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Der Sturz aus dem Fenster

Der Sturz aus dem Fenster

Titel: Der Sturz aus dem Fenster
Autoren: Amanda Cross
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bereit, ihn zu zahlen. Für Ergebnisse natürlich, aber auch für einen ernsthaften Versuch – einen zum Beispiel, der den gegenwärtig Verdächtigen entlastet.«
    Kate blickte in die Runde. Alle sahen sie an und warteten auf ihre Antwort. »Verdammt«, sagte Kate.
    16

Zwei
    wenn du dir vertrauen kannst,
    während alle an dir zweifeln,
    und du dabei auch ihre Zweifel
    verstehst

    Edna Hoskins scheuchte Kate hoch und in ihr, Ednas, Büro, wo sie Kate sanft in einen Sessel drückte und in ihrem Schrank nach der Flasche Scotch stöberte. Als beide ein Glas vor sich stehen hatten, hob Edna ihres. »Auf dich, meine Liebe. Sollte dir zum Heulen sein, vergieß deine Tränen am besten jetzt gleich. Ich glaube zwar nicht, daß Mrs. Micawber das gesagt hat, aber der Satz könnte gut von ihr stammen. Übrigens war es der Wunsch der Herren, daß ich dich mitnehme, mach dir also keine Sorgen um ihre gekränkte Eitelkeit.
    Kurz vor sechs ist uns allen nach einem Drink zumute, aber ich für meinen Teil genieße ihn lieber in sympathischerer Gesellschaft.«
    »Für mich bist du wirklich das einzig Sympathische bei der ganzen Sache«, sagte Kate. »Edna, was soll ich tun?«
    »Das, worum sie dich bitten. Im Grunde lassen sie dir gar keine andere Wahl, wie du bestimmt gemerkt hast. Dir stehen drei Möglichkeiten offen: Du tust es, du läßt es bleiben, oder du nennst den Preis, wenn du es tust.«
    »Ich bin noch nie für meine Detektivarbeit bezahlt worden.«
    »Strenggenommen bist du ja auch noch nie offiziell engagiert worden. Du könntest zum Beispiel verlangen, daß die Universität dich in Form studentischer Hilfskräfte bezahlt.«
    »Angenommen, ich finde den Mörder nicht. Angenommen, was noch schlimmer wäre, ich finde den Mörder und will ihnen nicht verraten, wer es ist. Ganz zu schweigen von der Frage, wo ich mitten in einem schrecklichen Semester die Zeit dafür hernehmen soll.
    Außerdem ist mir vorhin etwas klargeworden, was mich beunruhigt.
    Ich mag die Verwaltungsleute nicht, und, was noch schlimmer ist, ich traue ihnen nicht. Wahrscheinlich ist das der Grund, weshalb sie mir nicht trauen.«
    »Ziemlich niederschmetternd, findest du nicht?« sagte Edna, legte die Füße auf ihren Schreibtisch und nahm einen Schluck Scotch.
    Kate beobachtete sie mit jener Zuneigung, die Frauen nach vielen überstandenen Kämpfen in ihrem Berufsleben oft füreinander empfinden.
    17

    Kate sagte: »Es ist auch schon vorgekommen, daß ich jemanden von der Verwaltung mochte, und manchmal sogar einen Mann. Aber bei den meisten habe ich den starken Verdacht, daß ihnen der eigene Vorteil übers Prinzip geht, und zwar immer und überall. Verwal-tungsbeamte, jedenfalls die vom alten Stil, sind per definitionem Leute, die genau wissen, wie weit sie gehen können. Hin und wieder täuscht sich einer und geht zu weit; dann machen die Studenten Sit-ins, der Campus gerät in Aufruhr und die Verwaltung wird umbe-setzt.
    Die wenigen Frauen in diesem Apparat tun, was sie können, das heißt, wenn sie genug Mumm haben, aber letzten Endes bleibt ihnen nichts anderes übrig, als mitzuspielen. Habe ich recht oder nicht?«
    »Ja und nein. Für Schwarzweißmalerei bist du zu alt und zu klug.
    Ich glaube, du hast Angst zu versagen. Angst, daß es heißt: Wir wußten von Anfang an, daß sie nichts herausfinden wird; sie ist halt überschätzt worden, wie die meisten Frauen an Universitäten, besonders die vom feministischen Lager.«
    »O Gott«, sagte Kate. »Kann ich die Polizeiakten einsehen?«
    »Natürlich nicht. Die Polizei will den Fall nicht aus der Hand geben und denkt nicht dran, ohne Zwang Beweismaterial zu veröffentlichen. Zu welchen Tricks du deinen Mann als Ex-Bezirksstaatsanwalt bewegen kannst, weiß ich nicht und will es auch nicht wissen.«
    »Glaubst du, deine Herren Kollegen zählen darauf, daß ich Reed um Hilfe bitte?«
    »Die klammern sich an jeden Strohhalm, sogar dich als Detektivin. Warum besprichst du das Ganze nicht mit Reed?«
    »Hast du etwas dagegen, wenn ich es zuerst mit dir durchspreche?«
    Edna seufzte, füllte ihr und Kates Glas aufs neue und legte die Füße wieder hoch. Sie hatte vier Kinder großgezogen – mit der Unterstützung eines hilfsbereiten und loyalen Mannes, und die Sicherheit, die ihr das sowie die Tatsache, daß sie alles glücklich hinter sich hatte, verlieh, zeigte sich in ihrem Lächeln und ihrer Zuversicht-lichkeit. Sie hatte als Dekanin viel erreicht, und jetzt, in ihren späten Fünfzigern, fühlte sie
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