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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod
Autoren: Pat N. Elrod
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allen Tee außer Nora und mir. Wir dachten, es sei das Beste, unserem speziellen Appetit nicht vor einem lebhaften und neugierigen Vierjährigen zu frönen.
    »Ich habe gehört, dass Jericho nur Gutes über einen gewissen französischen Tanzlehrer zu berichten hat«, meinte Oliver. »Was meint ihr, sollen wir im neuen Jahr nach dem Burschen schicken und sehen, ob er geeignet ist?«
    »Tatsächlich?« Ich blickte Elizabeth an und zog fragend eine Augenbraue hoch. Sie war ganz offensichtlich die Quelle der Informationen meines Vetters, da ich es ihr erst vergangene Nacht vorgeschlagen und als eine entfernte Möglichkeit in Betracht gezogen hatte.
    Sie zuckte anmutig die Schultern. »Man kann nicht früh genug anfangen, einen Knaben die Feinheiten ritterlichen Verhaltens zu lehren.«
    »Er ist bereits ein kleiner Kavalier«, protestierte ich sanft. »Obgleich ich es möglicherweise dennoch in Betracht ziehen werde, jemanden einzustellen. Allerdings nicht in nächster Zukunft.«
    »Bruder, du möchtest ihn einfach nicht mit jemand anders teilen.«
    »Damit hast du wohl ins Schwarze getroffen«, meinte Nora, die meinen Gesichtsausdruck korrekt interpretierte. »Bedränge ihn nur weiter, Elizabeth, dann wird er in der nächsten Minute um Gnade bitten.«
    »Lass uns Fuchsjagd spielen«, sagte Richard, dessen strahlendes Gesicht mit Krümeln gerösteten Brotes und Butter bedeckt war.
    »Ein perfektes Beispiel für die Notwendigkeit, jemanden einzustellen, der ihn gute Manieren lehrt.« Elizabeth rieb mit ihrem Taschentuch das Gesicht des Jungen sauber.
    »Beispiel? Er möchte nur ein Spiel machen.« Ich zwinkerte ihm zu, ein stilles Versprechen, mich mit ihm davonzustehlen, sobald sich die erste Gelegenheit dazu ergäbe.
    »Ja, aber er muss lernen, ›Entschuldigung‹ und ›dürfte ich bitte‹ zu sagen, wenn er eine Unterhaltung unterblicht.«
    »Entschuldigung-dürfte-ich-bitte Fuchsjagd spielen«, sagte ihr entschlossener Neffe, wobei seine Stimme aufgrund ihrer Säuberungsversuche ein wenig gedämpft klang.
    »Er lernt schnell, nicht wahr?«, fragte ich, und niemand widersprach. »Komm her, Richard, es ist Zeit, zu den Jagdhunden zu reiten.«
    Er riss sich von Elizabeth los und machte einen Satz auf meinen Rücken wie ein Äffchen.
    »Vorsichtig, Jonathan, springe nicht so viel herum, er hat soeben gegessen.«
    Ich versprach, mich ruhig zu bewegen, und hielt mein Wort für beinahe eine gesamte Runde durch das Haus. Richards Begeisterung übertrug sich auf mich, und ich vergaß die Vorsicht angesichts des Vergnügens. Wir galoppierten so wild, so lärmend und so fröhlich wie jedes Mal zuvor durch die Gegend, was mich so sehr in Anspruch nahm, dass ich dem Aufschrei kaum Beachtung schenkte, welcher folgte, als Jericho nach einem Klopfen die Tür öffnete.
    In demselben Augenblick, als ich durch den Dienstboteneingang in den Salon trabte, sah ich, wie Elizabeth und die anderen plötzlich aus der Haupttür in die Eingangshalle eilten. Ich blieb stehen, als ich noch mehr Ausrufe und Aufschreie vernahm, und zwar von der glücklichen Sorte. Ich spürte, wie beim Klang einer Stimme, leise und deutlich und sehr geliebt, in mir eine einzigartige, beinahe vergessene Wärme aufstieg.
    Vater. Vater ist endlich gekommen.
    »Ich habe eure Mutter mit all der Trauer im Fonteyn-Hause zurückgelassen«, sagte er soeben. »Dann ist es also wahr? Sie glaubte es noch immer nicht, als der leitende Stallbursche mich herbrachte. Es wird schwer für sie sein. Zumindest ist Beldon hier, um ihr zu helfen. Ja, Beldon und seine Schwester kamen mit, wodurch die Überfahrt kein reiner Segen war ...«
    »Was gibt es, Vetter Jon'th'n?« Richard zog an einem meiner Ohren.
    »Nichts, mein Kleiner. Du wirst gleich jemand ganz Besonderes treffen.«
    »Wen?«
    Ich schwang ihn herum, sodass er auf meinem Arm zu sitzen kam, und mit einem ganzen Schwarm von Schmetterlingen, welche in meinem Magen herumflatterten, ging ich auf die Eingangshalle zu.
    Sie waren alle um Vater versammelt; Elizabeth hielt ihn noch immer fest, als er Oliver zum ersten Male die Hand schüttelte. Nora stand ganz in der Nähe und wartete darauf, vorgestellt zu werden; Jericho stand ebenfalls dicht dabei, und sein Gesicht strahlte vor ehrlicher Freude. Die gesamte Gruppe blickte auf und verstummte, als ich mit Richard hereinkam.
    Vater begann bei meinem Anblick, herzlich zu lächeln, und machte einen Schritt auf mich zu, indem er die Arme ausbreitete, um mich zu umarmen ... dann
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