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Der Tag der Rache. Private Berlin

Der Tag der Rache. Private Berlin

Titel: Der Tag der Rache. Private Berlin
Autoren: James Patterson , Mark Sullivan
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hoch. »F ünfundzwanzigtausend Euro, wie vereinbart.«
    »L assen Sie sehen«, verlangt mein Freund und streckt die Hand aus.
    Ich halte die Tasche außerhalb seiner Reichweite. »E rst wenn ich gesehen habe, was ich kaufe.«
    Er verzieht sein Gesicht, geht aber zu einem Rucksack, der an der Wand des Bootshauses lehnt. Dort zieht er eine DVD heraus, die er mir reicht. »S chneiders gesamte Arbeitsunterlagen.«
    »H ast du sie dir angesehen?«, frage ich völlig entspannt.
    »D as würde meiner Ethik widersprechen«, antwortet er.
    Seine Körpersprache allerdings sagt etwas anderes.
    Sobald er mir die DVD gegeben hat, spiele ich weiter und reiche ihm die Tasche mit dem Geld.
    Er öffnet sie und prüft mehrere Päckchen mit Fünfzigeuroscheinen. »W ar nett, mit Ihnen Geschäfte zu machen«, sagt er und zieht den Reißverschluss der Tasche zu.
    »J a«, sage ich, stecke die DVD ein und umfasse den Griff des Schraubenziehers in meiner Tasche. »S oll ich dich zur Bushaltestelle mitnehmen?«
    »Gern «, freut er sich und dreht sich zu seinem Rucksack.
    Ich gehe zwei rasche Schritte auf ihn zu, packe sein Haar und ramme das geschliffene Ende des Schraubenziehers in seinen Nacken.

8
    Mein Freund, das junge Geni e, ha t keine Gelegenheit zu schreien. Als die Spitze des Schraubenziehers auf die weiche Stelle trifft, wo die Wirbelsäule ins Hirn übergeht, zuckt und zappelt er am ganzen Körper. Und als er schließlich das Geld fallen lässt und rückwärts gegen mich sinkt, fühle ich mich, als hätte ich gerade den geilsten Sex meines Lebens gehabt.
    Was für ein Gefühl! Was für ein wunderbares, prickelndes Gefühl!
    Selbst nach all den Jahren lässt diese Euphorie nicht nach.
    Einen Moment lang bleibe ich einfach stehen, um die Nachwirkungen eines großartigen Todes zu genießen. Ich bin ruhig, erschöpft, gesättigt und mir dennoch allem um mich herum mehr als bewusst– des Regens, des Waldes und der schnatternden Enten draußen im Nebel.
    Mit seinem Körper in meinen Händen, mit dem Gefühl seiner noch immer in mir vibrierenden Lebenskraft ist es, als befände ich mich gleichzeitig hier und nicht hier, als schwebte ich auf der Schwelle zum Leben danach.
    Schließlich drehe ich ihn auf den Bauch, ziehe den Schraubenzieher heraus und verschließe die Wunde an seinem Nacken mit einer Tube Superkleber. Kein Blut mehr. Die Sache ist in Sekundenschnelle erledigt.
    Leise kichernd ziehe ich meinen Freund, das junge Genie, zu meinem Kastenwagen und denke, wie seltsam es doch ist, dass Menschen da draußen in der Welt sind, Menschen, die tiefsinniger und philosophischer veranlagt sind, als ich es bin, Menschen, die ihr Leben mit der Überlegung verbringen, ob ein im Wald umfallender Baum ein Geräusch verursacht, wenn niemand da ist, der es hört.
    Wie kann man sein Leben nur damit vergeuden, über eine so vollkommen blöde Sache nachzudenken! Warum machen sie sich nicht lieber Gedanken darum, ob ein Mann wie ich existiert, auch wenn man ihn eigentlich noch nie zu Gesicht bekommen hat?

9
    Hauptkommissar Hans Dietrich, Anfang fünfzig, hochgewachsen, ruhig, aber launisch und äußerst zurückhaltend, war eine lebende Legende bei der Berliner Kriminalpolizei, ein Ermittler mit unauffälligen, unorthodoxen Vorgehensweisen, mit denen er trotz allem die höchste Aufklärungsrate aller acht Mordkommissionen vorweisen konnte. Er kooperierte nur selten mit anderen Kollegen und ärgerte sich, wie es hieß, weil er immer mit einem zweiten Polizisten zusammenarbeiten musste.
    Mattie hatte während ihrer langen Zeit bei der Berliner Kripo selbstverständlich von ihm gehört, aber nie direkt mit ihm zu tun gehabt.
    Nachdem eine Stunde seit ihrem ersten Anruf bei der Kripo vergangen war, war sie mehr als erleichtert, als er in einem grauen Anzug, einen schwarzen Schirm über sich haltend, auf sie zukam. Sein Gesicht war undurchdringlich.
    Wenn jemand herausfinden konnte, was mit Chris passiert war, dann er.
    Mattie und Tom gingen um den uniformierten Polizisten herum, der den Eingang des Schlachthauses bewachte, um Dietrich zu begrüßen. Sie zeigten ihm ihre Dienstmarken von Private und stellten sich vor.
    »I ch weiß, wer Sie sind, Frau Engel«, sagte Dietrich, dessen Blick bereits zum Schlachthaus zuckte. »I hr Ruf eilt Ihnen voraus.«
    Mattie wurde rot, und aus dem Augenwinkel heraus sah sie, dass Tom sie verblüfft anstarrte.
    Ein blauer Polizeitransporter jagte durch die Pfützen auf das Schlachthaus zu. Mattie wusste, was das zu
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