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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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ein paar kleine Schritte nach links und stellte sich vor die Tür zum Gästezimmer.
    „Wenn Sie nicht sofort gehen, rufe ich die Polizei!“, drohte sie mit kratziger Stimme, aber das schien die Frau nicht abzuschrecken. 
    Denn auf einmal ließ sie ihre Maske fallen und verlangte harsch: „Stellen Sie sich nicht so an! Ich will nur das Geld, und dann bin ich weg!“
    „Das ist aber mein Geld!“, stellte Hedwig klar und setzte der Frau, die sie zur Seite zu schieben versuchte, so viel Widerstand entgegen, dass ihr das Herz bis zum Hals schlug. 
    Frau Falk packte Hedwig an beiden Oberarmen. „Sie haben doch anscheinend genug Rente, wenn Sie jeden Monat wer weiß was zurücklegen können! Aber ich brauche das Geld!“
    „Das Geld gehört aber mir!“, keuchte Hedwig, während sie versuchte, sich aus dem Griff der Frau zu winden.
    Die schubste Hedwig plötzlich zur Seite, so dass sie rückwärts gegen eine Kommode stolperte. Irgendwelcher Krimskrams, der darauf gestanden hatte, fiel zu Boden. Hedwig hingegen hielt sich noch auf den Beinen – auf sehr zittrigen Beinen. Als die Frau die Tür zum Gästezimmer aufstieß, fing Hedwig an zu schreien.
    „Hilfe! Polizei! Hilfe!“
    Sie drehte sich um und schwankte auf ihren puddingweichen Beinen ins Badezimmer, dessen Fenster nach vorne auf die Straße ging. Sie hatte die Hand schon am Fenstergriff, um das Fenster aufzureißen und die ganze Umgebung zusammenzubrüllen, als jemand sie von hinten an ihrer Strickjacke festhielt.
    „Lassen Sie mich los!“, kreischte Hedwig. „Hilfe! Sie gemeine Verbrecherin! Lassen Sie -“
    Hedwig traf ein Hieb gegen den rechten Oberarm, dass sie seitwärts taumelte, das Gleichgewicht verlor und stürzte. Genau in die Lücke zwischen Badewanne und Toilette. Ihre Handgelenke knickten ein, als sie sich abzustützen versuchte, aber noch spürte sie keinen Schmerz. 
    Neben ihr klappte die Frau den Toilettensitz hoch. Jetzt wurde Hedwig an den Schultern gepackt und hochgezogen. Sie wollte sich wehren, aber sie hatte kein Gefühl und keine Kraft mehr in den Händen. Die Frau, die nun auch schwer atmete, drehte Hedwig, die noch immer auf den Knien lag, ein Stück um, so dass sie nun vor der nackten Toilettenschüssel kniete.
    Dann vergrub die Frau beide Hände in Hedwigs schlohweißem Haar, riss ihren Kopf kurz nach hinten und schleuderte ihn dann mit Gewalt nach vorne, genau auf die Kante der weißen Porzellanschüssel zu. Hedwig sah sie auf sich zukommen – und konnte nichts dagegen tun.

    *

    Königswinter-Vinxel - 19.45 Uhr
    Sascha saß neben Annika auf dem Sofa und sah sich ein Wissensmagazin im Fernsehen an. Manchmal wunderte er sich, dass sie überhaupt noch aufrecht sitzen konnte, bei dieser riesigen, prallen Halbkugel, in die sich ihr Bauch verwandelt hatte. Seine Hand lag oben auf der straff mit einem roten Shirt umspannten Wölbung.
    Er freute sich, genau wie Annika, wenn der kleine, ungeborene Gabriel dem Bauch von innen mit Ellenbogen, Knie oder Fuß unglaubliche Ausbeulungen verpasste. Natürlich fühlte sich Sascha dann unweigerlich an die Alien-Filme erinnert, aber diverse Ultraschallbilder bewiesen eindeutig, dass in Annikas Körper kein Monster mit langem Schädel und doppelter Zahnausstattung heranreifte.
    Gerade schmiegte sie sich noch enger an ihn, und ihre Hand wanderte an seinem Bein entlang in Gebiete, die zurzeit ein wenig heikel reagierten. Manche Frauen (Sascha hatte sich informiert) waren in der Schwangerschaft dank schwerem Östrogenbefall geradezu unersättlich. Annika gehörte definitiv dazu.
    Nie hätte er gedacht, dass ihm das zu viel werden könnte. Allmählich fragte er sich sogar, ob Sex in der 39. Woche nicht doch schädlich für seinen Sohn sein könnte, egal, was die ,Experten‘ behaupteten! Am Ende war Gabriel für den Rest seines Lebens gezeichnet, und das nur, weil seine Mutter nicht ganz zurechnungsfähig gewesen war!
    Sascha griff nach Annikas Hand und hielt sie fest. „Soll ich dir ein Stück Schokolade holen?“
    Sofort setzte sich Annika aufrecht hin. Sie hatte ihre dicken, schwarzen Haare hochgesteckt, weil ihr dauernd zu warm war. Sascha lebte in ständiger Angst, sie könne sich in einem weiteren Anfall von Schwangerschaftswahnsinn die Haare abschneiden. Er hielt seine Angst nicht für übertrieben, denn auch gerade wieder glühte ein Fünkchen Irrsinn in ihren dunklen Augen.
    „Das wird dir noch leid tun“, prophezeite sie. „Wenn unser Kind auf der Welt ist, werden wir erst mal keine
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