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Der sueße Kuss der Luege

Der sueße Kuss der Luege

Titel: Der sueße Kuss der Luege
Autoren: Beatrix Gurian
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mit rotblonden Haaren, einer Brille und viel zu vielen Sommersprossen und könnte in keiner Castingshow mitmachen, weil ich eher altmodisch aussehe, mein Gesicht, meine Arme, alles, einfach alles an mir ist viel zu rund. Was echt ungerecht ist, denn meine Brüder essen den ganzen Tag und sind trotzdem rotblonde Spargeltarzane, was man von dem Polizisten, der sich immer noch verzweifelt räuspert, nicht behaupten kann. Der hat breite Schultern, eine schmale Taille und seine Armmuskeln sprengen fast das hässlich beigegelbe Hemd.
    Immer noch lächelt er mich an und starrt so intensiv in meine Augen, dass etwas in mir zu vibrieren beginnt, und schließlich lächele ich zurück, obwohl er Polizist ist.
    Leider nähert sich schon sein Kollege, der wiederum in seiner Uniform so verloren wirkt, als wäre ihm alles eine Nummer zu groß. Er hat einen viereckigen hellblonden, akkurat gestutzten Bart, der wie ein Bilderrahmen um sein fades Gesicht wächst und ihn viel älter wirken lässt als den hübschen, weshalb ich mal vermute, der bärtige hat das Kommando.
    »Sie wissen, warum wir Sie rausgewunken haben?«, fragt er auch prompt und klingt so humorlos wie mein Physiklehrer beim Abfragen von Formeln. Seine ungewöhnlich bleistiftgrauen Augen scannen den Jaguar kritisch ab, als ob wir Diebesgut darin versteckt hätten.
    Ich bin gespannt, wie Basti auf diesen Ton reagieren wird, er hält nichts von jeglicher Staatsmacht und sieht sich gern als kleiner Revoluzzer.
    »Äh, ja«, säuselt da mein Bruder, »ich denke, ich weiß, warum Sie uns rausgefischt haben. Wir waren einen winzigen Tick zu schnell, oder?«
    Ich fasse es nicht und würde meinen Bruder gern in die Rippen stoßen, um ihn daran zu erinnern, was er zu Hause immer predigt, aber ich bin zu sehr damit beschäftigt, dem hübschen Polizisten in die leuchtenden Augen zu schauen. Ich weiß nicht, sind sie blaugrün oder grünblau oder was? Und sein Mund ist auch sehr interessant, die Oberlippe ist fast herzförmig geschwungen, aber viel heller als die volle und blassrosa Unterlippe.
    »Sie waren«, fängt der bärtige an und ich sehe aus den Augenwinkeln, dass er in einem schwarzen Gerät nachschaut, »Sie waren nicht nur ein winziges bisschen schnell, sondern Sie waren mehr als dreißig Stundenkilometer über der Geschwindigkeitsbegrenzung. Das wird teuer. Können Sie sich ausweisen? Und die Fahrzeugpapiere bitte.«
    Jetzt kriege ich auch Panik, wir haben die Papiere natürlich nicht, weil Christian sie uns niemals geben würde. Ich reiße mich von dem Anblick des hübschen Polizisten los und überlege, was ich zu Bastis Unterstützung beitragen kann.
    Aber da legt sich der hübsche schon für uns ins Zeug. »Hey, Kollege, können wir nicht mal eine Ausnahme machen?«
    Der ältere schüttelt seine dünnen blonden Haare. »Nein, können wir nicht! Diesen Rowdys muss man Einhalt gebieten. Eine Verwarnung ist das Mindeste. Und achtzig Euro Bußgeld.«
    »Wäre es möglich, das gleich zu regeln?«, fragt Basti und jetzt wird mir klar, dass er viel mehr Angst vor Christian hat als vor den Polizisten.
    Der hübsche zwinkert mir zu. »Jep, achtzig Euro, Kollege, mach doch schon mal die Quittung fertig. Aber vorher müssen wir noch die Personalien aufnehmen. Von Ihnen beiden.« Unfassbar, noch nie hat mich jemand so angeschaut, seine Augen streicheln über meinen Körper und ich kriege davon Gänsehaut, als ob er mich wirklich anfassen würde. Ich kenne ihn doch gar nicht, wie kann er da solch eine Wirkung auf mich haben? Außerdem ist der Mann Polizist, dürfen die Frauen so hemmungslos angraben?
    Basti protestiert und faselt etwas von Datenschutz, aber da bleiben die Beamten hart. Sie notieren sich unsere Namen und Adressen. Der ältere geht mit den Ausweisen zum Streifenwagen, um die Namen durch den Computer laufen zu lassen, während der hübsche bei uns stehen bleibt.
    »Marie-Luise Schrader, dieser Name passt zu Ihnen«, sagt er, dann zuckt etwas in seinem Gesicht und er wendet sich an meinen Bruder. »Sie haben denselben Nachnamen, sind Sie etwa verheiratet?« Sein Blick wandert fragend zu mir zurück und presst seine Lippen aufeinander, was ihn enttäuscht wirken lässt.
    »Nein, Sebastian ist nur mein Bruder«, erkläre ich deshalb schnell und mir wird heiß, weil ich kurz davor bin, dem hübschen auch noch zu verraten, dass ich gerade keinen Freund habe. Vielleicht auch noch die Kleidergröße? Ich muss verrückt sein. Hallo Lu-u-u, der Mann ist Polizist!
    »Und wie
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