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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod
Autoren: Pat N. Elrod
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Tode seiner Mutter, der Hausherr, und sollte jemand meine Nahrungsaufnahme stören, wäre er am besten dazu geeignet, mit dem Problem umzugehen.
    Er selbst bewies sein eigenes großes Verständnis für mein Bedürfnis nach Privatsphäre, denn als wir auf einige der Stallburschen trafen, erfand er eine recht unbedeutende Haushaltspflicht, um sie loszuwerden.
    »Wirst du lange dafür brauchen?«, murmelte er, indem er ihnen nachsah. Ich schüttelte den Kopf. »Hast du es dir anders überlegt?«
    »Nein. Du versuchst nicht, mich zu entmutigen, nicht wahr?«
    »Kaum, denn du erledigst diese Aufgabe selbst gut genug.«
    »Das stimmt überhaupt nicht!«, protestierte er heftig, die Augen weit aufgerissen in gespielter Entrüstung.
    Ich lachte ein wenig auf meinem Wege hinein und suchte mir einen der besetzten Ställe aus. In seinem Inneren stand eines der Ackerpferde, die zu dem riesigen Grundstück gehörten. Da das Tier sehr ruhig und bereits halb eingeschlafen war, würde es kaum bemerken, was ihm angetan würde, und sein gewaltiger Körper würde mir weitaus mehr Nahrung bieten, als ich je trinken könnte.
    Oliver fuhrwerkte ein wenig herum, um dafür zu sorgen, dass er sich in einer Position befand, in der er einen guten Blickwinkel hatte, und dass seine Laterne am richtigen Ort stand, damit er gut sehen konnte. Ich sprach auf meine Art mit dem Pferd, bis ich mir ganz sicher war, dass es die äußerste Ruhe erreicht hatte. Die innere Vorfreude, welche sich in mir aufbaute, hatte mich rasch auf das Trinken vorbereitet. Meine Eckzähne, die scharf genug waren, um selbst die dickste Haut zu durchdringen, waren auf die richtige Länge für die Aufgabe angewachsen, welche sie zu erfüllen hatten. Ich kniete mich hin und schloss meine Augen, sodass ich sowohl das schwere Schlagen des großen Herzens des Tieres besser hörte als auch Olivers Gegenwart besser aus meinem Bewusstsein ausschließen konnte. Sein eigenes Herz schlug in einem rasenden Tempo, aber der Klang wurde schnell zu einer weit entfernten Belanglosigkeit, als mein unmittelbares leibliches Bedürfnis schließlich seine Vorherrschaft über alle äußeren Ablenkungen geltend machte.
    Nun biss ich hart und schnell mit meinen Zähnen in das dicke Beinfleisch des Tieres, um die Ader anzuzapfen, die darunter lag. Irgendwo in der Nähe vernahm ich schwach Olivers ersticktes Keuchen, und dann hörte ich für eine kurze, glückliche Zeit nichts mehr, als ich die feurige rote Lebenskraft einsog, welche in diesem Leben meine einzige Nahrungsquelle geworden war.
    In der vergangenen Nacht hatte ich von einem der anderen Tiere in diesem Stall einen tiefen Zug genommen, aber da war ich über alle Maßen müde gewesen, hatte Schmerzen gehabt und musste mich beeilen. Es hatte keine Zeit zum Genießen gegeben, kein Vergnügen über das grundlegende Stillen des Appetits hinaus. Nun konnte ich den reichhaltigen Geschmack in meinem Munde behalten und in ihm schwelgen und wortlos für seine tosende Hitze danken, als diese schnell mein erkaltetes Fleisch durchflutete. Die Verletzungen, die Sorgen, die kalten Schwächen einer harten Welt tauten aus meiner Seele und lösten sich auf.
    Wären doch alle Probleme des Lebens so leicht zu erledigen!
    Ich trank so lange, wie es die Notwendigkeit verlangte, und länger. Es war nicht nur Nahrungsaufnahme, um mich für einen Abend oder zwei zu versorgen; heute Nacht fühlte ich mich gefräßig. Vielleicht konnte ich genügend Blut zu mir nehmen, um damit eine Woche auszukommen – ein interessantes, aber fragwürdiges Unterfangen. Es zu erreichen, würde möglicherweise bedeuten, dass ich dann seltener in meinem jetzigen Vergnügen schwelgen würde. In meinem Naturell hatte es schon immer einen Anflug von Hedonismus gegeben, und da ich wusste, dass die Qualität zwar nicht leiden würde, wohl aber die Quantität, schien es höchst vernünftig zu sein, die Angelegenheit zu beenden.
    Aber nicht, bevor viele, viele köstliche Minuten vergangen waren.
    Trotz der Tatsache, dass ich fast zum Bersten satt war, zog ich mich nur widerwillig zurück, drückte oberhalb der Stelle, in die ich hineingebissen hatte, auf die Ader und wartete, bis der Fluss des heraussickernden Blutes nachließ und das Blut schließlich gerann. Mit meinem Taschentuch kümmerte ich mich um die wenigen Flecken auf meinem Gesicht und meinen Fingern. Die Gewohnheit sorgte dafür, dass ich mich gründlich säuberte.
    Der Schmerz in meinem Kopf war einigermaßen abgeklungen, und
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