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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde
Autoren: Juma Kliebenstein
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Und wenn Karli auch eine seltsame Stimme hat und beim Sprechen piepst, beim Singen klingt er fantastisch.
    »Du klingst genau wie Brian Johnson«, sagte ich.
    »Echt?«, quietschte Karli. Er strahlte über das ganze Gesicht. »Echt«, sagte ich.
    »Ich sollte wohl besser immer singen, statt zu reden, oder?«, meinte Karli.
    »Stell dir mal Bodels Gesicht vor, wenn er dich französische Vokabeln abfragt und du singst sie ihm vor«, japste ich und lachte noch mehr. Wir lachten beide so, dass wir uns den Bauch halten mussten. Als wir uns beruhigt hatten, war die Platte zu Ende, und wir legten die nächste auf. Wir hörten noch Blow up Your Video, bis es an der Tür klopfte. Es war Mama.
    »Gleich gibt’s Abendbrot«, sagte sie und sie fragte Karli: »Magst du bleiben und mitessen?«
    Karli sah auf seine Armbanduhr und erschrak. »Schon so spät? Nee, dann muss ich los! Aber trotzdem danke.«
    Er sprang auf und zog seine Jacke an.
    Ich brachte ihn noch bis zur Haustür.
    »Wenn du magst«, sagte Karli, »komm doch morgen zu mir. Hast du Lust?«
    Da musste ich nicht lange überlegen.
    »Klar«, sagte ich.
    »Gut«, sagte Karli.
    Er sprang auf sein Fahrrad, das an der Hauswand lehnte, und flitzte los.
    »Tschau!«, brüllte er und winkte, bevor er um die Ecke verschwand.

…4: Die Fabs müssen sich warm anziehen. Papa auch.

    Die ersten Tage, nachdem Karli und ich uns angefreundet hatten, waren in der Schule viel angenehmer. Die FabFour mussten sich erst mal daran gewöhnen, dass wir jetzt zu zweit waren, und hatten weder Lust noch Zeit, uns zu ärgern. Sie waren mit Wichtigerem beschäftigt: Yannic wurde in ihren erlesenen Kreis aufgenommen und aus den FabFour wurden die FabFive.
    So hatten Karli und ich erst mal eine ruhige Zeit. Wir machten fast jeden Tag etwas zusammen. Meistens war Karli nach der Schule bei mir. Er lebt bei seiner Mutter und die ist Psychologin und den ganzen Tag in ihrer Praxis. Außer mittwochs, da hat sie nachmittags frei, und das ist ihr »Karli-Tag«.
    Karli findet die Nicht-Karli-Tage bedeutend interessanter, besonders, seit wir befreundet sind.
    »Ich bin doch kein kleines Kind mehr«, stöhnte Karli. »Sie will übermorgen mit mir ins Freibad!«
    »Du Ärmster«, sagte ich. Wenn ich mir vorstellte, ins Freibad zu müssen, grauste es mich eh schon. Und dann noch mit meiner Mutter ?
    Huargh.
    Wie sich bald darauf herausstellte, machte meine Mutter aber noch mehr Probleme als Karlis. Gerade als ich dachte, jetzt läuft mal alles glatt, gab es neuen Ärger. Es fing schon morgens in der Schule an.
    Wir hatten Chemie bei Frau Röhrig, die überhaupt keinen Spaß versteht und meistens schlecht gelaunt ist. Außerdem ist ihr Unterricht total langweilig. Fast immer schreibt sie irgendwelche Tafelbilder an, die wir dann abschreiben müssen. Oder sie lässt aus unserem Chemiebuch vorlesen. Beides nicht gerade der Brüller. An diesem Tag war mal wieder ein Tafelbild angesagt.
    »Nehmt eure Mäppchen und Hefte heraus und schreibt ab«, sagte sie und fing an, irgendwelche Formeln an die Tafel zu malen. Karli und ich zogen also unsere Mäppchen aus den Taschen und öffneten sie, um einen Stift herauszunehmen. »Iiiih!«, quietschte Karli.
    »Äääh!«, sagte ich im selben Moment.
    Etwas Weißes, Zähes floss langsam unsere Finger herunter und tropfte auf den Tisch.
    Ich roch daran.
    Es war Sahne. Vergammelte Sahne.
    Von hinten hörte man unterdrücktes Gekicher.
    »Was ist denn los?«, fragte Frau Röhrig.
    »Ich muss mir die Finger waschen gehen«, sagte ich. »Da ist Sahne in meinem Mäppchen.«
    »In meinem auch«, piepste Karli.
    »Meine Güte«, sagte Frau Röhrig. »Hier ist es ja schlimmer als in einem Kindergarten!«
    Sie stöhnte und schüttelte den Kopf.
    »Ich habe mich schon gewundert, dass es so lange ruhig geblieben ist«, sagte ich zu Karli, als wir uns auf dem Schulklo die Hände wuschen.
    Es war sonnenklar, dass die FabFive dahintersteckten.
    »Mir reicht’s jetzt«, sagte Karli. Seine Ohren glühten unter den Haarbüscheln hervor. »Hier geht es genauso weiter wie früher und so langsam ist echt Schluss mit lustig! Ich hab’s satt!«
    Er war in seiner alten Klasse auch schon immer geärgert worden, genau wie ich in meiner. Yannic und ein paar andere hatten ihn ständig wegen seiner Ohren aufgezogen, und als er begann, sie mit Klebestreifen festzukleben, lästerten sie über seine Piepsstimme.
    »Wir können gegen die eh nichts machen«, sagte ich.
    »Oh doch«, piepste Karli.
    In der
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