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Der Teufel vom Schefflerhof

Der Teufel vom Schefflerhof

Titel: Der Teufel vom Schefflerhof
Autoren: Andrea Hofbauer
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werdet ihr noch vor dem Scheidungsrichter landen. Dann hab ich meine Eltern verloren."
       "Eltern?" Dagmars Stimme klang bitter . Fast hätte sie gelacht, ohne Freude, ohne Fröhlichkeit. Am liebsten hätte sie der Tochter die ganze Wahrheit erzählt, doch das wagte sie nicht. Paola hätte ihr diese Lebenslüge nie verziehen, davon war sie überzeugt. "Der... Vater ist nur ein bisserl nervös, weil der Gustl gekündigt hat. Zum nächsten Ersten muss er den elterlichen Hof übernehmen, und jetzt, zur Erntezeit, ist das ein herber Einbruch."
       "Wenn es nur das ist..." Paolas Gesicht sah schon viel en tspannter aus. "Heute war ein Mann da, der Arbeit gesucht hat. Ich sagte ihm, dass er am Abend wieder kommen soll, wennst vom Feld zurück bist, Vater. Ich konnte ja nicht ahnen, dass du schon so zeitig fertig wirst. Ich... bin Schuld an dem Streit, bitte vertragt euch wieder." Sie war den Tränen nahe.
       "Geh, Kind, red nicht so einen Mist daher." Dem Bauern war es offensichtlich nicht Recht, dass die Auseinandersetzung sich jetzt in eine andere Richtung bewegte. "Kümmere dich um die Monatsabrechnungen, vor allem die für den Gustl, damit der nicht unnötig aufgehalten wird. Bin gespannt auf den Neuen. Was hast du für einen Eindruck von ihm?"
       Paola war unendlich erleichtert, dass der Streit a nscheinend beendet war. Sie ging zur Tür. "Er hat sehr nett ausgesehen. Ich glaub, dass er gut arbeiten kann, seine Hände wirkten kräftig, als hätte er bereits auf einem Hof gearbeitet." Ein kaum merkliches Lächeln umspielte ihren Mund, als sie an die kurze Unterhaltung dachte. "Der wird dir bestimmt gefallen." Sie warf ihrer Mutter eine Kusshand zu. "Bis heut Nacht, Mutti", sagte sie noch, dann war sie verschwunden.
       "Nur wegen Paola hab ich nachgegeben", knurrte der Ba uer. "Das arme Madl soll nicht erfahren, was für eine Mutter du bist. Sie hat es nicht verdient, die Tochter einer... einer..."
       "Nun sag es halt schon, du nimmst ja sonst auch kein Blatt vor den Mund..., die Tochter einer Hure zu sein." Sie lachte bitter auf. "Das wolltest du doch sagen, mein lieber Karl. Hab ich Recht?" Tränen schimmerten in ihren Augen, deshalb wandte sie hastig das Gesicht zur Seite.
       "Genau das wollte ich sagen. Bist ein kluges Madl, meine li ebe Dagmar. Mit dieser Klugheit hast du mich eingefangen, obwohl ich nach meinem ersten Reinfall kein Weib mehr haben wollte an meiner Seite." Er raufte sich stöhnend die Haare. "Jetzt hab ich wieder so eine am Hals, die mich betrügt und belügt, kaum dass ich ihr den Rücken zudrehe."
       "Ich kann auch gehen." Dagmar war am Ende ihrer Kräfte ang elangt. "Du musst es nur sagen, dann pack ich meine Sachen und bin gleich weg. Paola nehme ich mit."
       "Sie wird nicht mitgehen. Du weißt, welche Einstellung deine Tochter zu solchen Weibern hat, wie du eine bist. Sie verachtet sie. Und dich würde sie auch verachten, wenn du ihr die Wahrheit sagst. Ganz sicher würde sie nicht mit dir gehen sondern bei mir bleiben." Der kleine Schwächeanfall von eben schien überwunden zu sein, die alte Bosheit blitzte wieder in seinen Augen auf.
       "Du bist ein... ein Ungeheuer, Karl Scheffler, und ich ve rfluche den Tag, an dem du mir begegnet bist." Schluchzend lief Dagmar aus der Küche und rannte blind von Tränen davon.
       Der Weg ins Dorf war normalerweise immer ein richtig schöner Spaziergang für die Frau. In der Ei nsamkeit der Natur konnte sie nachdenken und träumen, nachdenken über ihr verpfuschtes Leben und träumen von einem Märchenprinzen, der ihr ein neues Leben zu Füßen legte.
      Heute aber hatte sie keinen Sinn für Träume. Die Realität war so grausam, dass sie am liebsten immer weiter gelaufen wäre, ohne jemals ein Ziel zu erre ichen, nur einfach weg von dem Menschen, der ihr das Leben schon lange so sauer machte, dass sie keinen Sinn mehr darin sah, es dennoch fortzusetzen. Schon die Vorstellung, die nächsten Stunden fröhlich mit den Gästen reden zu müssen bereitete ihr Magenbeschwerden. Wie sollte sie es schaffen, so zu tun, als sei alles in Ordnung, wo doch ihre kleine Welt in Trümmern vor ihr lag?
       "Was hast du denn, Dagmar?" fragte Martin Brenner, der Gastwirt, überrascht, als sie die Gaststube betrat. "Du schaust drein, als wäre dir der leibhaftige Teufel begegnet."
       "Der Teufel... ja..." Ohne den Mann anzusehen wollte sie an ihm vorbei. "Ich bin gleich fertig. En tschuldige, dass ich zu spät komme."
       "Ist schon in
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