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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller
Autoren: John Katzenbach
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halbherzigen Schlag mit dem Schwamm.
    »Na ja, du magst davonlaufen, aber entkommen wirst du mir nicht.«
    Er griff unter den Ausguss und fand eine Dose Insektenspray. Er schüttelte sie energisch, dann richtete er einen Strahl in die ungefähre Richtung, in die das Insekt sich verkrochen hatte.
    »Wir werden wohl zusammen das Zeitliche segnen, Ungeziefer«, stellte er fest. Die Wikinger, fiel ihm wieder ein, töteten einen Hund und legten ihn einem Mann zu Füßen, bevor sie ihn bestatteten, damit ihm das Tier auf dem Weg nach Walhall Gesellschaft leistete. Konnte man sich einen besseren Gefährten denken als einen Hund, der wahrscheinlich darüber hinwegsehen würde, dass die barbarische Sitte seinem eigenen Leben ein vorzeitiges Ende setzte? Wenn ich einen Hund besäße, dachte Simon Winter, dann könnte ich ihn zuerst erschießen, doch ich habe keinen, und außerdem würde ich es nicht tun, also muss ich als Weggefährtin zu meinem Walhall mit einer Kakerlake vorliebnehmen.
    Er schmunzelte bei der Frage, worüber er und das Ungeziefer sich wohl unterhalten würden; bei Lichte betrachtet gab es durchaus Gemeinsamkeiten, denn sie hatten beide in den weniger appetitlichen Ritzen und Winkeln des alltäglichen Lebens herumgewühlt. Mit einer schwungvollen Geste wischte er den Ausguss sauber, legte den Schwamm in die Ecke und kehrte mit dem Blatt Papier sowie dem alten Revolver in sein bescheidenes Wohnzimmer zurück. Er setzte sich auf das fadenscheinige Sofa und legte die Waffe vor sich auf den Tisch. Dann nahm er das Blatt sowie den Kugelschreiber, dachte einen Moment nach und schrieb:
    Erklärung
    Ich bin von eigener Hand gestorben.
    Ich bin alt, müde und einsam und habe schon seit Jahren nichts Nützliches mehr geleistet.
    Tja, das stimmt alles, dachte er, aber die Welt scheint mit jedem Toten ganz gut zurechtzukommen, demnach besagt das hier nicht viel. Er tippte sich ein paarmal mit der Kugelschreiberspitze an die Zähne. Sag, was du wirklich meinst, mahnte sich Simon Winter in schulmeisterlicher Manier. Zügig schrieb er weiter:
    Ich fühle mich wie jemand, der allzu spät bemerkt, dass es an der Zeit ist, abzutreten.
    Schon besser, dachte er mit einem trockenen Lächeln. Und nun zum geschäftlichen Teil.
    Ich habe etwas über fünftausend Dollar auf einem Sparkonto bei der First Federal. Ein Teil davon soll darauf verwendet werden, diese alten Knochen zu verbrennen. Falls jemand die Freundlichkeit besäße, meine Asche am Government Cut ins Wasser zu streuen, wüsste ich das zu schätzen.
    Simon Winter hielt im Schreiben inne. Es wäre schön, überlegte er, wenn in dem Moment ein Schwarm Tarpune, die sich dort tummelten, an die Oberfläche käme, um nach Luft zu schnappen und sich auf die Meerbrassen oder die kleinen Makrelen zu stürzen. Das sind prächtige Tiere. Mit ihren riesigen Silberschuppen und den mächtigen, sensenförmigen Flossen erinnern sie an fahrende Ritter im Panzerhemd. Sie gehören zu einem urzeitlichen Stamm, der die Jahrhunderte unverändert überdauert hat, und einige von denen sind wahrscheinlich so alt wie ich. Ihm kam die Frage in den Sinn, ob ein Tarpun jemals des Schwimmens müde wurde, und wenn ja, was er dann tat. Vielleicht drosselte er nur das Tempo und hatte es nicht so eilig, wenn ein Hammerhai den Schwarm verfolgte. Wäre nicht das Schlechteste, als Tarpun wiedergeboren zu werden. Er schrieb weiter:
    Das verbleibende Geld sollte an den Witwenfonds der Polizeidienststelle Miami Beach gehen, oder wie auch immer das heute heißt. Es sind keine Angehörigen zu benachrichtigen. Ich hatte einen Bruder, der jedoch gestorben ist, und von seinen Kindern habe ich seit Jahren nichts gehört.
    Ich habe das Leben genossen und das eine oder andere zuwege gebracht. Falls jemand interessiert ist: Im Schlafzimmer ist ein Album mit ein paar Zeitungsausschnitten zu meinen alten Fällen.
    Zuletzt gestattete er sich ein kleines Eigenlob, bevor er mit einer Entschuldigung schloss:
    Es gab einmal eine Zeit, da konnte ich es mit jedem aufnehmen.
    Tut mir leid, solche Umstände zu machen.
    Er überlegte, las die Nachricht noch einmal durch und unterzeichnete mit einem eleganten Namenszug:
    Simon Winter. Detective a.D.
    Er holte einmal tief Luft und hob die Hand in Augenhöhe. Sie war ruhig. Er betrachtete seine Zeilen. Auch in seiner Schrift war kein Zittern zu erkennen. Dann wollen wir mal, dachte er. Du hast schon Schlimmeres durchgemacht. Worauf wartest du also noch?
    Er packte die Waffe und
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