Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod
Autoren: Pat N. Elrod
Vom Netzwerk:
mir.«
    »Mache dir darüber keine Gedanken. Du hast eine schwere Zeit hinter dir.«
    Was für eine ungeheure Untertreibung. Und es ging dabei nicht nur um die vergangene Nacht, sondern etwa um das letzte Jahr meines Lebens. Olivers Mitgefühl sowie die Tatsache, dass er meine schlechten Manieren so freundlich abgetan hatte, drückten mich ebenso sehr nieder, wie das Gewicht der jüngsten Ereignisse. Mein Tod, meine Rückkehr ins Leben, meine Suche nach der Frau, die ein solches Wunder möglich gemacht hatte, all dies stürmte auf mich ein und verdrängte für die nächsten Augenblicke jeden anderen Gedanken aus meinem Gehirn. Es beschäftigte mich so gründlich, dass ich ehrlich erstaunt war, als ich in der zentralen Halle des Fonteyn-Hauses zu mir kam, ohne mich daran erinnern zu können, wie ich dorthin gelangt war.
    »Was nun?«, fragte Oliver, indem er seine Kerze auf einen Tisch stellte.
    Als Antwort blickte ich Ridley intensiv an, bis ich mir sicher war, dass ich seine ganze Aufmerksamkeit genoss. »Du bist ein Gast des Fonteyn-Hauses und wirst dich auf eine liebenswürdige und achtbare Weise betragen. Die Bediensteten werden sich um deine Bedürfnisse kümmern; und vergiss nicht, ihnen eine ordentliche Belohnung zu geben, wenn du morgen früh abreist.«
    Ridley signalisierte sein Einverständnis mit einem leichten Nicken, und ich sah Oliver mit hochgezogener Augenbraue an. Er bedachte uns beide mit einem Blick, welcher kein kleines Ausmaß an Verwunderung erkennen ließ.
    »Er kann in Arthurs Zimmer übernachten«, sagte ich.
    Oliver, der den Vorschlag annahm, rief nach einem Diener. Einer der größeren Lakaien des Haushaltes erschien und blieb abrupt stehen, um Ridley einen zunächst überraschten und dann zutiefst argwöhnischen Blick zuzuwerfen. Offensichtlich hatte er von den Männern, die im Keller Dienst getan hatten, Geschichten gehört. Natürlich mochte auch Ridleys Erscheinungsbild etwas damit zu tun haben, mit all den Verbänden, dem Blut und dem Schaden, welchen seine Kleidung bei dem Kampf der vergangenen Nacht und der heutigen Einkerkerung davongetragen hatte. Wenn man dazu noch die abnormale Ruhe in seinem Verhalten hinzufügte, hatte man den Beginn von dem, was sehr spekulativer und lebhafter Klatsch und Tratsch beim Hauspersonal zu werden versprach.
    »Bringe Mr. Ridley hier zum Zimmer seines Vetters«, befahl Oliver dem Mann, als sei alles in bester Ordnung und dies auch immer gewesen. »Er wird dort sein Abendessen zu sich nehmen. Und kümmere dich darum, dass er gesäubert wird und alles erhält, was er benötigt, um sich zur Nachtruhe zu begeben. Und trage Sorge dafür, dass mir ein ordentlicher Schluck Brandy in den blauen Salon gebracht wird!«
    Der Bursche sah aus, als wolle er uns ein Dutzend Fragen stellen, aber er war zu gut erzogen, um einen solchen Versuch zu unternehmen. Olivers Mutter, die frühere Herrin des Fonteyn-Hauses, war kein Mensch gewesen, der irgendeine Art von Vertraulichkeit zwischen Bediensteten und ihren Herrschaften ermutigt hätte, und ihr Einfluss bestand noch immer fort. Der Lakai verbeugte sich und bat Ridley vorsichtig, ihm nach oben zu folgen. Unser Gefangener, der nun unser Gast war, ging mit ihm, so folgsam, wie man es sich nur wünschen konnte, ohne uns auch nur einen Blick über die Schulter zuzuwerfen. Oliver ließ einen aufgestauten Seufzer entweichen und seine Schultern ein wenig sacken. Er tauschte einen schnellen Blick mit mir; ich nickte ihm kurz zu, was bedeuten sollte, dass alles in Ordnung war und dies auch bleiben würde.
    Wir sahen zu, bis sie die obere Halle erreichten und sich in einen der Räume abseits der Treppe begaben, in welchem Arthur Tyne untergebracht worden war. Da er schlimmer in Mitleidenschaft gezogen worden war als Ridley und einiges an Blut verloren hatte, erholte er sich langsamer von seinen Verletzungen. Bettruhe und mit Laudanum gewürzte Brühe waren verschrieben und verabreicht worden, und er hatte den Tag unter dem wachsamen Blick eines der Dienstmädchen verschlafen. Das Mädchen, dessen Dienste nicht länger benötigt wurden, tauchte bald in Gesellschaft des Lakaien auf, und sie durchquerten bald unser Blickfeld, um sich auf den Weg zurück in die Küche zu machen. Zweifellos beeilten sie sich sehr, um dem Rest der Bediensteten möglichst rasch die neuesten Aufsehen erregenden Entwicklungen zuzutragen.
    »Was sie wohl aus alledem machen werden?«, sagte ich nachdenklich.
    »Wer weiß, aber wir dürfen wohl sicher
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher