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Der Teufel vom Schefflerhof

Der Teufel vom Schefflerhof

Titel: Der Teufel vom Schefflerhof
Autoren: Andrea Hofbauer
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Anfang nicht sehr viel ist. Das hat der Bauer mir bereits gesagt." Florian hatte auf einmal das Gefühl, Karl Scheffler verteidigen zu müssen. "Aber das macht nichts. Es wird mit der Zeit schon mehr werden."
       "Glaubst du am Ende wirklich an diese Geschichte? Ich hab hier fünf Jahre treu gedient, und in den ganzen Jahren hab ich nur einmal eine kleine Aufbesserung bekommen. Und die musste ich sogar noch anmahnen. Das war vor zwei Jahren. Seitdem hat sich nichts mehr getan. Glaub mir, Flori, der Bauer ist der geborene Geizhals. Kein Wunder, dass seine erste Ehe nicht gehalten hat."
       Florian horchte auf. "Der Bauer war schon einmal verheir atet? Bist du sicher? Woher weißt du denn das?"
       "Na, der Sepp hat es mir erzählt. Der war damals schon da, als die erste Frau, Magda hieß sie, glaub ich, hier ihren Einzug hielt. Sie muss eine fesche Pe rson gewesen sein und blitzgescheit. Ein Kind hatten sie auch, einen Sohn. Aber sie hat es mit dem Spinner nicht lange ausgehalten", fügte er respektlos hinzu.
       "Der Sepp , arbeitet der auch noch auf dem Hof? "
    " Freilich, aber er ist nicht mehr bei der Feldarbeit dabei sondern nur noch im Stall. Schwere Arbeit kann er nicht mehr so gut, immerhin ist er bereits in den Siebzigern. "
    " Er ist schon so lange hier?" Der junge Mann war ehrlich verblüfft. "Ich dachte, der Bauer ist ein schlechter Arbeitgeber, warum hat es dann ausgerechnet der Sepp so lang mit ihm ausgehalten?"
       "Der hatte eine Verpflichtung den Eltern des Bauern gege nüber. Sie haben ihn aus der bittersten Armut herausgeholt, die man sich nur vorstellen kann. Lass es dir nur von ihm erzählen. Ein Stichwort genügt, dann sprudelt er alles heraus wie ein Wasserfall." Martin fühlte sich sichtlich wohl in seiner Rolle als Erzähler. Endlich war da jemand, der ihm offensichtlich gern zuhörte, ja, der ihm sogar jedes Wort gebannt von den Lippen ablas. So etwas hatte er noch nie zuvor erlebt, und Flori, wie er den neuen Knecht bereits nannte, wurde ihm mit jeder Minute sympathischer.
       "Dennoch kann etwas nicht stimmen von dem, was du da erzählst. Die Bäuerin ist so eine fesche Frau und bestimmt auch viel jünger als der Bauer. Ich hab sie heute früh kurz gesehen. Sie und Paola sind noch immer hier, also kann er nicht allein schuldig dran gewesen sein, dass seine erste Frau mit dem Sohn das Weite gesucht hat. Da muss es doch noch etwas anderes gegeben haben."
       "Da kommt Sepp. Der kann es dir genauer erzählen." Martin war mit einem Mal sichtlich verärgert. "Kannst du mir sagen, weshalb ich dir eine Mär aufbinden sollte? Ich hab nichts davon, wenn ich den Bauern bei dir schlecht mache. Das, was ich dir erzählt hab, ist nur das, was mir der Sepp gesagt hat und noch ein paar andere Leute auch."
       "Habt ihr nichts zu tun als ratschen?" Der alte Mann, dessen noch immer sehr dichtes schlohweißes Haar in der untergehenden Sonne schimmerte, kam mit schweren Schritten über den Hof geschlurft. "Was ist denn? Ihr schaut drein, als sei euch ein Hahn davongelaufen."
       Florian versuchte zu lachen, um seine Aufregung etwas zu b ekämpfen, doch es gelang ihm nicht so recht. "Wir haben uns nur ein bisserl über den Bauern unterhalten", erklärte er wahrheitsgetreu. "Martin sagte, dass du schon bei dem alten Bauern gearbeitet hast." Er spürte, wie sein Herz plötzlich rascher klopfte.
       Sepp lebte sichtlich auf. "Das waren feine Leut e, die alten Bauern. Maria und Johann Scheffler haben von zeitig in der Frühe bis spät in die Nacht hinein gearbeitet. Zwei Kinder hatten sie, ein Madl, Johanna, und einen Buben, Karl. Johanna starb, als sie sechs Jahre alt war. Ein Virus hat ihr kleines Lebenslicht ausgelöscht. Schlimm war das damals. Sie war so ein liebes Madl, ganz die Mutter."
       Es kostete Florians ganze Kraft, nicht zu zeigen, wie begierig er jedes Wort des alten Knechts in sich au fnahm. "Johanna...", wiederholte er in Gedanken versunken. "Ist sie hier auf dem Friedhof begraben?"
       "Freilich." Sepp zuckte die mageren Schultern. "Sie haben ziemlich weit hinten an der Mauer ein Familiengrab. Johann und Maria Scheffler liegen neben ihrer Tochter. Und eines Tages..."
       "Vielleicht ist der Bauer deshalb so ein harter Mann geworden", begann Florian erneut. Jetzt wollte er a lles wissen, und wenn möglich, alles auf einmal. "Ich kann mir vorstellen, dass so ein furchtbares Erlebnis einen Menschen prägt."
       "A ch geh, was redest denn daher?", fuhr Sepp den jüngeren
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