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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher
Autoren: Jeffery Deaver
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gedämpften Farben: ein halbes Dutzend Leute an einem Esstisch, die den Betrachter ansahen, einige belustigt, andere nachdenklich oder besorgt.

    »Unglaublich«, sagte er.
    »Der Bildaufbau ist großartig. Aber am besten hat Prescott die verschiedenen Gesichtsausdrücke eingefangen. Meinst du nicht auch?« Alice wandte sich zu ihm um.
    Ihr Lächeln erstarb. »Was ist denn, Arthur? Was machst du da?« Er hatte sich beigefarbene Stoffhandschuhe übergestreift und griff soeben in die Tasche. Und dann sah Alice ihm in die Augen, die sich in dunkle kleine Punkte unter finsteren Brauen verwandelt hatten, in einem Gesicht, das sie kaum wiedererkannte.
    ZWEITER TEIL
    Transaktionen
    Sonntag, 22. Mai
    Fast jeder hat schon mal die Behauptung gehört, die Bestandteile eines menschlichen Körpers würden etwa vier Dollar fünfzig kosten. Unsere digitale Identität ist wesentlich wertvoller.
    Robert O'Harrow jr., No Place to Hide
    . Zwei
    Die Spur hatte von Scottsdale nach San Antonio und weiter zu einem Rastplatz an der Interstate 95 in Delaware geführt, der von Fernfahrern und hektischen Familien nur so wimmelte. Von da aus, man glaubte es kaum, wies die Fährte letzten Endes nach London.
    Und um wen ging es bei dieser Jagd? Um einen Auftragsmörder, dem Lincoln Rhyme seit geraumer Zeit nachsetzte, einen Mann, den er hatte davon abhalten können, ein schreckliches Verbrechen zu begehen, aber dem es gelungen war, der Polizei um Haaresbreite zu entkommen, indem er, wie Rhyme es verärgert ausgedrückt hatte,
    »seelenruhig abgereist ist, wie ein verdammter Tourist, der Montagmorgen wieder zur Arbeit muss.«
    Die Spur verlor sich zunächst, und weder die Polizei noch das FBI konnten etwas darüber in Erfahrung bringen, wo der Mann sich verbarg oder was er als Nächstes vorhaben könnte. Vor ein paar Wochen hörte Rhyme jedoch von Gewährsleuten in Arizona, dass ebendieser Täter des Mordes an einem Soldaten in Scottsdale verdächtigt wurde. Es sah so aus, als sei er nach Osten geflohen -nach Texas und schließlich nach Delaware.
    Der Mann hieß Richard Logan, wobei es sich auch um einen Decknamen handeln konnte. Er stammte vermutlich aus dem Westteil der Vereinigten Staaten oder aus Kanada. Die gründlichen Nachforschungen förderten eine ganze Reihe Richard Logans zutage, aber keiner von ihnen passte zu dem Profil des Täters.
    Dann erfuhr Lincoln Rhyme zufällig (das Wort »Glück« würde er niemals benutzen) von Interpol, der europäischen Zentralstelle zur internationalen Koordination der kriminalpolizeilichen Ermittlungsarbeit, dass ein Profikiller aus Amerika für einen Auftrag in England angeheuert worden sei. Der Mann habe in Arizona einen Mord begangen, um sich militärische Ausweispapiere und Informationen zu verschaffen, sei zu einem konspirativen Treffen nach Texas gefahren und habe auf einem Rastplatz an der Ostküste
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    einen Honorarvorschuss erhalten. Dann sei er über Heathrow nach England eingereist und halte sich nun irgendwo im Vereinigten Königreich auf.
    Das Ziel von Richard Logans »finanziell großzügig ausgestattetem und auf höchster Ebene ersonnenem Anschlagsplan« - Rhyme musste unwillkürlich lächeln, als er die geschliffene Interpol-Formulierung las - war ein protestantischer Pfarrer aus Afrika, der ein Flüchtlingslager geleitet hatte und über einen groß angelegten Betrug gestolpert war, bei dem es um gestohlene Aids-Medikamente ging, von deren Verkaufserlös Waffen angeschafft werden sollten. Der Geistliche wurde von den Sicherheitsbehörden letztlich nach London verlegt; bislang hatte er drei Attentate in Nigeria und Liberia überlebt sowie einen Anschlag, der sogar in einem der Transitbereiche des Mailänder Flughafens Malpensa verübt worden war, wo den überaus aufmerksamen Beamten der Polizia di Stato mit ihren kompakten Maschinenpistolen normalerweise kaum etwas entgeht.
    Nun wurde Reverend Samuel G. Goodlight (Rhyme konnte sich keinen besseren Namen für einen Gottesmann vorstellen) in einem sicheren Londoner Versteck durch Spezialisten von Scotland Yard beschützt, der Zentrale des Metropolitan Police Service, und half gegenwärtig den britischen und ausländischen Geheimdiensten dabei, die Einzelheiten der Verschwörung aufzudecken.
    Mittels verschlüsselter Satellitentelefonate und E-Mails quer über mehrere Kontinente hatten Rhyme und Inspector Longhurst, eine Beamtin der Metropolitan Police, dem Täter inzwischen eine Falle gestellt, die es an Komplexität mit Logans eigenen
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