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Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Titel: Der Teufel in Thannsüß (German Edition)
Autoren: Rupert Mattgey
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Eingangstüren brannten elektrische Glühbirnen, die gegen die Dunkelheit ankämpften. Hinter dem Bretterzaun lag das große Gebäude, das er schon von weitem gesehen hatte. Er durchquerte ein hölzernes Gatter und ging auf das Haus zu. Als er näher kam, schob sich die kleine Kirche neben dem Gebäude in sein Blickfeld, weiß glänzend im Mondlicht. Sie bestärkte seine Vermutung, dass dies das Pfarrhaus war, bei dem er sich einzufinden hatte. Der Lehrer ging zögernd auf die Eingangstür des Hauses zu. Darüber brannte unruhig eine Glühbirne in einer alten Eisenlaterne. Er hob die Hand und klopfte an. Als seine Fingerknöchel das Holz der Eingangstür berührten, erloschen die elektrischen Lichter von Thannsüß. Die Dunkelheit schien nach ihm zu greifen wie die nahende Flut nach den Felsen der Küste.
     
    Er stand schlotternd in der Finsternis. Die Kälte drang ihm bis auf die Knochen, er war hungrig und müde. Das Pfarrhaus lag stumm und verlassen da. Niemand reagierte auf sein Klopfen. Er wandte sich um und blickte zurück zur Hauptstraße. In der Dunkelheit konnte er keine einzelnen Häuser mehr ausmachen. Kein Mensch war zu sehen, und sogar die Hunde waren verstummt. Er hämmerte mit der Faust gegen die Eingangstür und lauschte. Dann trat er einen Schritt zurück und überlegte sein weiteres Vorgehen. Hatte der Wirt in Bruch nicht eine Pension erwähnt? Für eine Weile stand er unschlüssig vor der verschlossenen Tür. Dann umrundete er langsam das Pfarrhaus. Vor ihm erhob sich die Kirche von Thannsüß weiß und kalt in den Nachthimmel. Dahinter erstreckte sich dunkel das Tal. Die Eingangspforte der Kirche stand einen Spalt breit offen. Ein schwacher Lichtschein drang nach draußen.
    Der Lehrer zog die Pforte auf und spähte ins Innere der Kirche. Kalte Luft flutete ihm entgegen. Sie spülte ü ber seinen Körper wie Eiswasser. Zögerlich trat er ein. Beiderseits des Mittelganges waren fünf Reihen von Holzbänken in Richtung eines einfachen Altars am Ende des Kirchenschiffs ausgerichtet. Ein Holzkreuz hing an Seilen von der Decke. Auf dem Altar flackerte eine Petroleumlampe, die das Kirchenschiff spärlich erhellte.
    In ihrem Lichtkegel, direkt vor dem Altar, stand ein grob gezimmerter Holzsarg.
    Der Lehrer schritt langsam die Bankreihen ab und näherte sich dem Sarg. Der Deckel stand offen. Der Lehrer spürte ein Pochen in der Magengegend, das mit jedem Schritt zunahm. „Ist hier irgendjemand?“, rief er. Seine Stimme hallte laut durch das Kirchenschiff. Er drehte sich einmal um die eigene Achse und ließ den Blick durch das Halbdunkel schweifen, ehe er langsam weiterging. Vor dem geöffneten Sarg blieb er stehen. Der Körper eines alten Mannes lag darin. Man hatte ihm einen dunklen Anzug übergestreift. Aber etwas schien nicht mit ihm zu stimmen. Unter dem Stoff wirkte der Körper sonderbar verformt. Die ineinander gefalteten Hände sahen aus, als hätte jemand sie mit einem Hammer bearbeitet. Einige Finger fehlten. Der Lehrer schluckte sauren Speichel hinunter. Das seltsame Gefühl in seinem Magen wuchs zu pulsierender Übelkeit an. Sein Blick wanderte höher. Der Hinterkopf des Mannes war völlig zerquetscht. Knochensplitter glänzten weiß im Schein der Petroleumlampe. Der Lehrer würgte. Hinter ihm fiel die Eingangspforte donnernd ins Schloss.
    Der Lehrer fuhr erschrocken herum. Schritte nährten sich schnell durch das dunkle Kirchenschiff. Er wich zurück. Die Schritte wurden lauter.
    „Wer ist da?“, rief der Lehrer.
    Eine Frau trat in den Lichtkegel der Lampe, blieb schwer atmend auf der anderen Seite des Sarges stehen und starrte ihn wutentbrannt an. Dann schlug sie den Sargdeckel zu, dass der Knall durchs Kirchenschiff hallte. Der Lehrer zuckte zurück, seine Hände suchten am Altar nach Halt.
    „Was zur Hölle tun Sie hier?“, rief die Frau mit zitternder Stimme. Sie war etwa sechzig Jahre alt. Ihr graues Haar war streng zurückgekämmt und am Hinterkopf zu einem Dutt geknotet. Sie nahm die Petroleumlampe vom Altar und leuchtete dem Lehrer damit ins Gesicht.
    „Wer sind Sie?“, rief sie.
    „Was in aller Welt ist hier passiert?“, fragte der Lehrer mit brüchiger Stimme. „Was ist hier los?“ Er wich einen weiteren Schritt zurück.
    „Was geht Sie das an?“ Ihre Stimme bebte vor Wut. „Was schnüffeln Sie hier herum? Verschwinden Sie!“
    „Sein Schäd el ...“, stammelte der Lehrer.
    Die Frau sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an . „Ich rufe jetzt die Polizei.“
    Der
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