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Der Tag der Rache. Private Berlin

Der Tag der Rache. Private Berlin

Titel: Der Tag der Rache. Private Berlin
Autoren: James Patterson , Mark Sullivan
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ist nicht da.«
    »I ch sage euch, er bewegt sich an der Ostmauer Richtung Norden.«
    Doch dort sahen sie nur Spinnweben, Dreck, alte Flaschen und Müll.
    Plötzlich bemerkte Mattie eine Bewegung. Glas rollte über Zement. Sie schwenkte ihre Lampe, bis der Schein eine riesige Ratte erfasste, die geblendet stehen blieb und, leicht aufgerichtet, mit glitzernden Augen und zuckender Nase ins Licht blickte.
    Zwischen ihren Zähnen glänzte etwas.
    Wumm!
    Mattie sprang vor Schreck nach links, stolperte über eine der Schrauben auf dem Boden und landete im Dreck. »W as, zum Teufel, sollte das denn?«, schimpfte sie.
    »D ie hatte was im Maul«, erklärte Tom und ging auf die tote Ratte zu. Als Mattie sich erhob, kniete er bereits neben dem Tier, stand aber gleich wieder auf und drehte sich zu Mattie um. »W ir müssen sofort die Polizei anrufen.«
    Mattie hatte das Gefühl, als würde der Boden unter ihr wegsacken. »W arum?«
    Tom hielt etwas hoch, das aussah wie die Batterie für ein Hörgerät, das aus einem Stück abgenagtem, blassem Fleisch herausragte.

7
    Habt ihr schon mal den alten Film Der Unsichtbare gesehen?
    Claude Rains, derselbe Typ, der den geheimnisvollen französischen Polizeipräfekten in Casablanca spielte, tritt in Der Unsichtbare als wahnsinniger Wissenschaftler auf, der zum Mörder wird, nachdem er herausfindet, wie er seinen Körper unsichtbar machen kann.
    Ist wohl kaum überraschend, dass er zu meinen absoluten Lieblingsfilmen gehört.
    Besonders bei einer Szene brülle ich immer vor Lachen. Darin hat der in Verbände eingewickelte Rains Zuflucht in einem Gasthaus gesucht, das von der irischen Schauspielerin Una O’Connor betrieben wird. Sie betritt zufällig das Zimmer, nachdem er sich gerade den Verband vom Kopf gewickelt hat.
    Er sieht aus wie ein lebendiger Mensch ohne Kopf.
    O’Connor fallen beinahe die Augen heraus, und sie dreht durch, schreit Zeter und Mordio.
    Das ist mein schönster Augenblick. Einer, den ich in meinem Leben selbst gerne einmal erzeugen würde.
    Aber leider ist Unsichtbarkeit eher eine Kunst, keine Wissenschaft.
    Zum Beispiel habe ich in den letzten fünfundzwanzig Jahren herausgefunden, dass man am ehesten unsichtbar bleibt, wenn man sich entspannt und seine Maske so vollkommen lebt, dass man von den Menschen nicht mehr wahrgenommen wird, besonders in Berlin nicht, meiner wunderschönen Narbenstadt.
    Ich will hier gar nicht poetisch klingen. Ich erzähle euch bloß die Wahrheit. Also, aufgepasst!
    Ich möchte an dieser Stelle unmissverständlich festhalten, dass die Millionen vernarbter Berliner um euch herum einfach ihrem dummen Tagesgeschäft nachgehen und sich eines Wesens wie mir überhaupt nicht bewusst werden, wenn man sich in seiner eigenen Haut wohlfühlt und nach außen hin kein Ärgernis darstellt. Oder die Berliner auch in ihren schlimmsten Albträumen nicht glauben, dass jemand wie ich noch immer unter ihnen weilt.
    Unentdeckt.
    Unbeschrieben.
    Immer noch auf der Jagd.
    Mit diesen Gedanken im Kopf fahre ich sehr, sehr entspannt in einem unauffälligen weißen Kastenwagen, der zu meiner kleinen Fahrzeugflotte gehört, die ich mir im Lauf der Jahre angeschafft habe. Ich fahre durch das verregnete Berlin, raus in einen Wald nördlich von Ahrensfelde und eine Allee entlang zu einem Kinderlager am Liepnitzsee in der Nähe des verschlafenen Ützdorf.
    Kennt ihr Ützdorf? Egal, das ist nicht wichtig. Ihr braucht nur zu wissen, dass an diesem Tag niemand in dem Lager ist. Zumindest sieht es auf den ersten Blick so aus. Draußen regnet es, und es ist kalt, und um die Insel auf dem See bildet sich dichter Nebel. Warum also sollte ich dorthin fahren?
    Sobald ich in der Nähe der Anlegestelle stehen bleibe, erscheint mein Freund, ein junges Genie, auf der Veranda des Bootshauses. Er ist Mitte zwanzig und hat einen Bart. Sein nasses Haar hängt über seine Brille, durch die er kaum etwas sieht. Er nimmt sie ab und versucht, sie an seinem nassen Sweatshirt zu trocknen, auf dem vorne das Emblem der Technischen Universität Berlin prangt.
    Ich nehme eine Sporttasche vom Beifahrersitz und steige aus, lasse den Motor aber laufen. »W ie bist du hergekommen?«, frage ich ihn, während ich die Stufen zur Veranda hinaufgehe.
    »B us und zu Fuß, wie Sie gesagt haben. Scheiße, bin ich nass.«
    »S chon mal was von einer Regenjacke gehört?«, frage ich.
    »A ls ich losgegangen bin, hat es nicht geregnet«, erwidert er verärgert. »H aben Sie das Geld?«
    Ich halte die Tasche
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