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Der Tag mit Tiger - Roman

Der Tag mit Tiger - Roman

Titel: Der Tag mit Tiger - Roman
Autoren: Aufbau
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Schwierigkeiten anziehen würdest. Schließlich hast du nur ein Menschenhirn.«
    »Das immerhin soviel weiß, wie man Dosen und Türen öffnet.« Anne erlaubte sich, diese Bemerkung ein ganz klein wenig pikiert klingen zu lassen.
    »Papperlapapp. Verhalte dich ruhig, ich bin gleich wieder da.«
    Weg war er, und Anne saß ein bisschen verloren auf ihrer Terrasse. Sie probierte die Krallenmaniküre aus und fand sie angenehm, putzte sich noch einmal den duftenden Schwanz, und gerade als sie sich ein wenig in den Beeten umsehen wollte, fühlte sie plötzlich die Gegenwart eines anderen Wesens.
    Vorsichtig schaute sie sich um.
    Und erschrak.
    Da stand ein Hund.
    Ein hässlicher Hund, der ihr seine scharfen Zähne zeigte und aggressiv knurrte.
    Was sollte sie jetzt nur tun? Ob er sie angreifen würde?

Revierordnung
    Tiger war ungehalten, nicht über Anne, nein, auch nicht über das Schicksal, das ihn in diese Situation gebracht hatte, sondern über sich selbst. Wie konnte er nur so dumm sein, seine Revierzeit zu verschlafen! Dabei gab es soviel mit dem Chef zu klären, und es blieb ihm so wenig Zeit.
    Er hatte wenig Hoffnung, Jakob noch auf seiner ersten Runde zu treffen, wollte es aber versuchen. Er lief das Stück Straße hinunter, das zu Emils Haus führte. Ihm fiel auf, dass Jakob schon vor längerer Zeit hier vorbeigekommen war. Er wollte sich auf die Suche nach ihm durch die Wiese machen, um ihn am Bächlein abzufangen, da stieß er auf die Fährte von Hedi, die offensichtlich ebenfalls zur falschen Zeit unterwegs war. Zu allem Überfluss führten die Spuren auch noch in die Richtung seines Heims. Das durchkreuzte gänzlich seine Absichten,denn ein Zusammentreffen von Anne und dem katzenfeindlichen Kläffer musste er verhindern. Also spurtete er zurück und hoffte, später nicht allzu viel von Jakobs Unmut über sich ergehen lassen zu müssen.
    Der Hund knurrte noch immer. Anne wich vorsichtig zurück. Noch ein Schritt und noch einer. Sie kannte den Köter. Das war Hedi, ein hysterischer Terrier, der üblicherweise an der Leine seines übergewichtigen Frauchens hing. In den frühen Morgenstunden hatte die aber offensichtlich keine Lust, eine Runde mit ihm zu drehen, und hatte ihrem Hund einfach die Tür geöffnet.
    Und nun bedrohte er Anne. Mit einem leisen Fauchen verließ die Luft ihre von Angst zugeschnürte Kehle.
    Das beeindruckte den Terrier jedoch nicht. Anne bewegte sich weiter rückwärts und stieß mit ihrem Hinterteil an einen Blumenkübel.
    Bisher hatte sie Hedi für einen kleinen, harmlosen Hund gehalten, nun aber war er auf einmal ein Stück größer als sie selbst.
    Und sein Gebiss, das er angriffslustig fletschte, schien ihr mörderisch.
    »Flucht!«, war ihr einziger Gedanke.
    Aber wohin?
    Den Weg in die rettende Wohnung versperrte ihr der Hund.
    Auf der Straße war sie ungeschützt.
    Durch die Hecke traute sie sich nicht. Wenn sie da stecken blieb …
    Die Rettung lag über ihr.
    Ihr Schwanz peitschte in heller Aufregung und hüllte sie inpanischen Magnolienduft. Sie fauchte, und Hedis Knurren verstummte.
    Dann nahm sie ihren Mut zusammen und raste los.
    Drei große Sätze, dann war sie am Baum.
    Festkrallen und hoch.
    Da, der erste Ast.
    Drauf!
    Unten kläffte Hedi empört den Stamm an.
    Noch einen Ast höher.
    Hedis Stimme überschlug sich.
    Noch eine Etage weiter.
    Huch, hier wurden die Zweige aber dünn! Die Äste schwankten unter ihr, mit allen verfügbaren Krallen hielt sie sich fest.
    Unten ertönte zwischen dem wilden Bellen ein grelles Kreischen.
    Vorsichtig wagte Anne einen Blick durch das Laub und erkannte Tiger, der mit aufgeplustertem Schwanz und hochgestellten Rückenhaaren auf Hedi zustakste.
    Aus seinen Augen sprühten Flammen, ein tiefes Grollen kam aus seiner Kehle, und Hedis Gekläff verwandelte sich in ein schrilles Winseln.
    Ein kurzer Schrei, ein schneller Tatzenhieb – der Hund jaulte auf und trat den Rückzug an.
    Eine verärgerte Frauenstimme rief: »Hedi! Heeeedi! Hediiiii!«
    Dann war Stille.
    Und Anne besann sich auf ihre Lage.
    Ein Windstoß versetzte die Äste in Schwanken, und nun wurde ihr mit Entsetzen klar, wo sie sich befand.
    Tiger hatte sie auch entdeckt und murrte mit nach oben gewandtem Kopf: »Komm runter! Er ist weg.«
    »Ja … Ja, aber wie?«
    So, wie du raufgekommen bist, Ast für Ast.«
    Zögerlich versuchte Anne einen Schritt Richtung Stamm zu machen, wo die Zweige dicker wurden. Alles wackelte unter ihr. Angstvoll klammerte sie sich fest.
    »Was ist
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