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Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)

Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)

Titel: Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
Autoren: Richard Montanari
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Brüderlichen Liebe in den nächsten Minuten jemand eine Schusswaffe, ein Messer oder einen Knüppel in die Hand nahm und einem anderen Menschen Gewalt antat, war es ihre Aufgabe, in diesem Fall zu ermitteln. Dann musste Jessica dafür sorgen, dass der Schuldige geschnappt und vor Gericht gestellt wurde, und dass man die Angehörigen des Opfers unterrichtete. Sie musste versuchen, ihnen Trost zu spenden und alles tun, damit ihnen in ihrem Schmerz und ihrer Wut nicht die Sicherungen durchbrannten.
    Mit diesen Gedanken setzte Jessica sich an den Computer. In einem ihrer Fälle ging es um einen Doppelmord in Juniata Park. Laut Zeugenaussagen war am Tatort ein zweiter Mann mit einer Waffe in der Hand beobachtet worden, doch die Kriminaltechniker konnten lediglich den Einsatz einer einzigen Waffe nachweisen. Da Jessica nur eine grobe Beschreibung des zweiten Verdächtigen vorlag, beschloss sie, mit den Komplizen des Mannes zu beginnen, der in Untersuchungshaft saß. Sie scrollte durch die Verbrecherdatei und schaute sich immer sechs Fotos auf einmal an. Keiner von den Typen kam als zweiter Täter infrage.
    Nach ein paar Minuten erfolgloser Recherche in der Verbrecherdatei klingelte das Telefon auf Jessicas Schreibtisch. Sehnsüchtig starrte sie auf den Spinat-Wrap mit Ei und Schinken. Sie hatte noch nicht einmal hineingebissen.
    Wenn der Anruf einen neuen Fall einläutete, musste sie ihn übernehmen. Jessica hob den Hörer ab und drückte auf die Taste, um das Gespräch anzunehmen.
    »Mordkommission. Balzano.«
    Zuerst hörte sie nur ein leises Rauschen wie bei einem Regenschauer.
    Jessica wartete. Und wartete. Nichts.
    »Hier ist die Mordkommission, Detective Balzano.«
    »Ein Gott«, sagte der Anrufer.
    Er flüsterte so leise, dass Jessica nicht heraushören konnte, ob es ein Mann oder eine Frau war.
    »Wie bitte?«, sagte Jessica. »Könnten Sie ein bisschen lauter sprechen?«
    »Sieben Kirchen.«
    Es hörte sich an, als hätte der Anrufer »sieben Kirchen« gesagt. »Es tut mir leid, ich verstehe nichts. Rufen Sie wegen eines Falles an?«
    Ein paar Sekunden lang schwieg der Anrufer. Jessica wollte schon auflegen, als sie wieder etwas hörte:
    »Sie finden den Ersten von den Toten an der Ecke Amber und Cumberland.«
    Ein Toter. Der Erste von den Toten. Das weckte Jessicas Aufmerksamkeit.
    Sie nahm ihr Notizheft und begann zu schreiben. »Ecke Amber und Cumberland, haben Sie gesagt?« Korrekt hätte es heißen müssen Cumberland Street Ost, aber das sagte kein Mensch. Jessica nahm an, dass sie mit jemandem sprach, der in Philadelphia zu Hause war. Aber nicht unbedingt.
    »Unter der Taube«, flüsterte der Anrufer.
    »Okay. Die Taube. Hab verstanden. Wir überprüfen das. Inzwischen könnten Sie …«
    »Wir werden nicht noch einmal miteinander sprechen.«
    Mit diesen Worten legte der Anrufer auf.
    Jessica hielt den Hörer noch einen Moment in der Hand und versuchte zu verdauen, was sie gerade gehört hatte. War das ein schlechter Scherz? Vielleicht ja, vielleicht auch nicht. Die Spinner riefen normalerweise beim Notruf an. Dieser Anrufer hatte ihre direkte Durchwahl gewählt.
    Der Erste von den Toten.
    Jessica legte auf.
    Plötzlich stand sie einer ganz neuen Situation gegenüber.
    Die Mordkommission des Philadelphia Police Departments hatte die Aufgabe, in jedem verdächtigen Todesfall außerhalb eines Krankenhauses oder Hospizes zu ermitteln. Manchmal stellte sich dann heraus, dass es sich um Selbstmord oder um einen schlechten Scherz handelte. Jessica hatte beides schon häufig erlebt.
    Sie überlegte einen Moment, ob sie Dana Westbrook, ihre Vorgesetzte, informierten sollte. Schließlich hatte der Unbekannte sich nicht beim Notruf gemeldet, sondern bei der Mordkommission.
    Jessica hatte keine andere Wahl. Als sie zum Büro von Sergeant Westbrook ging, vergaß sie ihren Spinat-Wrap von Così, der mittlerweile bestimmt kalt geworden war.
*
    »Und Sie haben nicht herausgehört, ob es ein Mann oder eine Frau war?«
    »Nein«, sagte Jessica. »Der Anrufer hat geflüstert.«
    »Was hat er gesagt?«
    Dana Westbrook war Anfang fünfzig, eine fitte, durchtrainierte, clevere Frau. Obwohl die eins fünfundsiebzig große Jessica ihre Vorgesetzte um fast zehn Zentimeter überragte, konnte man Dana Westbrook nicht als klein bezeichnen. Und Gott stehe jedem bei, der sie verärgerte oder seine Arbeit nicht anständig machte.
    Frauen, die bei Polizeibehörden arbeiteten, egal, wo auf der Welt, wussten, dass sie doppelt so hart
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