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Der tanzende Tod

Der tanzende Tod

Titel: Der tanzende Tod
Autoren: Pat N. Elrod
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hatte, in einer Schlinge gelegen. Nun war die Schlinge verschwunden, und sein Ann hing schlaff an seiner Seile herab. Er besaß noch immer viel Energie, denn er schlug erneut heftig gegen die "Für, indem er seinen gesunden Arm benutzte, nannte uns Feiglinge und verdammte uns dreifach. Er wandte mir den Rücken zu, als ich wieder Gestalt annahm.
    Die Kerze, welche ich in der Hand hielt, brannte noch immer, und ihr plötzlich auftauchender strahlender Glanz zog sofort seine Aufmerksamkeit auf mich. Er wirbelte herum, eine Hand, welche etwas hielt, was einst ein Fischbein gewesen war, erhoben, während die andere seine Augen gegen die Helligkeit der Flamme abschirmte. Wir hatten ihn den ganzen Tag im Dunkeln gelassen, damit er keinen Schaden durch Feuer anlachten konnte, und so musste mein winziges Licht ihn stark blenden. Trotzdem war er sehr zum Kampfe aufgelegt, und ohne Warnung warf er seine improvisierte Keule mit einem heiseren Knurren genau in meine Richtung. Ich verschwendete keine Zeit und verschwand erneut. eine Tat. welche seinen Raum einmal mehr in völlige Dunkelheit tauchte, da ich noch immer die Kerze umklammerte.
    Seine Gefühle mussten ihn so sehr beherrschen, dass es wenig oder überhaupt keinen Eindruck auf ihn machte, dass ich aus dem Nichts aufgetaucht war und auf dieselbe Art wieder verschwand. Ich hatte die große Hoffnung gehegt, die Überraschung allein würde ihn langsam genug machen, dass ich, ihn besänftigen und zu völliger Ruhe bringen könne, aber nun war ich gezwungen, diesen Gedanken aufzugeben, als er zu der Stelle, an der ich gestanden hatte, hinüberstürmte und versuchte, mich zu fassen zu bekommen. Ich spürte, wie seine Arme in verschiedenen Richtungen durch meinen unsichtbaren und vergeistigten Körper glitten. Er würde nichts als eine unnatürliche Kälte spüren, wie ich wusste.
    Nun taumelte er herum in dem Versuch, mich zu finden, wobei er wie ein Dutzend Matrosen fluchte.
    »Jonathan?«, rief Oliver mit besorgter Stimme.
    In dieser Form konnte ich ihm nicht antworten, und ebenso wenig konnte ich darauf zählen, dass er besonders geduldig war. Wir standen uns so nahe wie Brüder, und seine Sorge um mich würde ihn bald dazu veranlassen, die Lakaien zu holen und zu meiner Rettung zu eilen. Selbst wenn die Chancen sieben zu eins stünden, würde Ridley wahrscheinlich einige Köpfe einschlagen, bevor er überwältigt werden könnte.
    Diese Aussicht gefiel mir keinen Deut. Als Ridley in seiner blinden Suche wieder an der Tür angelangt war, gestattete ich mir, ein wenig sichtbar zu werden, aber ich nahm keine feste Gestalt an. Er sah das Kerzenlicht sogleich, wie zuvor, aber dieses Mal war es bleich und verschwommen, da sich der bronzene Kerzenhalter in der Hand eines Geistes und nicht in der eines Mannes befand. Dies war so erschreckend, dass er schließlich lange genug innehielt, um einen guten Blick auf mich zu erhaschen. Ich war noch immer sehr durchsichtig; ohne Zweifel konnte er bis zu der feuchten Backsteinmauer hinter mir durch mich hindurchsehen, ein beängstigender Effekt, welcher mehr als genügte. In nur einem Augenblick verwandelte sich Ridley von einem Mann, der aussah, als würde ihn vor Wut gleich der Schlag treffen, in einen Mann, der vor tiefer Verwunderung erstarrt war, welche sich in Furcht umzuwandeln begann.
    Näher würde ich einem Zustand, welcher für die Aufgabe, die ich erledigen musste, günstig war, wahrscheinlich nicht kommen. In Windeseile nahm ich feste Gestalt an, heftete meinen Blick unbeirrbar auf den seinen und befahl ihm, still zu sein. Vielleicht, weil mein Befehl durch meine eigenen gesteigerten Gefühle gespeist wurde, besaß er mehr Gewalt als nötig, denn Ridley schien sich an Ort und Stelle in kalten Marmor zu verwandeln.
    Jäh durchzuckte mich das blanke Entsetzen, und einen Augenblick lang dachte ich, ich hätte ihn vielleicht getötet, aber dieser Gedanke verflog fast so schnell, wie er gekommen war, als mein scharfes Gehör das stete Pochen seines Herzschlages wahrnahm. Ich sackte vor Erleichterung zusammen.
    »Jonathan?«
    »Es geht mir gut«, sagte ich laut, damit Oliver es durch die Eichenplatte zwischen uns hören konnte. »Die Lage ist nun unter Kontrolle. Du kannst die Tür entriegeln.«
    Ich hörte das Klicken und Rasseln von Bronze, und die Barriere zwischen uns schwang zögernd auf. Oliver, dessen schlaksige Gestalt den Blick auf die erleuchteten Kerzen hinter ihm versperrte, stand da, vorbereitet auf Schwierigkeiten, mit
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