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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem
Autoren: Christian Jacq
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ein Siegel in Sternform
dar, in dessen Mitte die vier Buchstaben graviert waren, die den geheimen Namen
Jahwes bildeten. Davids Sohn hätte gern noch weitere Erläuterungen von seiner
Mutter bekommen, doch sie hatte sich bereits erhoben und strebte ihren
Gemächern zu.
     
     
    Nathan schrieb einen sehr alten
Text auf gutem Papyrus ab, dessen Original zu Staub zerfiel. Er handelte von
dem Auszug der Hebräer aus Ägypten. Nathan staunte nicht, als er Salomo die
Bibliothek betreten sah.
    «Majestät,
ich habe deinen Besuch erwartet.»
    «Warum,
Nathan?»
    «Weil deine
Herrschaft in genau dem Augenblick deiner Ölung begonnen hat. Du hegst große
Pläne und willst keine Zeit verlieren, sie zu einem guten Ende zu führen.»
    «Und die
wären?» fragte der König neugierig.
    Nathan
verrückte mehrere Papyrusrollen, die ein Regal verstopften. Er fand einen
riesigen Rubin und überreichte ihn Salomo.
    «Dieser
kostbare Stein ist mir von David am Tag nach seiner Thronbesteigung anvertraut
worden. Er ist das Geheimnis der Könige. Den ersten Propheten zufolge hat ihn
der Führer der himmlischen Heerscharen Moses auf dem Gipfel des Berges Sinai
übergeben. Er ist das Unterpfand des Bundes. Durch ihn feiert alles, was Odem
hat, das Ewige. Der Herrscher, der ihn besitzt, herrscht über die Geschöpfe der
Luft, des Wassers und der Erde. Wenn er ihre Unterstützung braucht, muß er nur
diesen Stein zu den Wolken heben und sie anrufen. Möchtest du ihn haben,
Gebieter?»
    Salomo
streckte die Hand aus und schloß sie um den Rubin.
    «Dieser
himmlische Stein… ist er nicht das Fundament, auf dem sich Gottes Tempel
erheben sollte?»
    Diese Frage
schien Nathan zu überhören.
    «Wir haben oft davon
gesprochen, mein Lehrer. Ich würde gern die Kapelle aufgeben und ein neues
Heiligtum bauen. Mein Vater war unerbittlich gegen diese Idee. Du billigst sie.»
    «In der Tat»,
bestätigte Nathan.
    «Viele kleine
Tempel über das Land verstreut… das genügt nicht.»
    «So ist es»,
bestätigte der Lehrer.
    Salomo staunte. Nathan
lächelte.
    «Ich habe
großen Einfluß auf deinen Vater gehabt. Bei dir jedoch verzichte ich darauf.
Ich bin es gewesen, der David daran gehindert hat, in Jerusalem eine Baustelle
zu errichten.»
    «Und warum?»
    «Weil Davids
Gebäude aufgrund seiner Sünden zusammengebrochen wäre.»
     
     
    Dem König blieb keine Zeit,
über die Worte seines Lehrers nachzudenken. Kaum hatte er Nathans Bibliothek
verlassen, da sprach ihn Banajas an. Der oberste Heerführer war sehr besorgt.
    «Gebieter…
die drei Söhne eines Stammeshäuptlings bitten, daß du schlichtest! Wenn sie
keine Wiedergutmachung bekommen, wollen sie ihre Truppen aufeinander
loslassen.»
    Das war eine
echte Gefahr. Wenn Salomo bei seinen Schlichtungsversuchen keinen Erfolg hatte,
gab es Dutzende von Toten. Und er wäre gezwungen, seine eigenen Soldaten gegen
die Aufrührer zu schicken.
    «Rufe sie auf
dem Platz zusammen. Dort will ich richten.»
    Banajas war
fassungslos. Ein Gericht! David hatte dieses Verfahren nicht mehr anzuwenden
gewagt. Er hätte versucht, die Streithähne zu besänftigen, und im Fall eines
Fehlschlags hätte er eine Strafexpedition gegen sie geschickt.
     
     
    Der Hof war versammelt, um an
der Urteilsverkündung teilzunehmen. Viele setzten auf ein Scheitern des Königs,
was ihn zur Aufgabe des Throns verurteilen würde. Vereitelte Hoffnungen wurden
wieder wach.
    Salomo saß
auf einem Faltstuhl aus Querhölzern mitten auf dem Platz gegenüber von drei
jungen Leuten, die in ihren Armen den Leichnam eines alten Mannes mit schwarzem
Bart trugen.
    «Was wollt
ihr?» fragte der König.
    «Das, was mir
zusteht», erwiderte der Älteste der drei Brüder. «Mein Vater hat mir auf dem
Totenbett enthüllt, daß nur einer von uns dreien sein echter Sohn ist und daß
er diesem all seine Habe vermacht. Er hat den Geist aufgegeben, ehe er sagen
konnte, wer es ist. Ich weiß, daß ich sein Sohn bin. Diese beiden Hochstapler
fechten meine Rechte an.»
    «Wer kennt
schon die Geheimnisse der Toten», bestätigte der Jüngere. «Teilen wir also.»
    «Ich weigere
mich», sagte der Dritte. «Wir müssen den Willen meines Vaters achten.»
    «Übergebt den
Leichnam eures Vater Banajas», befahl Salomo. «Er soll ihn dort hinten auf dem
Platz an eine Säule binden und jedem von euch einen Pfeil geben. Ihr schießt
auf den Leichnam. Wer am besten trifft, ist der Erbe.»
    Beifälliges
Gemurmel. Die drei Bittsteller waren gezwungen anzunehmen.
    Der
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