das Zimmer in ein schwaches wohliges Licht tauchte.
Anthony erging es nicht viel anders. Seine Gedanken waren meist bei Dana und Derek, und die Angst, der Laird würde ihnen etwas antun, zerriß ihm schier das Herz. Er konnte nicht mehr schlafen, aß nur noch das nötigste, und wenn er sich unbeobachtet fühlte, stand er vor dem Bild in der Galerie und betrachtete das zerfurchte Gesicht des grausamen Ahnherrn. Immer wieder ballte er die Hände zu Fäusten, weil er das Gefühl hatte, die Leinwand in tausend Stücke zerreißen zu müssen.
Schließlich hielt Laura es nicht mehr aus, dem Kampf ihres Mannes schweigend zuzusehen. »Du mußt gehen, Anthony«, sagte sie, als sie mitten in der Nacht erwachte und merkte, dass er noch immer keinen Schlaf gefunden hatte. »Du zerstörst dich selbst. Wenn du so weitermachst, werden wir beide nichts mehr von dir haben, weder Dana noch ich.«
»Du bist ein sehr kluges Mädchen, mein Täubchen.« Die
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