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Der Teufel vom Waiga-See

Der Teufel vom Waiga-See

Titel: Der Teufel vom Waiga-See
Autoren: Stefan Wolf
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Stille.
    Dann: „Eugenie Gräfin
Durstilitsch?“
    Eine etwas heisere Stimme.
Genie erkannte sie sofort — und konnte kaum atmen.
    „Ja.“
    „Ich bin’s. Erkennst du mich?“
    Kalt lief es ihr über den
Rücken. Träumte sie?
    „Poldgar?“
    „Bist du allein?“
     „Ja. Du... Mein Gott!
Gerade habe ich an dich gedacht und dein Bild... Ich habe es noch. Die Polizei
sucht dich.“
    „Die sucht viele.“
    „Poldgar, wo steckst du?“
    „Ganz in der Nähe, Genie. In
Weinfurth.“
    „Mein Gott! Das ist
gefährlich.“

    „Ich habe deine Sonnenbrille.
Mit der erkennt man mich nicht.“
    „Hast du dich verändert?“
    „Ich sehe noch wie damals aus.
Mein Liebling! Das waren Zeiten. Erinnerst du dich? Wo ist dein Mann?“
    „Unten. Im Hof. Glaube ich...
Thea sucht ihn.“
    „Genie“, seine Stimme klang
eindringlich. „Ich brauche deine Hilfe. Kannst du mich verstecken? Nur für
einige Tage.“
    „Aber... aber... wie denn?“
    „Nur für einige Tage. Bitte!“
    „Poldgar, du kennst meinen
Mann, hast ihn damals kennengelernt, nicht wahr? Er liebt mich nicht mehr. Aber
damals war er nicht nur eifersüchtig auf dich, sondern richtig voller Haß. Ich
glaube, daran hat sich nichts geändert.“
    „Nur für zwei Tage. Bitte!“
    „Weißt du, was du verlangst?“
    „Ihr wohnt auf dem Land, Genie.
Ihr habt ein großes Anwesen. Da muß doch irgendwo ein Versteck sein, in dem ich
mich verkriechen kann.“
    Sie seufzte. Natürlich fiel ihr
sofort das Blockhaus ein — unten am See. Gitter vor den Fenstern, eine schwere
Tür mit Sicherheitsschloß. Des Grafen Angelgeräte lagerten dort. Aber wann
kümmerte der sich darum!
    „Du könntest in der Blockhütte
unterkriechen, Poldgar. Unten am See. In der Lurchenbucht. Weißt du noch, ja?
Dort kannst du dich verstecken. Aber... ein Risiko ist dabei.“
    „Eine Blockhütte wäre toll.“
    „Bitte, hör zu, Poldgar! Hier
in der Gegend geht der Teufel um. Seit vorigen Sommer.“
    „Was? Der Teufel?“ Der Ganove
lachte.
    „Die Zeitungen nennen ihn den
Teufel vom Waiga-See. Dieser Unbekannte zündelt, zerstört, verwüstet, wirft
Brandbomben. Landhäuser, Scheunen, Bauernhäuser hat er vernichtet. Es muß ein
Wahnsinniger sein. Die Polizei kann ihn nicht fassen. Manchmal rührt er sich
nicht — wochenlang. Aber dann geht es wieder los mit dem Terror.“
    „Meinst du“, lachte Poldgar
Prüffe, „der Teufel hat’s auf die Blockhütte abgesehen?“
    „Das vielleicht auch. Doch vor
allem denke ich an Bachti. Er...“
    „Wer?“
    „Mein Mann. Er mag’s nicht, wenn
man ihn mit Gebacht anredet, obwohl er so heißt. Deshalb — im Familienkreis
nennen wir ihn Bachti.“
    „Und weshalb ist Bachti mein
Risiko?“
    „Vielleicht hält er das
Blockhaus für unsicher und holt seine Angelgeräte raus. Sie lagern dort.“
    „Ich sehe mich vor, Genie. Wenn
dein Alter auftaucht, verdufte ich. Zur Blockhütte kann ich mich durchschlagen.
Habe kein Gepäck außer Reisetasche und Mantel. Wie komme ich rein in die vier
Wände?“
    „Wir haben zwei Schlüssel. Den
einen lege ich auf den Balken über der Tür.“ Sie zögerte. „Und... was ist nach
einigen Tagen, wie du sagst? Du kannst nicht ewig dort bleiben.“
    Er schwieg. Die Stille klang
beleidigt.
    „Dir geht’s wohl nicht rasch
genug, mich wieder loszuwerden?“ meinte er dann.
    „Begreifst du nicht, was ich
riskiere?“
    „Also gut, Genie. Meine Freunde
holen mich ab. Paul Handrischek, der Maulwurf, und Josef Mützberger, der
Stehgeiger. Sie wissen, daß ich hier bin. Aber sie haben noch was vor. Sobald
das getan ist, tanzen sie an. Zu dritt setzen wir uns in die Türkei ab. Und von
dort nach Ägypten. Hab ein paar Tage Geduld. Dann verschwinde ich für immer aus
deinem Leben.“

6. Die Einladung
     
    Es war drei Tage vor den
Sommerferien, als Kommissar Glockner die Jungs zu sich bestellte.
    Nicht in sein Büro, sondern in die
Wohnung der Glockners, wo Gaby mit strahlenden Augen die Jungs erwartete.
    Oskar, Gabys schwarzweißer
Cocker-Spaniel, begrüßte seinen Freund Tim mit Freudengeheul. Margot Glockner,
der Gaby sehr nachschlug, kam aus der Küche, von woher es nach Kuchen duftete.
    „Den habe ich für euch
gebacken“, erklärte sie. „Als Wegzehrung. Aber mehr darf ich noch nicht sagen.“
    Wegzehrung, dachte Tim, klingt
wie Reiseproviant. Jetzt bin ich gespannt. Ich kann wohl nicht gemeint sein.
Trotzdem bin ich der einzige, der reist — in drei Tagen, heimwärts.
    Im gemütlichen Wohnraum
versammelte
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