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Der Teufel von New York

Der Teufel von New York

Titel: Der Teufel von New York
Autoren: Lyndsay Faye
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der Ansicht, dass sie mit bösen Absichten kommen.
    Die sanitären Bedingungen der arbeitenden Bevölkerung
    von New York, Januar 1845.
    Als ich zu Hause ankam, wurde ich von einer unguten Mischung peinigender Gefühle heimgesucht. Mich quälte die Tatsache, dass ich mich nicht in zwei Teile schneiden und deshalb nicht gleichzeitig nachsehen konnte, ob Mercy wieder ganz zu Kräften gekommen war, und außerdem der Gedanke, dass vielleicht niemand hier sein würde. Dass Silkie Marsh den Amseln Befehle einflüstern und sie damit zu namenlosen Mördern in Harlem schicken konnte. Raben, die krächzten: »Tötet Bird Daly!«, bevor sie mit trägem Flügelschlag in die Stadt zurückflogen.
    Als ich die Vordertür öffnete, lösten sich all meine Befürchtungen in nichts auf.
    Valentine saß mit Mrs. Boehm am Arbeitstisch. Vor ihm standen ein Krug Gin und zwei Trinkgläser, daneben der kostbare Schokoladenvorrat meiner Wirtin, ein Teller mit feinerem Gebäck als gewöhnlich und ein Satz Spielkarten. Im ganzen Raum roch es nach Butter. Mrs. Boehm selbst war bis zu ihrem dünnen Haaransatz rosig angelaufen und lächelte übers ganze Gesicht.Sie hatte gerade ihre Karten auf den Tisch gelegt, ich konnte es verkehrt herum sehen. Full House.
    »Widerspruch ist zwecklos«, sagte sie und klatschte in die Hände. »Sie sind ein ... ach, sagen Sie es mir noch einmal, bitte! Wie sagt man zu einem Mann, der beim Kartenspiel immer haushoch verliert?«
    »Den nennt man einen Gimpel«, antwortete Val. »Ich bin stolz, gegen eine Frau mit so aufrechter republikanischer Gesinnung wie Sie verloren zu haben, und noch stolzer macht es mich, Ihnen die Gaunersprache beizubringen. Timothy Wilde, Kupfersternträger! Du siehst aus, als wär der Tod an dir vorbeigegangen, weil er dachte, er hätte seine Arbeit schon getan. Und deine Maske hast du auch verloren, aber das sieht ziemlich gut aus.«
    »Es ist wundervoll, euch beide hier zu sehen«, sagte ich. »Ist Bird noch wach?«
    »Ich glaube schon.« Mrs. Boehm goss noch etwas Gin in Valentines Glas und nippte dann mit deutscher Zurückhaltung an dem ihren. »Wenn Sie gleich hinaufgehen.«
    Bird schlief noch nicht, hatte sich aber schon auf der Pritsche zusammengerollt, die man unter Mrs. Boehms Bett hervorgezogen hatte. Die schlichten Vorhänge am Fenster waren noch nicht geschlossen. Als ich leise ins Zimmer trat, schnellte Birds eckiges kleines Kinn in meine Richtung.
    »Sie sind wohlauf!«, sagte sie. »Ich wusste es. Mr. V sagte, es gäbe keinen Ort, aus dem Sie sich nicht wieder herausquasseln könnten.«
    »Das ist wohl wahr. Bird, darf ich dich etwas fragen?«
    Bird setzte sich bereitwillig auf und kreuzte die Beine unter der Bettdecke.
    »Als du vor langer Zeit sagtest, ich hätte das Mädchen auf der Zeichnung geküsst, was meintest du damit?«, fragte ich sanft. »Es schien dich zu beunruhigen, und du kennst Mercy Underhill. Du musst ihr dort, wo du damals gelebt hast, begegnet sein.«
    »Oh«, flüsterte Bird, »ja.«
    Sie dachte ein bisschen zu lange über die Frage nach. Sie befürchteteoffenbar, ihre Antwort könnte mir nicht gefallen. Aber ich wartete, denn ich musste es unbedingt wissen.
    »Nun ja, ich fand, das war nicht ganz recht von ihr. Sie ... sie machte dasselbe wie ich, ganz genau dasselbe, aber sie konnte kommen und gehen, wie es ihr gefiel, und ich nicht, und da Sie sie ja gezeichnet hatten, nahm ich an ...« Bird verstummte, verwirrt und besorgt. »Ich dachte, sie müsste Ihre Mätresse sein, wenn Sie ein Bild von ihr haben. Aber ich verstehe sie nicht. Wer würde denn wollen, dass ... und wenn sie wieder gehen konnte, wieso ...«
    »Nein, lass, das ist genug«, sagte ich, als sie immer mehr in Panik geriet. »Danke, dass du es mir gesagt hast. Es ist nicht leicht zu verstehen, aber ich möchte, dass du weißt ... sie wollte, dass ihr ein besseres Leben habt. Du verstehst das, oder?«
    »Ja, das verstehe ich«, murmelte Bird. »Jeder hatte sie gern. Nur ich nicht. Aber wenn Sie mich bitten, Miss Underhill gern zu haben und nicht nur so zu tun als ob, dann werde ich das tun.«
    »Nein, darum werde ich dich niemals bitten.« Ich drückte ihr kurz die Schulter. »Sie hat genug Menschen, die sie lieben. Solche Dinge wird dir niemand mehr vorschreiben.«
    Ich kam gerade in dem Augenblick wieder nach unten, als Valentine durch die Vordertür verschwand. Also lief ich ihm nach. Ich hatte es schon einmal versäumt, ihm nachzugehen, das würde mir so bald nicht mehr passieren. Val
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