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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Telefon klingelte. Sascha rief an. „Gibt’s was Neues in unserem Fall, das ich wissen müsste?“
    „Nein, du musst schließlich nicht alles wissen.“
    „Ja, mach dich nur lustig, ich bin eh schon schlecht drauf.“
    „Wieso?“
    „Einkaufsbummel mit Annika. Und das am Samstagvormittag!“
    „Kauf dir doch zur Belohnung was Schönes. Oder geht getrennt einkaufen und dann gemeinsam was essen.“
    „Annika wird sich bedanken, Herr Beziehungsexperte.“
    Plötzlich hatte Andreas keine Lust mehr auf Saschas Jammerei. „Seit wann tust du alles, was Annika will?“
    Das hätte er vielleicht nicht sagen sollen. Nach einer Schockpause haute Sascha ihm um die Ohren: „Das verstehst du nicht! Du warst noch nie mit einer Hochschwangeren zusammen – also red nicht so einen Scheiß!“
    Andreas war sicher, Sascha würde das Gespräch erbost beenden, doch plötzlich erkundigte er sich in leicht steifem Ton: „Wie geht’s eigentlich deiner Oma?“
    „Die sitzt im Rollstuhl und terrorisiert ihre Umgebung. Wenn nichts dazwischen kommt, fahr ich heute Nachmittag hin und übe wieder ein bisschen Laufen mit ihr.“
    „Behauptet sie immer noch, Sabine hätte ihr ein Bein gestellt?“
    „Ja, und du weißt, dass du daran nicht ganz unschuldig bist. Sie ist fest davon überzeugt, ich hätte eine Affäre mit Sabine.“
    Jetzt lachte der Kerl sogar. „Dann sieh mal zu, wie du dich aus der ,Affäre‘ ziehst! Ich kann dir da nicht helfen!“
    „Meine Mutter meint, wir sollten Elli in ein anderes Heim verlegen. Sie will sich nächste Woche ein paar ansehen. Mit mir.“
    „Nette Freizeitbeschäftigung.“
    Im Hintergrund rief jemand: „Sascha, bist du fertig? Ich will endlich fahren!“
    „Stimmt“, gab Andreas zurück, „deine hört sich viel amüsanter an.“
    Man wünschte sich gegenseitig einen schönen Tag und legte auf. Andreas wollte eben ein paar Überlegungen zu Papier bringen, als jemand nach zartem Klopfen die Tür öffnete und hereinkam. Die blonde Renate, mit einem Schnellhefter in der Hand.
    „Wir haben eine Menge fremder Fingerabdrücke gefunden, die aber leider nicht registriert sind.“
    Irgendetwas war seltsam an ihrem Gesicht. Besonders an ihrem Blick. Oder waren die Falten weniger geworden? Hatte sie wieder ein paar Kilo zugenommen? Sie sah irgendwie...überraschend gut aus. Nun starr sie doch nicht so an! Er sah auf den Hefter und streckte die Hand danach aus. „Der Bericht von Peer?“
    „Ja, unter anderem. Die Frau ist an der schweren Kopfverletzung verstorben. Ich geh dann gleich nach Hause. Tschüss. Bis Montag.“
    Andreas hob den Blick, um noch einmal gründlich Renates merkwürdiges Gesicht zu studieren, aber sie hatte sich schon abgewandt und eilte davon. Er schickte ihr ein irritiertes „Tschüss!“ hinterher.

    *

    Alfter-Witterschlick - Sonntag, 4. Mai, 17.30 Uhr
    Der Raum war groß und sehr voll, aber halbwegs akzeptabel eingerichtet: rundum bis gut 1,20 m mit dunklen Holzpaneelen verkleidet, darüber cremefarbene Wände mit Drucken berühmter Maler. Ein Bild sah nach van Gogh aus, ein anderes nach Monet … oder wie der hieß. In der Mitte des Raums hatte man mehrere Tische zusammengeschoben, auf denen inzwischen Gläser, Flaschen und hier und da auch Teller standen.
    Tabea mochte nichts essen. Manche Leute hielten sie wahrscheinlich für magersüchtig, doch das war sie nicht. Sie fand sich keineswegs zu dick und hätte gerne eine paar Kilos zugelegt, aber ihr Magen war so überempfindlich. Besonders die Gegenwart anderer Menschen nahm ihr oft jeden Appetit. Da brauchte nur so ein Kerl wie dieser Holger, der ständig nach Alkohol stank, neben ihr zu sitzen, und schon schnürte sich ihr derart der Magen zu, dass sie kaum noch ihr Mineralwasser herunterbekam. Oder jemand wie diese fette Yvette mit ihrem Dreifachkinn und den hässlichen Zähnen! Das fand Tabea einfach nur eklig. Genau wie diese komischen, einfach grässlichen Narben von Tina. Sie versuchte zwar immer, alles hinter ihren Haaren zu verstecken, aber Tabea hatte sie trotzdem gesehen.
    Und es gab noch mehr Menschen in diesem Raum, deren Äußeres Tabeas zugegebenermaßen sehr niedrige Ekelgrenze überschritt. Von einigen kannte sie immer noch nicht die Namen: Weiter hinten im Raum saß eine Frau mit scheußlich fettigen, strähnigen Haaren, oder dort drüben ein Mann mit tiefschwarzen Rändern unter den Fingernägeln, oder dieser finstere Typ, den Benny mitgebracht hatte und dessen Namen sie sich weigerte zu behalten und
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