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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller
Autoren: John Katzenbach
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sich ein bisschen besser fühlen, nachdem Sie mit ihm geredet haben.«
    »Das ist sehr aufmerksam von Ihnen, Mr.Winter, ich werde Ihren Rat gleich befolgen.«
    »Haben Sie was zum Schlafen im Haus? Sie hatten einen bösen Schock, und vielleicht haben Sie Schwierigkeiten …«
    »O ja, ich habe diese kleinen Pillen, keine Sorge.«
    »Und wie steht’s mit Lebensmitteln? Sind Sie gut versorgt?«
    »Mr.Winter, Sie sind zu liebenswürdig. Ja. Ich habe alles, was ich brauche. Hier bei mir daheim fühle ich mich schon viel besser.«
    »Das hatte ich gehofft.«
    »Und morgen werden Sie mir helfen? Und den anderen? Der ganzen Sache …«
    »… auf den Grund zu gehen. Selbstverständlich.«
    »Was haben Sie vor?«
    Gute Frage, auf die er keine klare Antwort wusste. »Na ja, Mrs. Millstein, als Erstes sollte ich mal die Umstände von Mr. Steins Tod unter die Lupe nehmen. Gleichzeitig können wir alle zusammen überlegen, was Sie unternehmen möchten. Vielleicht kann ich mich mit Ihren Freunden zusammensetzen, und wir entwerfen einen Schlachtplan.«
    Diese Aussicht schien Mrs.Millstein aufzumuntern. Sie nickte nachdrücklich.
    »Leo«, erzählte sie, »Leo war wie Sie. Er traf Entscheidungen. Sicher, er war Herrenausstatter, kein Detective wie Sie, wie sollte er demnach wissen, wie dieses Rätsel zu lösen ist, nicht wahr, Mr.Winter?«
    »Dann gehe ich jetzt mal. Schließen Sie hinter mir gut ab. Und falls Sie immer noch Angst haben, zögern Sie nicht, mich anzurufen. Aber ich denke, dass Ihnen ausreichend Schlaf am besten tut, und morgen früh fangen wir mit klarem Kopf an.«
    »Mr.Winter, Sie sind ein vollendeter Gentleman. Sobald Sie gegangen sind, nehme ich eine Tablette.«
    Sie stand auf und begleitete ihn zur Tür. Er sah, wie der Kater auf ihren Sessel sprang und sich an der Stelle einrollte, an der er ihre Körperwärme spürte.
    »Schließen Sie ab«, erinnerte er sie.
    »Ich könnte mich getäuscht haben«, sagte sie zögerlich. »Es wäre immerhin möglich. Es könnte doch wirklich ein Irrtum sein, oder?«
    »Alles ist möglich, Mrs.Millstein. Hauptsache, wir finden es heraus.«
    »Dann bis morgen«, erwiderte sie und nickte dankbar.
    Er trat in den Flur und drehte sich noch einmal kurz zu seiner Nachbarin um, die mit einem schwachen Lächeln die Tür hinter ihm zuschob. Er wartete, bis er das Riegelschloss mit einem lauten Klicken einschnappen hörte.
    Simon Winter trat in den Hof des Sunshine Arms und ließ die stickige Luft in seine Poren dringen. Eine Straßenlaterne hinter dem Gebäudeeingang warf einen schwachen Lichtstrahl auf den Engel, so dass er glitzerte, als wäre er nass. Die Dunkelheit, die ihn umgab, erinnerte Winter an starken, schwarzen Kaffee. Ihm kam ein seltsamer, schrulliger Gedanke: Also, wenn du dich schon nicht umbringst, kannst du dir genauso gut was zu essen besorgen. Wenn du dir schon nicht die Kugel gibst, gönn dir wenigstens ein Hühnchen.
    Da er seine eigene Gesellschaft nicht allzu unterhaltsam fand, beschloss er, im Restaurant zu essen, und ging im Kopf die Möglichkeiten durch. Er machte einen Schritt, dann einen zweiten, dann blieb er stehen. Er drehte sich um und warf einen letzten Blick auf Sophie Millsteins Apartment. Die Gardinen waren zugezogen. Aus einer anderen Wohnung dröhnte der Fernseher, und ein Stück die Straße hinunter mischte sich Gelächter in den Lärm. Einige Häuserblocks entfernt heulte ein Motorrad auf – alles in bester Ordnung. Nicht perfekt, aber vertraut. Es ist eine Nacht wie jede andere. Es ist heiß. Es weht eine Brise, die keine Kühlung bringt. Am Tropenhimmel funkeln die Sterne.
    Er bestand darauf, abgesehen von den traumatischen Erinnerungen einer alten Frau sei an diesem Abend alles ganz normal. Und die haben wir schließlich mehr oder weniger alle, fügte er hinzu. Er versuchte, sich mit der Alltäglichkeit seiner Umgebung zu beschwichtigen, was ihm jedoch nur teilweise gelang. Er ertappte sich dabei, wie er in schattige Winkel spähte, nach Gestalten Ausschau hielt, auf verräterische Geräusche achtete und sich plötzlich wie jemand benahm, der sich verfolgt fühlte. Er schüttelte den Kopf, um die Beklemmung loszuwerden, warf sich vor, mit zunehmendem Alter schreckhaft zu werden, und schritt entschlossen an dem Engel im trockenen Brunnen vorbei. Er hatte auf einmal ein unbändiges Verlangen zu laufen und die Furcht seiner Nachbarin weit hinter sich zu lassen.
    Er lief zügig voran und fragte sich nur einen Augenblick lang, ob der Tod, wenn
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