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Der Tag mit Tiger - Roman

Der Tag mit Tiger - Roman

Titel: Der Tag mit Tiger - Roman
Autoren: Aufbau
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zu.
    »Was hast du da eigentlich in der Ecke gefunden?«, fragte sie das ihr zugewandte Hinterteil.
    Keine Antwort.
    Sie drängelte sich vor und versuchte, ihre Nase auch in die Ecke zu stecken. Ärgerlich zog sich Tiger zurück.
    »Lass das! Ich habe wichtigste Aufgaben zu erledigen. Dräng dich nicht einfach vor!«, fuhr er sie an.
    »Verrate mir doch ganz einfach, was das für wichtige Aufgaben sind, Tiger, dann lasse ich dich in Ruhe.«
    »Neugier ist der Katze Tod«, zitierte Tiger herablassend und erklärte dann missmutig, Mäusefangen sei wohl bekanntlich die vornehmste Aufgabe der Katzen.
    »Und es ist eine Maus in der Ecke?«
    »Natürlich nicht. Aber da war eine Maus, das riecht man doch.«
    »Du wirst mich für blöd halten, aber ich weiß nicht, wie Mäuse riechen. Darf ich mal schnuppern?«
    »Ja, ich halte dich für blöd, und ja, du darfst schnuppern. Es geht besser, wenn du die Luft durch das Maul einziehst und den Duft schmeckst.«
    Anne schüttelte etwas ungläubig den Kopf, folgte aber seinem Vorschlag. Tatsächlich, der Geruch aus der Ecke wurde deutlicher – und sie kannte ihn schon.
    »Was gibst du mir, wenn ich dir verrate, wo die Maus jetzt ist?«, spöttelte Anne ein wenig herausfordernd.
    »Eine Ohrfeige«, antwortete Tiger bereitwillig und erkundigte sich dann mit von Verachtung triefender Stimme: »Woher willst du Anfängerkatze wohl wissen, wo die Maus ist?«
    »Na, dann nimm doch eine Nase vom Vorratskammergeruch, Tiger«, schlug Anne ihm ungerührt vor.
    Betont gelassen schlenderte er in Richtung Tür, sog die Luft ein und erstarrte für einen Augenblick.
    »Mhm, nicht schlecht. Und andere Sachen sind da auch noch drin.« Er schaute Anne mit grün blitzenden Augen an. »Dann mach die Tür auf und lass uns die Maus fangen.«
    »Klar.«
    »Du spinnst doch. Das war ein Scherz, Zauselpelz. Wie willst du denn die Tür aufbekommen?«
    »Für eine Katze bist du manchmal sehr wenig phantasievoll, Tiger. Probieren wir das doch einfach auf diese Weise.«
    Anne setzte sich auf die Hinterbeine, prüfte die Absprungbasis und sprang zur Türklinke hoch. Das erste Mal verfehlte sie das Metallding um fast einen halben Meter, weil sie ihre Kraft wieder unterschätzt hatte. Beim zweiten Mal war die Höhe richtig, aber sie glitt mit den Pfoten von der Klinke ab. Nachdenklich blieb sie einen Moment sitzen.
    »Ich kann die Klinke nicht festhalten, Tiger.«
    »Probier dabei, die Pfoten zusammenzuhalten und dich dann fallen zu lassen.« Er hatte das Prinzip erkannt. »Zum Beispiel so.«
    Sprach’s, sprang hoch und hängte sich in der Türklinke ein. Beim Fallen zog er mit seinem Gewicht die Klinke nach unten. Es klickte, und die Tür ging auf.
    »Super, Tiger!«
    Mit der Pfote schob Anne sie noch ein wenig weiter auf, und schon waren beide in die Vorratskammer geschlüpft.
    »Nett hier«, meinte Tiger, als er sich umgesehen und die erste Nase voller Gerüche genommen hatte.
    »Und die Maus war auch hier, nicht war?«
    »Richtig, sie war.«
    Ein leichter Anfall von Jagdfieber ergriff Tiger. Lautlos und konzentriert schnüffelnd verfolgte er die frische Mäusespur. Den Körper flach geduckt schob er den Kopf hinter die Bodenleiste des Regals und verharrte in dieser Position. Nur der Schwanz zuckte einige Male animiert hin und her.
    Anne wurde es allmählich zu langweilig. Nachdem sie sich versichert hatte, dass die Vorräte an leicht zugänglichen Stellen lagen, wandte sie sich dem Ausgang zu und setzte ihren Streifzug durch die Wohnung alleine fort.
    Von der Küche ging es in das Wohnzimmer und von dort in den kleinen Vorraum, der auch als Garderobe diente. Die Tür zum Schlafzimmer war nur angelehnt und konnte mit einem Pfotenschubs leicht aufgestoßen werden. Als sie durch den Türspalt ins Zimmer schlüpfen wollte, machten sich erstmalig die Schnurrhaare bemerkbar, als sie rechts und links damit anstieß. Aber der Anblick des Bettes ließ sie diese dreidimensionale Erfahrung sofort vergessen. Mit einem Satz war sie in den Kissen.
    Der weiche Untergrund, der glatte Bettbezug, der warme Geruch nach Mensch und Federn – Wahnsinn! Ohne sich dessen bewusst zu sein, begann sie unter lautem Schnurren mit den Vorderpfoten in die Bettdecke zu treten. Was für ein Genuss!
    Nachdem sie sich einige Minuten diesem Spiel hemmungslos hingegeben hatte, drehte sie sich noch ein paar Mal am Platz, legte sich dann behaglich in die entstandene Kuhle und schloss die Augen.»Auf, du Döskopp!«
    Anne öffnete schläfrig die
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