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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem
Autoren: Christian Jacq
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für alle Zeiten in den Befestigungen seiner
Hauptstadt ruhen, bereit, sie gegen die Mächte der Finsternis zu verteidigen.
    Bei einem
Mahl, das Salomo, Bathseba und die Mitglieder des Kronrats gemeinsam einnahmen,
gab es als einzige Speise ein Trauerbrot, das der Hohepriester gesegnet hatte.
Jeder Gast durfte einen Becher Wein trinken.
    Banajas schenkte Salomo ein,
beugte sich zu ihm und flüsterte ihm ins Ohr:
    «Gebieter, es
ist getan. Der Verbrecher ist bestraft.»
    Der oberste
Heerführer hatte Joab aus dem kleinen Tempel herausgezerrt, doch dieser hatte
sich mit blutigen Fingern festgeklammert und geschrien. Darauf hatte Banajas
ihm die Kehle durchgeschnitten. Alsdann war er zu Adonais gegangen und hatte
ihm wegen Hochverrat und Verschwörung gegen den König das gleiche Schicksal
zukommen lassen und damit den Befehl der Witwe Davids ausgeführt. Nun konnte
der verstorbene Herrscher in Frieden ruhen.
    Der geweihte
Wein brannte Salomo in der Kehle.
    Morgen würde
er gekrönt werden.

 
    Kapitel 4
     
     
     
    Stetig
trappelte das Maultier mit der Schönen,
perlgrauen Satteldecke die Straße nach Gihon entlang, wo sich die wichtigste Quelle,
aus der die Einwohner von Jerusalem ihr Wasser schöpften, und das für die
Bundeslade erbaute Heiligtum befanden.
    Salomo, der
das Tier ritt, war gar prächtig anzusehen in seiner roten, golddurchwirkten
Tunika; er bereitete sich auf die Krönungszeremonie vor, die ihn in den Augen
Gottes und seines Volkes zum neuen König Israels machen würde.
    Der Weg lag
im milden Sonnenschein und war rasch zurückgelegt. Gedankenverloren sprach
Salomo zu dem Tier im Takt seiner Schritte.
    Der
Hohepriester Zadok und Nathan, der Lehrer, standen vor der Bundeslade. Sie
trugen helle Gewänder. An diesem geheiligten Tag hatte Zadok auf seine
prächtigen Amtsroben verzichten müssen, denn nur der König durfte in der ganzen
Pracht seiner Insignien auftreten.
    Salomo stieg
vom Maultier und streichelte ihm den Hals. Dann ging er neun Schritte und blieb
zwischen Zadok und Nathan vor der enthüllten Bundeslade stehen. Eine Kette von
Soldaten hielt den Hof zurück. Was in Gihon geschah, durften nur Gott und seine
nächsten Diener sehen.
    Zadok und Nathan hoben ein
mit Öl gefülltes Horn über Salomos Kopf und gossen den Inhalt langsam auf das
Hinterhaupt des Herrschers.
    «So steigt der Geist zu dir
herab», sagte der Hohepriester.
    «Er macht
dich zu einem Geweihten. Von nun an leitet die göttliche Gnade dein Herz. Deine
Vergangenheit ist ausgelöscht. Du wirst Israels Messias, sein Retter und sein
König.»
    Nathan
überreichte Salomo ein goldenes Zepter und krönte seine Stirn mit einem
Goldreifen.
    Nachdem der
Hohepriester die beiden Cherubim gegrüßt hatte, die die Bundeslade bewachten,
öffnete er diese. Er holte die Gesetzestafeln heraus und hob sie Salomo
entgegen, der sie zum ersten Mal erblickte, sie, die Gottes Hand gemeißelt
hatte.
    «Ewig ist das
Gesetz des Ewigen!» verkündete Zadok.
     
     
    Der gekrönte Salomo, den Davids
Armreifen schmückten, nahm auf dem Thron Platz. Er las Jahwes Erlaß, der ihn
als Herrscher bestätigte und einen Bund mit ihm schloß, den nur der Tod oder
Nichtswürdigkeit brechen konnte.
    Man öffnete
die Saaltüren.
    Trompeten
schmetterten. Das am Fuß des Hügels versammelte Volk jubelte wie aus einem
Mund: «Es lebe König Salomo!», denn es war glücklich, daß ihm ein Bürgerkrieg
erspart geblieben war. Das Fest zerstreute die letzten Ängste.
    Salomo machte
sich mit dem Thron aus Elfenbein und Gold und der von Stierköpfen bekrönten
Rückenlehne vertraut. Als Armlehne dienten ihm zwei Löwenleiber. Der König
hatte sofort die richtige Haltung eingenommen, die es ihm erlaubte, diesen
erhabenen Sitz mit Würde einzunehmen.
    Würdenträger und Höflinge huldigten
Salomo, während auf den Straßen Jerusalems der Wein in Strömen floß. Jedermann
hatte das bei einem so jungen Mann erstaunlich sichere Auftreten bemerkt, der
keine Angst vor dem Regieren zu haben schien.
    Zwei
Todesurteile, eines von seinem Vater ausgesprochen, eines von seiner Mutter.
Zwei Hinrichtungen, die ausgeführt wurden, noch ehe Salomo die Regierung
übernommen hatte. Die Krönungszeremonie hatte seine Vergangenheit ausgelöscht.
Doch wie sollte er diese Gewalttaten aus seinem Gedächtnis tilgen? Würden sie
nicht Tag für Tag an seinem Gewissen nagen?
    Salomo hatte
den Palast bezogen, der ihm nicht gefiel. Beunruhigende Schatten sickerten aus
den Mauern. Bis jetzt hatte der
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