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Der sueße Kuss der Luege

Der sueße Kuss der Luege

Titel: Der sueße Kuss der Luege
Autoren: Beatrix Gurian
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heißen Sie?«, fragt Basti dann den hübschen und kramt zwei zerfledderte Fünfzigeuroscheine aus seiner Hosentasche, die der Polizist entgegennimmt, einen großen Geldbeutel aus seiner Hosentasche herausholt und Basti zwanzig Euro herausgibt.
    »Friese. Aber meine Freunde…«, er schaut mich an, als ob Basti gar nicht da wäre. »Meine Freunde nennen mich Diego. Kommt von früher vom Kicken und ist irgendwie an mir kleben geblieben.«
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Diego. Ein Polizist.
    Der bärtige kommt zurück. »Alles okay«, sagt er und überreicht uns widerwillig die Ausweise, dabei sieht er seinen Kollegen böse an. Der kriegt sicher gleich eine Strafpredigt.
    »Hier ist auch alles in Ordnung«, sagt Diego, tippt sich an die Schirmmütze, nickt mir zu, tritt zurück und gibt uns frei.
    Basti lässt sich das nicht zweimal sagen und fährt los. Betont langsam diesmal.
    »Was war das denn?« Basti schaut mich gefährlich lange von der Seite an. »Du flirtest mit einem Bullen? Hast du sie noch alle? Du weißt doch, das sind alles verkappte Nazis.«
    »Und du hast zu viele Vorurteile! Du hast dich auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert. So unterwürfig kenne ich dich gar nicht. Sei froh, dass wir so glimpflich davongekommen sind und Christian nichts von unserer Spritztour erfährt.«
    Basti schnaubt verächtlich. »Ich fasse es nicht, du hast den Typen doch mit deinen Blicken förmlich verschlungen.«
    »Er hat damit angefangen.«
    »Das verstößt bestimmt gegen irgendwelche Regeln. So was dürfen die doch gar nicht. Die sind ja im Dienst!«
    Ich muss grinsen, weil ich mich das auch gerade gefragt habe. »Hey Basti, ich denke mal, das ist ein Menschenrecht, sogar Polizisten dürfen sich verlieben.«
    »Verlieben?« Basti wird richtig laut. »Der hat dir doch nur auf die Brust geglotzt, ganz klar, was der wollte! Verlieben? So ein Blödsinn. Mädchen sind so was von naiv!«
    Mir reicht es jetzt. Und ich will nicht daran glauben, dass Sebastian recht haben könnte. Abgesehen davon, dass ich den Typen sowieso nicht mehr wiedersehe.
    »Ich kann sehr wohl unterscheiden, ob mich jemand gierig anstarrt oder ob mich jemand als Ganzes wahrnimmt«, sage ich. »Lass uns zurück nach Frankfurt fahren.«
    Basti lacht demonstrativ meckernd wie ein Ziegenbock. »Als Ganzes? Du bist ja nicht mal ausgestiegen. Er konnte nur deine Oberweite sehen!«
    Ich rolle die Augen. Auf ein derartiges Niveau lass ich mich nicht ein. Es ist unglaublich, ja, aber es hat irgendwie zwischen uns gefunkt, ganz egal, was Sebi behauptet. Vielleicht täusche ich mich aber auch. Mein Sensor, was Typen angeht, ist ein bisschen beschädigt, seit Lukas mich wegen der hirntoten Vanessa verlassen hat und ich feststellen musste, dass ich die Einzige in der ganzen Schule war, die keine Ahnung von den beiden hatte.
    Schweigend fahren wir zurück nach Frankfurt, wo wir in dem kleinen Häuschen unserer Eltern leben, die nach meinem siebzehnten Geburtstag nach Fuerteventura übersiedelt sind, weil Papas Asthma dort viel besser zu ertragen ist als hier.
    Basti lässt mich an der U-Bahn aussteigen und bringt dann das Auto zurück in Christians Garage und die Autoschlüssel in die Wohnung. Die Haushälterin Andrea, die sich um das Penthouse kümmert, hat an Sebastian einen Narren gefressen und uns noch nie verraten.
    Die U-Bahn ist leer und verführt mich dazu, in Tagträumen zu schwelgen. Als ich etwas später unsere Tür aufsperre, klingelt das Telefon. Ich renne hin, weil der Anrufbeantworter kaputt ist und meine beste Freundin Ellen sich später mit mir treffen wollte.
    »Hallo…«, sagt eine samtige Stimme gedehnt. Nicht Ellen.
    Mein Herz klopft plötzlich schneller. Kann es wirklich sein, dass das dieser Polizist ist, oder verarscht mich Basti, indem er von unterwegs anruft und seine Stimme dunkler macht als sonst? Mein jüngster Bruder ist berüchtigt für seine Telefonscherze.
    »Hallo?«, fragt die Stimme wieder und da höre ich im Hintergrund den bärtigen, der Diego irgendetwas zuzischelt.
    »Ja?«
    »Entschuldigung, spreche ich mit Marie-Luise Schrader?«
    »Lu«, sage ich wie aus der Pistole geschossen, »man nennt mich Lu.«
    »Hier ist Diego. Ist es Ihnen unangenehm, dass ich anrufe?«
    »Geht es noch einmal um den Strafzettel?«
    »Nein, ich rufe nur Ihretwegen an.«
    Ich zwinge mich, nicht jeden Satz zu wiederholen wie ein Papagei, obwohl mir fast ein »Echt, meinetwegen?« herausrutscht. Immerhin bringe ich ein neutrales »Ja?«
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