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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Reibekuchen. Wie wär´s mit einem großen Stück Torte und einem leckeren Kaffee?“
    Elli, im Alter zum Süßmaul mutiert, nickte begeistert. Sie bekam ihre Schwarzwälder-Kirsch-Torte und anschließend noch ein Stück Kuchen mit viel Nougat und Marzipan, und zumindest bis zum Ende des Essens herrschte Friede. Abgesehen von den giftigen Blicken, die Elli ab und zu Sabine zuwarf.
    Irgendwann fielen der Oma trotz zwei Tassen Kaffees die Augen zu, und fast wäre sie vom Stuhl gerutscht. Aber Andreas passte auf. Er nahm sie beim Arm, zog sie hoch und meinte: „So Elli, wir fahren jetzt nach Hause, es ist schon spät, und wir müssen morgen früh raus.“ Und zu den anderen gewandt: „Ich bringe sie eben weg und bin in 20 Minuten zurück.“
    Vorsichtig bugsierte er Elli um diverse Stühle herum und an Sabine vorbei, die ihre Jacke über der Stuhllehne drapiert hatte. Plötzlich blieb die Oma wieder irgendwo hängen und kippte nach vorne. Andreas erwischte sie noch am Ärmel ihres Kleides, konnte den Sturz aber nicht aufhalten. Elli schlug, leicht seitlich verdreht, auf dem Boden auf und fing sofort an, vor Schmerz und Schreck laut zu jammern.
    Innerhalb von 20 Sekunden waren alle um sie versammelt und redeten durcheinander. Sabine versuchte mit besorgtem Gesicht, die Frau an Schulter und Hüfte abzutasten, aber Oma Elli kreischte plötzlich los: „Gehen Sie weg, Sie Biest! Sie haben mir ein Bein gestellt! Nehmen Sie die Hände weg.“
    Von dieser fixen Idee ließ sich Elli nicht abbringen. Und als sie in den Krankenwagen geschoben wurde, hatte sie noch ausreichend Kraft, Andreas ein „Erich, wieso betrügst du mich mit dem Flittchen?!“ hinterherzuzetern.
    Andreas war begeistert - die zweite Hälfte seines Lebens fing ja gut an!

Kapitel  2

    Bonn, Franzstraße - Freitag, 2. Mai (Drei Monate später), 17.20 Uhr                                     
    Hedwig stand im Wohnzimmer am Bügelbrett, bügelte Bettwäsche und sah dabei fern. Es lief ein Bericht über Bauern in der Eifel, als es plötzlich an der Haustür klingelte. Wer mochte das sein? Erwin hatte nichts davon gesagt, dass er vorbeikommen würde.
    Immerhin erinnerte sie sich an seine mahnenden Worte und zog den Bügeleisenstecker heraus, bevor sie in den Flur ging. Durch das Fensterchen in der Tür erkannte sie eine mittelgroße Frau mit fast schwarzen, glatten, schulterlangen Haaren. Ein langer Pony fiel bis auf den oberen Rand der auffälligen, eckigen, roten Brille. Hedwig öffnete. Trotz des milden Wetters trug die Frau einen hellen, hoch zugeknöpften Trenchcoat.
    Sie lächelte freundlich, hielt Hedwig die Hand hin und sagte: „Guten Tag, Frau Bach. Tut mir leid, ich hab mich ein bisschen verspätet, aber es ist so viel Verkehr in der Stadt.“
    Hedwig schaute die Frau an, während ihr Gehirn auf Hochtouren zu arbeiten begann. Aber sie konnte sich beim besten Willen nicht an diese Person erinnern. Oder daran, sie heute eingeladen zu haben.
    „Frau Bach“, lachte die Frau plötzlich gutmütig auf, „ich seh´s Ihnen an der Nasenspitze an - Sie können sich nicht mehr an unser Telefongespräch erinnern! Aber das macht doch nichts! Ich bin Polizeihauptkommissarin Silvia Falk von der Kripo Bonn, und ich hatte Sie angerufen wegen unseres Projekts ,Mehr Sicherheit für ältere Mitbürger‘. Wir hatten uns für heute verabredet, Frau Bach, damit ich Ihnen ein paar Fragen stellen und Sie beraten kann.“
    Noch immer wollte sich Hedwigs Gehirn an Derartiges nicht erinnern... Obwohl, da war was gewesen, da hatte doch jemand angerufen, vor ein paar Tagen. Oder war es letzte Woche gewesen? Jedenfalls konnte sie die Frau nicht einfach vor der Tür stehen lassen!
    „Kommen Sie rein“, bat sie und führte Frau Falk in die halbwegs aufgeräumte Küche. Dort bot sie ihr Kamillentee aus einer Thermoskanne an, aber Frau Falk lehnte dankend ab, setzte sich, immer noch im zugeknöpften Mantel, an den Tisch und zog eine Mappe aus ihrer großen, beigen Umhängetasche. Sie schlug sie auf und begann, sich zunächst Hedwigs Personalien zu notieren: Hedwig Bach, 86, verwitwet, ein Sohn, allein lebend.
    Dann wollte sie etwas über Hedwigs Gesundheitszustand und ihre Ernährungsweise wissen, darüber, wer im Notfall für sie da war, wie sie versichert war, wie sie finanziell dastand.
    Bis dahin hatte Hedwig gerne geantwortet. Es war ein schönes Gefühl, dass sich jemand für sie interessierte und ihr aufmerksam zuhörte, ohne sie dauernd zu unterbrechen.
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